Testbetrieb bei Westfleisch in Coesfeld gestartet
Nach Zwangspause
Münster/Coesfeld (dpa/lnw) - Nach einer mehr als einwöchigen Zwangspause wegen zahlreicher Corona-Infektionen hat die Firma Westfleisch den Testbetrieb in ihrem Werk in Coesfeld (NRW) gestartet.
In einem ersten Schritt waren dabei im Laufe des Tages, begleitet von den Überwachungsbehörden, die einzelnen Produktionsschritte noch ohne Tiere getestet worden, wie ein Sprecher des Unternehmens mit Sitz in Münster der Deutschen Presse-Agentur sagte. Notwendige Korrekturen im Zusammenhang mit strengen Hygienemaßnahmen sollten im Anschluss mit dem Unternehmen besprochen werden.
Westfleisch selbst sprach von einem erfolgreichen Test. «Alle Prozessschritte haben wir aus verschiedenen Perspektiven heraus mit den Experten der Behörden beobachtet und besprochen», erklärt Carsten Schruck, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Westfleisch SCE, laut Mitteilung.
In einer zweiten Testphase sollen am Mittwoch die ersten 1500 Schweine geschlachtet werden. Auch dieser Prozess findet noch unter Aufsicht statt.
Der Kreis Coesfeld hatte das Werk vor eineinhalb Wochen vorübergehend geschlossen, nachdem sich zahlreiche Werksarbeiter mit dem Coronavirus infiziert hatten. Stand Montagabend lagen 279 positive Tests bei rund 1200 Mitarbeitern vor. Als Reaktion hatte das Land NRW die Überprüfung aller Mitarbeiter in der Branche auf das Corona-Virus angeordnet.
Das wegen Corona-Infektionen eigentlich gesperrte Fleischunternehmen Westcrown in Dissen bei Osnabrück hat derweil am Dienstag den Notbetrieb aufgenommen. Die gemeinsame Tochterfirma von Westfleisch und Danish Crown habe entsprechende Hygieneauflagen erfüllt und dürfe nun bis zu drei Tage lang noch vorhandene Fleischvorräte abarbeiten, sagte ein Sprecher des Kreises Osnabrück. Nach Angaben von Westfleisch soll der Notbetrieb voraussichtlich bis Mittwochabend dauern. Die Arbeit in dem Zerlegebetrieb war eingestellt worden, weil bei einer Reihenuntersuchung bei 92 von 278 getesteten Beschäftigten Infektionen mit dem Coronavirus festgestellt wurden.
Mit dem Notbetrieb soll das Unternehmen die noch gelagerten Schweinehälften sowie Fleischmengen, die sich aus ganz Europa in der Anlieferung befinden, verarbeiten können. Damit soll die Vernichtung von Fleisch verhindert werden. Für die Arbeiten werden negativ getestete Beschäftigte eingesetzt. Nach dem Notbetrieb wird Westcrown aber für zwei Wochen geschlossen.
Nach Ansicht von NRW-Unternehmerpräsident Arndt G. Kirchhoff sollten Werksverträge in Unternehmen nicht von vorneherein verurteilt werden. «Unser System lebt auch von Werkverträgen, etwa beim Bau oder im Handwerk», sagte er am Dienstag in Düsseldorf. Man dürfe da «nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen». Klar sei aber, dass auch in der Fleischindustrie «nach ordentlichen Maßstäben» gearbeitet werden müsse. Auch andere Unternehmen und Branchen hätten die Hygiene-Vorschriften in der Corona-Krise längst umgesetzt. «Das erwarte ich in der Fleischindustrie erst recht, das sind ja Lebensmittel.» Werkverträge sollten aber nicht generell in Frage gestellt werden.