SAP: Gute Zahlen und neues Führungsduo ++ Hugo Boss: Prognose passt nicht mehr ++ Rational: Auch hier sagt der Chef Adieu

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Das Zittern der Anleger war Anfang Oktober bei den Anlegern deutlich zu spüren. Nur selten sind die Aktienmärkte so schlecht in einen neuen Börsenmonat gestartet. Innerhalb der ersten 4 Handelstage gab der Dax zum Beispiel um rund 400 Punkte nach und tauchte sogar unter die Marke von 12.000 Punkte ab. Die Sorgen scheinen allerdings deutlich kleiner geworden zu sein. Die düsteren Wolken Handelsstreit und Brexit haben sich am Donnerstag wieder aufgehellt. Abgezogen sind sie allerdings noch nicht.

Verhandlungen laufen „wirklich gut“

US-Präsident Donald Trump hat sich positiv über den Verlauf der neuen Handelsgespräche zwischen den USA und China geäußert. Die Verhandlungen liefen „wirklich gut“, sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) in Washington. Konkreter wurde er nicht, Trump verwies aber erneut auf sein geplantes Treffen mit dem chinesischen Delegationsleiter, Vizepremier Liu He, am Freitag im Weißen Haus.

Vertreter beider Seiten hatten am Donnerstag in ihrem Bemühen um ein umfassendes Handelsabkommen in Washington eine Runde neuer Gespräche begonnen. Kurz zuvor hatte China scharfe Kritik an den jüngsten Strafmaßnahmen der USA geübt. Die US-Regierung hatte Visa-Restriktionen gegen Vertreter der chinesischen Regierung und der Kommunistischen Partei verhängt sowie 28 chinesische Regierungs- und Handelsorganisationen auf eine schwarze Liste gesetzt, um Exporte an sie zu beschränken. Begründet worden waren diese Maßnahmen damit, dass China die muslimische Minderheit der Uiguren unterdrücke.

Strafzölle stehen noch im Raum

Sollte in den Gesprächen nun kein Durchbruch erzielt werden, sollen schon am Dienstag bestehende Strafzölle auf chinesische Importe im Wert von rund 250 Milliarden US-Dollar von 25 Prozent auf 30 Prozent erhöht werden. Weitere Strafzölle sollen im Dezember dazukommen. Die US-Regierung wird damit Strafzölle auf fast alle Importe aus China – Waren im Wert von rund 500 Milliarden US-Dollar – verhängt haben.

Annäherung beim Brexit?

Nach einer angedeuteten Annäherung zwischen Großbritannien und Irland im Brexit-Streit berät am Freitag die Europäische Union über Chancen auf einen Kompromiss mit London. EU-Unterhändler Michel Barnier trifft zunächst den britischen Brexit-Minister Stephen Barclay und informiert anschließend die 27 bleibenden EU-Staaten (12.30 Uhr). Erwartet wird eine Entscheidung, ob sich Verhandlungen vor dem EU-Gipfel Ende nächster Woche lohnen. Andernfalls dürfte die Diskussion über eine weitere Verschiebung des für 31. Oktober geplanten britischen EU-Austritts wieder Fahrt gewinnen.

Am Donnerstag waren der britische Regierungschef Boris Johnson und sein irischer Kollege Leo Varadkar einer Lösung offenbar deutlich näher gekommen. Ein Deal bis zum 31. Oktober sei noch möglich, sagte Varadkar nach einem über zweistündigen Gespräch mit Johnson in der Nähe von Liverpool. Zugleich wies er aber darauf hin, dass noch etwas schiefgehen könnte.

Dax ist erleichtert

Nachdem Donald Trump Donnerstag bekanntgegeben hatte, dass er sich heute mit dem chinesischen Delegationsleiter, Vizepremier Liu He, im Weißen Haus trifft, konnte der deutsche Leitindex gegen Handelsende noch ins Plus drehen. Die Hoffnung auf einen „Zwischendeal“ im Handelsstreit sorgen auch heute für Erleichterung an den Märkten. Der Dax startet mit 12.296,98 Punkten in den Handelstag – ein Plus von 0,87 Prozent.

SAP: Aktie profitiert von guten Zahlen und neuer Chefetage

Große Überraschung in Walldorf: Der seit 2010 amtierende SAP -Vorstandschef Bill McDermott tritt überraschend zurück. Die Vorstandsmitglieder Jennifer Morgan und Christian Klein sollen als Führungsduo mit sofortiger Wirkung seine Nachfolge antreten und Europas größten Softwarehersteller führen, wie der Dax -Konzern am frühen Freitagmorgen mitteilte.

Einen konkreten Grund für den Rücktritt McDermotts nannte das Unternehmen zunächst nicht. McDermotts Vertrag lief noch bis 2021, diesen werde er nicht verlängern. Er ist seit 2002 im Unternehmen. Noch bis Ende des Jahres will der Manager in einer beratenden Rolle im Unternehmen bleiben. „Jetzt ist der Moment gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen“, sagte McDermott.

