SAP: Keine Probleme im Vorstand ++ Gerresheimer: Start ins neue Jahr geglückt ++ Hella: Zulieferer trotzt Krise in der Autobranche

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Brexit wird erneut verschoben, vom Handelsstreit gibt es auch Neuigkeiten, fehlt eigentlich nur noch das Italien überraschend die Wirtschaftsprognose anhebt. Dann wären auf einen Schlag einige große Probleme auf einmal gelöst. Das allerdings viel von den Problemen bzw. Lösungen eingepreist ist, zeigt die heutige Reaktion des Dax. Es gibt keinen Freudensprung, die Brexit-Verschiebung wird lediglich zur Kenntnis genommen. Was anderes war ja auch nicht erwartet worden.

Ende Oktober soll jetzt Schluss sein

Spätestens Halloween hat der Brexit-Spuk ein Ende. Ein passenderes Datum hätte sich die EU ja gar nicht aussuchen können, besser gesagt der französische Staatspräsident. Ein längerer Aufschub wurde nämlich von Emmanuel Macron gestoppt.

Und was ist jetzt mit der Europawahl?

Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zufolge wird Großbritannien nun wahrscheinlich an den Wahlen für das europäische Parlament vom 23. bis 26. Mai teilnehmen. Der Schritt könnte für manche merkwürdig sein, sagte er. Allerdings: „Die Regeln sind die Regeln.“ May erklärte dagegen, wenn die Brexit-Vereinbarung vor dem 22. Mai ratifiziert werde, müsse das Königreich nicht mehr an der Abstimmung teilnehmen. Wir sind gespannt, ob Theresa May das schafft, oder mit der Anzahl der Abstimmungen über den EU-Deal in Guiness Buch der Rekorde einzieht. Bis zum 22. Mai oder sogar bis zum 31. Oktober kann Theresa May ja noch das ein oder andere Mal im Unterhaus über den Vertrag abstimmen lassen.

Handelsabkommen in greifbarer Nähe?

Laut Finanzminister Steven Mnuchin sind beiden Parteien ein weiteres Stück zusammengerückt. Die USA und China hätten im Prinzip einen „Umsetzungsmechanismus“ vereinbart, der im Falle eines Abkommens greifen solle, sagte Mnuchin dem Sender CNBC am Mittwoch. Dazu würden sowohl von den USA als auch von China Büros eingerichtet, „die sich mit den laufenden Angelegenheiten befassen“. Der große Durchbruch scheint die Vereinbarung allerdings noch nicht zu sein. Mnuchin betonte nämlich auch noch, dass noch einige wichtige Themen angesprochen werden müssten.

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SAP: Alles gut - Es gibt keine Probleme

SAP-Chef Bill McDermott sieht die Führungsriege des größten europäischen Softwareherstellers trotz zweier prominenter Abgänge in kurzer Zeit gut aufgestellt. „Es gibt und gab keine Probleme im Vorstand“, sagte der US-Amerikaner der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“/Donnerstag). „Wenn zwei Vorstände, die zusammen fünfzig Jahre für SAP gearbeitet haben, nach langer Zeit etwas Neues planen, dann ist das völlig normal.“ Vor kurzem hatten Produktvorstand Bernd Leukert und jüngst auch der Cloudsparten-Chef Robert Enslin das Unternehmen verlassen. „Machen Sie aus dem Ausscheiden keine Fake News“, betonte McDermott.

Gerresheimer startet gut ins neue Jahr

Weiterhin schwungvolle Geschäfte mit Glasverpackungen für die Kosmetik- und die Pharmaindustrie haben den Düsseldorfer Verpackungs-Spezialisten zum Start des neuen Geschäftsjahres angetrieben. Zudem zog die Nachfrage nach vorfüllbaren Spritzen an, während die Nachfrage nach Kunststofffläschchen für verschreibungspflichtige Medikamente in den USA wegen einer glimpflicheren Grippesaison nicht so hoch war wie ein Jahr zuvor. Insgesamt stieg der Umsatz in den drei Monaten bis Ende Februar um gut 6,3 Prozent auf 308,5 Millionen Euro, wie das MDax-Unternehmen am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. Das ist in etwa so viel wie Analysten erwartet hatten.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte auf 145,9 Millionen Euro zu nach 52,6 Millionen Euro vor einem Jahr. Allerdings geht der deutliche Anstieg nur auf die Verbuchung einer nachträglichen Kaufpreisminderung in Höhe von 92,3 Millionen Euro für den übernommenen Medizintechnikanbieter Sensile Medical zurück. Ohne diesen Effekt hätte das operative Ergebnis 53,6 Millionen Euro betragen und damit die durchschnittliche Markterwartung verfehlt. Aktuell steckt Gerresheimer viel Geld in Wachstumsprojekte, was noch auf den Gewinnen lastet.

