ROUNDUP: Corona-Krise brockt Swiss Re Quartalsverlust ein

dpa-AFX · Uhr

ZÜRICH (dpa-AFX) - Hohe Schäden und die Kapitalmarktturbulenzen durch die Corona-Pandemie haben den schweizerischen Rückversicherer Swiss Re im ersten Quartal in die roten Zahlen gerissen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 225 Millionen US-Dollar (207 Mio Euro), wie der Rivale der deutschen Munich Re am Donnerstag in Zürich mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte hier noch ein Gewinn von 429 Millionen Dollar gestanden. Obwohl die Schadenbelastung höher ausfiel als gedacht, hatten Analysten im Schnitt unter dem Strich ein noch höheres Minus erwartet.

Die Swiss-Re-Aktie reagierte kaum auf die Nachrichten. An der Börse in Zürich lag ihr Kurs am Morgen unverändert bei 73,74 Franken. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier bisher rund ein Drittel verloren.

Im ersten Quartal schlug vor allem die Absage und Verschiebung von Veranstaltungen bei der Swiss Re teuer zu Buche. Dazu zählte auch die Verschiebung der Olympischen Sommerspiele in Tokio, die nun erst 2021 stattfinden sollen. Insgesamt bezifferte das Unternehmen die verbuchten Schäden infolge der Covid-19-Krise auf 476 Millionen Dollar vor Steuern.

Hinzu kamen hohe Schäden durch Naturkatastrophen. Der Abschwung an den Kapitalmärkten schlug bei dem Rückversicherer mit rund 300 Millionen Dollar zu Buche. Unterdessen steigerte das Unternehmen seine Nettoprämien und Honorareinnahmen um sieben Prozent auf rund 9,6 Milliarden Dollar.

Als positive Entwicklung meldete die Swiss Re, dass sie bei der Vertragserneuerung mit Erstversicherern zum 1. April im Schaden- und Unfallgeschäft höhere Preise durchsetzen konnte. Nominal seien die Preise um acht Prozent gestiegen. Das lag vor allem an dem Geschäft von Windsturmrisiken in Japan, wo zuvor mehrere Taifune immense Schäden angerichtet hatten. Rückversicherungsschutz sei in diesem Segment für die Swiss-Re-Kunden um mehr als 50 Prozent teurer geworden, hieß es.

"Die Covid-19-Pandemie ist noch lange nicht vorbei und sie wird weitreichende Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft haben", sagte Konzernchef Christian Mumenthaler. Angesichts der Debatte um die Rolle der Versicherungsbranche in solchen Krisen forderte er eine bessere Zusammenarbeit von Politik und Unternehmen der Branche. "Längerfristig müssen wir aus der gegenwärtigen Situation Lehren ziehen und nach Lösungen im Sinne öffentlich-privater Partnerschaften suchen, damit die Gesellschaft disruptive Ereignisse dieses Ausmaßes in Zukunft besser bewältigen kann."

Versicherer und Rückversicherer stehen international unter Druck, dass sie im Zuge der von vielen Firmenkunden abgeschlossenen Betriebsausfallpolicen auch für die behördlich angeordneten Firmenschließungen zahlen sollen - obwohl Pandemien in vielen Versicherungsverträgen nicht inbegriffen sind. Mit dieser Forderung hat unter anderem US-Präsident Donald Trump die Branche beunruhigt, die Debatte läuft aber auch in Deutschland. So macht der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Druck auf die Versicherer. Zu spüren bekommen haben das unter anderem die Allianz und die Versicherungskammer Bayern./stw/nas/jha/

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