Sell in May and go away?

Stefan Riße · Uhr

Nachdem die Märkte seit Jahresbeginn fantastisch gelaufensind und das nicht nur in den USA, sondern auch in Europa, stellen sichnatürlich viele Anleger die Frage, ob es nicht Zeit ist Gewinne mitzunehmen.Die Antwort fällt schwer und einen pauschalen Rat kann man nicht geben. Hängt esdoch davon ab, wer da vor einem sitzt.

Ohne Aktien geht es gar nicht

Wer bisher noch gar nicht in Aktien oder aktienähnlicheProdukte wie Aktienfonds oder Mischfonds investiert hat, der sollte auch jetzt nochkaufen, unabhängig vom Zeitpunkt. Denn schon seit Jahren frisst die zuletzt auf2 % wieder angestiegen Inflation Kaffeelöffelweise sein Vermögen. Und das wirdauch so bleiben. Denn Zinsanhebungen in einen Bereich mit positiven Realzinsensind vor dem Hintergrund der aufgetürmten Schuldenberge ausgeschlossen. DieWelt hängt an den Minizinsen, wie ein Verletzter an der Bluttransfusion.

Üblicher Saisonzyklus könnte in diesem Jahr zutreffen

Wer bereits in Aktien investiert hat, oder auch etwasaktiver in seiner Investitionsquote variiert – die Mehrheit der Leser einersolchen Kolumne gehören wahrscheinlich zu dieser Spezies – der kann vielleichtmal an Gewinnmitnahmen denken. Statistisch gesehen beginnen jetzt dieschwächeren Börsenmonate. Schaut man sich die Historie für den S&P 500 an,dann hat er seit seiner Berechnung in den Monaten von November bis April imSchnitt 5 % zugelegt und von Mai bis Oktober nur 2 %. Da die Märkte schon weitgelaufen sind, könnte es natürlich auch zu Verlusten kommen. Beim DAX ist der Unterschiedim Übrigen noch extremer.

Nicht nur der Saisonzyklus spricht für eine Korrektur.

Was die Märkte derzeit treibt, ist die Tatsache, dass vieleAnleger die Rallye verpasst haben. Die müssen jetzt noch herein, und diejenigendie zu früh auf fallende Kurse gesetzt haben, müssen unter dem Druck dersteigenden Kurse raus. Ist dieser Vorgang abgearbeitet, dürften sich aberwieder andere Faktoren durchsetzen, wozu die noch bis August stattfindendenAnleiheverkäufer der amerikanischen Notenbank gehören als auch nach wie vor aufKonjunkturabkühlung hindeutende Wirtschaftszahlen. Ein Mix aus immer nochrestriktiverer Geldpolitik und schwacher Wirtschaft, ist der Cocktail, derAktien fallen lässt. Richtung Herbst könnte sich dies dann drehen. Wegen derschwächer werden in Wirtschaft, könnten Zinssenkungen wieder auf den Plankommen, und die Aktienkurse von der Liquiditätsseite dann beflügeln.Konjunkturphantasie wird dann ebenfalls aufkeimen und der Cocktail ist widerpositiv.

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