SAP stellt nach Qualtrics-Börsengang weitere Zukäufe in Aussicht
Murcia (Reuters) - Der Softwarekonzern SAP will nach dem Börsengang seiner US-Tochter Qualtrics weitere Zukäufe in Angriff nehmen.
Durch das Marktdebüt gewinne SAP Spielraum für weitere Investitionen, kündigte Finanzvorstand Luka Mucic am Montag gegenüber Journalisten an. Dies könnten auch Akquisitionen sein. In der Nacht zu Montag hatte der Walldorfer Dax-Konzern angekündigt, seinen jüngsten Milliardenzukauf aus dem Jahr 2018 in den USA an die Börse bringen zu wollen. Er gehe davon aus, dass das Finanzmarktdebüt "alle Zutaten" haben werde, um von Investoren gut aufgenommen zu werden. Qualtrics-Mitgründer Ryan Smith gab sich ähnlich zuversichtlich, dass dies für den Anbieter von Software zur Analyse von Kundenerfahrungen der beste Weg sei. Danach könne auch Qualtrics Übernahmen stemmen.
Zu Details wie dem Zeitplan des Börsengangs hält sich SAP bislang bedeckt. Vorstandschef Christian Klein betonte, SAP wolle weiterhin die Mehrheit an Qualtrics halten: "Wir sind auf lange Sicht dabei." Kleins Vorgänger Bill McDermott hatte den acht Milliarden Dollar schweren Zukauf unter Dach und Fach gebracht und dafür angesichts des Preises auch Kritik eingeheimst. "Der teilweise Börsengang kreiere ein Win-Win-Setup", sagte Klein. Qualtrics könne außerhalb von SAP Kunden gewinnen, während Europas wertvollstes Technologieunternehmen weiterhin die US-Tochter konsolidiere.
Smith sagte, Qualtrics sei inzwischen ein "deutlich größeres Unternehmen" als vor dem Kauf durch SAP, als es bereits kurz vor dem Börsengang stand und damals eine Bewertung von mindestens sechs Milliarden Dollar anpeilte. Mucic wollte keinen Einblick in die angestrebte Bewertung geben, sagte aber, in der Regel brächten Technologiefirmen eine Beteiligung zwischen 10 und 15 Prozent an die Börse.
SAP bestätigte den Ausblick für 2020 wie auch für 2023. Im April hatte Europas wertvollstes Technologieunternehmen wegen der Corona-Krise seine Erwartungen nach unten geschraubt. "Mit unseren Investitionen in strategische Wachstumsfelder sind wir zuversichtlich, dass wir nicht nur die Krise bewältigen, sondern auch gestärkt aus ihr hervorgehen werden", sagte Mucic. Anfang Juli hatte SAP bereits Einblick in das zweite Quartal gegeben, das angesichts florierender Cloud-Geschäfte überraschend gut verlief. Bisher noch nicht bekannt war der Gewinn je Aktie, der um sieben Prozent auf 1,17 Euro stieg.