Studie: „Deutschlands Banken drohen den Anschluss an die internationale Konkurrenz zu verlieren“ – Mittelfristig weiter rote Zahlen

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Deutschlands Banken drohen laut einer Studie mittelfristig rote Zahlen. Die Branche komme um weitere Einschnitte und Zusammenschlüsse nicht herum, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung Bain & Company. „Die Banken haben keine andere Wahl, als ihr Filialnetz noch mehr auszudünnen und die Zahl ihrer Beschäftigten weiter zu reduzieren“, sagte Bain-Deutschlandchef Walter Sinn.

Zwar habe die Branche seit dem Jahr 2008 schon rund 100.000 Beschäftigte und 10.600 Filialen abgebaut. Dennoch droht der Studie zufolge in einem negativen Szenario die gesamte deutsche Kreditwirtschaft in die roten Zahlen zu geraten. Selbst in einem nur leicht eingetrübten Umfeld könnte sich die Eigenkapitalrendite der Institute mittelfristig noch einmal auf 0,5 Prozent halbieren. Im Jahr 2018 sei die Rendite bereits von zwei auf ein Prozent gesunken. Um die Ergebnislücke zu den europäischen Rivalen zu schließen, müssten die deutschen Institute jährlich 40 Milliarden Euro mehr verdienen, haben die Autoren errechnet.

Kommen bald grenzüberschreitende Fusionen?

„Deutschlands Banken drohen den Anschluss an die internationale Konkurrenz zu verlieren“, sagte Sinn. Steigende Aufwendungen für die Digitalisierung und eine verschärfte Regulierung machten bisher sämtliche Sparanstrengungen zunichte. Zudem drücke die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank auf die Zinsüberschüsse, und die Provisionsüberschüsse stagnierten seit Jahren bei rund 30 Milliarden Euro. Zuletzt habe sich die Situation durch ein rückläufiges Handelsergebnis verschlechtert.

Bain-Experte Sebastian Thoben betrachtet es als unausweichlich, dass es es über kurz oder lang zu grenzüberschreitenden Zusammenschlüssen unter Europas Banken kommt. Dafür brauche es aber Fortschritte bei der europäischen Bankenunion, etwa bei einer einheitlichen Regulierung. Zudem müssten sich die deutschen Institute erst einmal selbst sanieren. Dazu gehörten einfachere Strukturen, eine stärkere Digitalisierung sowie eine stärkere Ausrichtung an den Bedürfnissen der Kunden.

Im Jahr 2018 traf die schwache Entwicklung indes nicht alle Bankengruppen gleichermaßen. Während die Autobanken laut Bain eine Eigenkapitalrendite von 8,5 Prozent erreichten, kamen die Privatbanken auf 6 Prozent. Die Genossenschaftsbanken und Sparkassen kamen – wenn man die bei ihnen anders verbuchte Risikovorsorge herausrechnet – auf Renditen von 5,1 und 4,4 Prozent. Allerdings mussten auch diese beiden größten Institutsgruppen des Landes Rückgänge hinnehmen.

Deutsche Bank und Commerzbank im Abwärtsstrudel

Die beiden deutschen Schwergewichte Commerzbank und Deutsche Bank blicken, entgegen dem allgemein sehr starken Börsenjahr, auf sehr belastende 12 Monate zurück. Die Deutsche musste auf Jahressicht ein Minus von knapp 15 Prozent verkraften, bei der Commerzbank sah es mit einem Minus von 20 Prozent noch schlimmer aus.

Der europäische Bankenindex STXE 600 Banks hingegen konnte auf Jahressicht ein Plus von immerhin 3,15 Prozent ergattern und hat sich von dem tiefen Einschnitt im Sommer erholt. Von der Performance gegenüber dem Dax ganz zu schweigen, denn der deutsche Leitindex hat in diesem Jahr einen enormen Lauf gehabt, mit einem Plus auf Jahressicht von über 20 Prozent. Davon können die Banken angesichts der Niedrig- bzw. Negativzinsen und den immer weiter sinkenden Margen im sonst so ertragreichen Kreditgeschäft nur träumen.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: Photobank gallery / Shutterstock.com

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