Nur wegen der Kaufpreisminderung hoben die Düsseldorfer auch den Ebitda-Ausblick für das gesamte Geschäftsjahr auf rund 387 Millionen Euro plus, minus 5 Millionen Euro an. Beim Umsatz werden weiterhin 1,4 bis 1,45 Milliarden Euro erwartet.

Hella bleibt auf Kurs

Auch wenn die Autobauer mit großen Problemen zu kämpfen haben, der Zulieferer und Lichtspezialist Hella lässt sich davon nicht aus der Bahn werfen und bestätigte heute seine Prognose. Im dritten Geschäftsquartal (Ende Februar) konnte der Licht- und Elektronikspezialist den Umsatz bereinigt um Währungseffekte und Zu- wie Verkäufe um 4 Prozent steigern, wie das MDax-Unternehmen am Donnerstag in Lippstadt mitteilte.

Die Autozuliefersparte wuchs mit 6,4 Prozent sogar etwas schneller als vor einem Jahr. „Der Gegenwind vom Markt hat für uns im dritten Quartal wie erwartet weiter zugenommen. Dennoch sind wir insgesamt auf Kurs“, sagte Hella-Chef Rolf Breidenbach. Die meisten anderen Autozulieferer leiden stärker unter der Schwäche der Industrie in Europa und China und mussten in den vergangenen Quartalen ihre Prognosen deutlich zusammenstreichen.

Der Konzernumsatz insgesamt ging vor allem wegen des Verkaufs des Großhandelsgeschäfts um gut 3 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro zurück. Das war aber immer noch mehr, als Analysten zuvor geschätzt hatten. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg um 6 Prozent auf 115 Millionen Euro und lag damit ebenfalls etwas besser als im Schnitt der Experten gedacht. Unter dem Strich ging der Gewinn wegen deutlich höherer Steuern um 15 Prozent auf 66 Millionen Euro zurück.

Kurz & knapp: 

Scout24: Der Onlinemarktplatz-Betreiber greift den Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Blackstone bei deren Übernahmeplänen unter die Arme. Der Vorstand und der Aufsichtsrat von Scout24 empfehlen die Übernahmeofferte anzunehmen, wie das MDax-Unternehmen am Mittwochabend in Berlin mitteilte. Die gebotenen 46 Euro je Aktie in bar erschienen angemessen. Zuletzt war das Interesse der Aktionäre an der inklusive Schulden rund 5,7 Milliarden Euro schweren Offerte äußerst gering. Viele Anleger scheinen sich mehr zu erhoffen. Der Aktienkurs von Scout24 hält sich bereits seit der Bekanntgabe des Angebots im Februar nahezu unverändert auf dem Niveau von 46 Euro. So waren in der ersten Woche der Angebotsperiode, die vom 28. März bis zum 9. Mai läuft, nicht einmal 500 Papiere angedient worden.

Deutsche Börse: Die Frankfurter nehmen nach dem erst Anfang der Woche angekündigten Zukauf im Indexsegment weitere Übernahmen ins Visier. Dabei soll erneut das Devisengeschäft gestärkt werden. Der Börsenbetreiber bestätigte am Donnerstag konkrete Gespräche mit dem Finanzdatenanbieter Refinitiv über den möglichen Kauf einzelner Geschäftsbereiche im Devisenhandel. Damit könnte der seit Anfang 2018 amtierende Konzernchef Theodor Weimer weitere Taten auf seine Ankündigungen, sich aktiv nach Übernahmezielen umzuschauen, folgen lassen.

LVMH: Eine starke Nachfrage nach Mode, Wein und Schmuck hat dem französischen Luxusgüterkonzern LVMH im ersten Quartal kräftig Rückenwind verliehen. Der Umsatz stieg in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus eigener Kraft um 11 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten laut der Nachrichtenagentur Bloomberg im Durchschnitt einen Anstieg auf 12,2 Milliarden Euro auf dem Zettel. Mit einem organischen Plus von 15 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro wuchs das Geschäft mit Mode und Lederwaren besonders stark. Aber auch Wein, Kosmetik und Schmuck waren gefragt.

Von Markus Weingran

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Foto: 360b / Shutterstock.com

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