McDermott gilt als begnadeter Verkäufer, Zaudern und Zweifeln ist seine Sache nicht. Für das Wachstum in der Cloud steckte SAP in seiner Zeit viele Milliarden in teure Zukäufe. Unter seiner Ägide wurde der Konzern zum wertvollsten deutschen Börsenkonzern, aktuell ist SAP rund 130 Milliarden Euro wert.

Zahlen überraschen ebenfalls

Die in der Nacht zum Freitag ebenfalls vorgelegten Zahlen zum dritten Quartal konnten sich sehen lassen. Umsatz und Gewinn kletterten überraschend kräftig, nachdem SAP im Vorquartal noch den Handelsstreit zwischen den USA und China zu spüren bekommen hatte. Den Erlös steigerte der Konzern im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro, unter dem Strich blieben mit 1,26 Milliarden Euro 30 Prozent mehr Gewinn übrig.

Die Maßnahmen, wie der Konzern in den kommenden fünf Jahren seine Marge kontinuierlich steigern will, müssen nun Jennifer Morgan und Christian Klein den Investoren Mitte November präsentieren. Morgan ist 48 Jahre alt und stammt ebenfalls aus den USA. Bisher steuert sie im SAP-Vorstand die Cloudsparte. Sie ist seit 2004 im Unternehmen, seit 2017 im Vorstand. Klein ist 1980 geboren und ist derzeit für die Produktentwicklung im Vorstand verantwortlich. Er ist seit 1999 im Unternehmen und seit vergangenem Jahr im Vorstand.

Hugo Boss: Maßanzug passt nicht mehr

Der Modekonzern schnallt den Gürtel für das Jahrs 2019 enger. Die „anhaltenden gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten“ sowie die Hongkong-Unruhen würden sich immer stärker auf die Nachfrage der Kunden auswirken, teilte das MDax -Unternehmen am Donnerstagabend in Metzingen mit. Darum rechnet Hugo Boss nur noch mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Zuvor hatte das Unternehmen mit einem Wachstum am unteren Ende des mittleren einstelligen Prozentbereichs gerechnet. Beim Betriebsgewinn (Ebit) erwartet das Unternehmen nur noch 330 bis 340 Millionen Euro. Zuvor war ein Wachstum am unteren Ende eines Anstiegs im hohen einstelligen Prozentbereich angepeilt worden – der Vorjahreswert lag bei 347 Millionen Euro.

Kurz & knapp:

Rational: Der Finanzchef des Großküchenherstellers Rational gibt sein Amt ab. Axel Kaufmann werde zum Ende des Jahres aus dem Vorstand ausscheiden, teilte der MDax-Konzern am Freitag in Landsberg mit. Zunächst werde der Vorstandsvorsitzende Peter Stadelmann die Aufgaben Kaufmanns übernehmen.

ShopApotheke: Der Online-Medikamentenhändler hat in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres von gestiegenen Bestellungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz profitiert. Auch im internationalen Geschäft lief es rund. Im Berichtszeitraum bis Ende September konnte Shop Apotheke demnach den Umsatz um 31 Prozent auf 509 Millionen Euro steigern, wie das SDax-Unternehmen am Freitag im niederländischen Venlo bei der Vorlage vorläufiger Zahlen mitteilte. Für das laufende vierte Quartal erwartet der Online-Medikamentenhändler eine weitere Umsatzsteigerung und bestätigte seine Prognose für das Jahr 2019. Shop Apotheke erwartet weiterhin eine Erhöhung der Erlöse um 30 Prozent auf rund 700 Millionen Euro. Endgültige Zahlen will der Konzern am 14. November veröffentlichen.

Nike: Das Sportartikelunternehmen schließt laut Berichten mehrere US-Medien von Donnerstag (Ortszeit) sein umstrittenes Oregon Project. Dessen Chef, Alberto Salazar, war in der vergangenen Woche wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Regeln für vier Jahre gesperrt worden. Zu den Athleten, die in Oregon trainieren, zählt auch die Leverkusener Mittel- und Langstreckenläuferin Konstanze Klosterhalfen, die bei den Weltmeisterschaften in Katar Bronze über 5000 Meter geholt hatte. „Die Situation mit den anhaltenden unbegründeten Behauptungen lenken viele Athleten ab und beeinträchtigen ihre Fähigkeit, sich auf Trainings- und Wettkampfbedrüfnisse zu konzentrieren“, zitiert das US-Magazin „Runner’s Point“ den Nike-Chef Mark Parker. „Ich habe daher die Entscheidung getroffen, das Oregon-Projekt zu schließen.“ Salazar war nach langjährigen Ermittlungen der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA gesperrt worden, ebenso wie der Arzt Jeffrey Brown. Der gebürtige Kubaner und frühere Marathon-Spitzenläufer Salazar hat dagegen Einspruch erhoben.

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