Thyssenkrupp: Zugeständnisse für Fusion mit Tata ++ Deutsche Börse: Brautschau darf auch teuer werden ++ Boeing: Update dauert noch Wochen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Wenn es nicht so traurig wäre, dann könnte man einfach nur noch in Lachen ausbrechen. Das britische Unterhaus kommt einfach nicht auf einen grünen Zweig beim Brexit. 4 Alternativen zu Theresa Mays Deal wurden zur Abstimmung vorgelegt, alle 4 fanden keine Mehrheit. Der Verbleib in einer Zollunion mit der EU kam bei der Abstimmung noch am Besten weg. Aber für einer Mehrheit langte es trotzdem bei weiten nicht.

Jetzt wird heute wieder fleißig gestritten und debattiert, wie es weitergehen soll. Der Countdown läuft wieder: In genau 10 Tagen muss Großbritannien der EU eine Lösung vorschlagen, sonst dürfte die Europäische Union das leidige Thema wohl mit einem harten Brexit beenden. Die Geduld in den Mitgliedsstaaten dürfte mehr als aufgebraucht sein.

Dax bleibt noch gelassen

Der deutsche Leitindex nimmt heute das Hickhack auf der Insel zur Kenntnis, reagiert aber nicht weiter drauf. Nach einem guten Start in das zweite Quartal gönnt sich das Börsenbarometer ein kleines Päuschen und legt zu Handelsbeginn nur leicht zu um 0,07 Prozent auf 11.690,20 Punkte.

Thyssenkrupp: Geschäftsbereiche ins Schaufenster gestellt

Die Industriekonzerne ThyssenKrupp und Tata Steel haben einem Zeitungsbericht zufolge der EU-Kommission einen Verkauf von Aktivitäten angeboten, um deren Bedenken gegen die geplante Stahlfusion zu zerstreuen. Die beiden Unternehmen hätten am Montag unter anderem den Verkauf von Teilen ihrer Autoblech-Produktion angeboten, berichtete das „Handelsblatt“. Thyssenkrupp und Tata seien zudem bereit, Verpackungsstahl-Aktivitäten abzugeben. Eine Sprecherin von Thyssenkrupp wollte den Bericht nicht kommentieren.

Thyssenkrupp und der indische Tata-Konzern wollen beim Stahl ein Gemeinschaftsunternehmen bilden, das zur Nummer 2 in der europäischen Stahlindustrie werden soll. Die Stahlfusion gilt als ein Kernstück des geplanten Konzernumbaus von Thyssenkrupp. Der Gesamtkonzern soll in zwei selbstständige Gesellschaften aufgespalten werden. Dabei soll das traditionelle Werkstoffgeschäft von dem Industrie-Geschäft getrennt werden.

Die EU-Kommission hatte im vergangenen Oktober mit der Prüfung der Auswirkungen der Fusion auf die Stahlmärkte begonnen. Nach einer ersten Marktuntersuchung hatte die Kommission Wettbewerbsbedenken beim Stahl für die Automobilindustrie, beim metallbeschichteten Verpackungsstahl und bei Elektroband geäußert. Die Kommission zeigte sich damals besorgt, dass den Kunden nach dem Zusammenschluss weniger Anbieter zur Auswahl stünden und sie höhere Preise zahlen müssten.

Deutsche Börse: Übernahme darf auf teuer werden

Die Deutsche Börse hat bei den geplanten Zukäufen mit der Devisenhandelsplattform FXall auch einen großen Fisch im Auge. „Falls FXall auf den Markt kommen sollte, würden wir uns das natürlich ansehen“, sagte der Chef der 2015 für 725 Millionen Euro von der Deutschen Börse übernommenen Devisenhandelsplattform 360T, Carlo Kölzer dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe). „Ob es dann am Ende tatsächlich zu einer Übernahme komme, sei eine andere Frage.“

„Wir würden uns gut ergänzen, denn FXall hat andere Kunden als wir“, sagte der Deutsche-Börse-Manager. „Das Unternehmen hat in Amerika eine viel stärkere Marktposition als wir. Und es hat eine starke Stellung im Asset-Management-Bereich, in dem wir relativ neu sind.“ Das Problem dürfte der relativ hohe Preis sein – dieser liegt dem „Handelsblatt“-Bericht zufolge bei mehr als drei Milliarden Dollar (2,7 Mrd Euro).

FXall gehört aktuell dem US-Finanzinvestor Blackstone sowie dem Finanzkonzern Refinitiv. Analysten rechnen damit, dass Blackstone FXall nach dem Einstieg bei Refinitiv früher oder später verkaufen wird. Refinitiv wollte sich dazu dem Bericht zufolge nicht äußern, Blackstone antwortete auf eine Anfrage der Zeitung zum dem Thema nicht.

Boeing: Flugzeuge dürften noch eine Weile auf dem Boden bleiben

Das nach zwei Abstürzen verhängte Flugverbot für Verkehrsflugzeuge vom Typ Boeing 737 Max wird noch über Wochen andauern. Die US-Luftfahrtbehörde FAA teilte am Montag mit, der US-Flugzeugbauer Boeing benötige Zeit, um die nach den Abstürzen in die Kritik geratene Steuerungs-Software MCAS weiter zu überarbeiten. Die FAA erwarte das endgültige Paket der überarbeiteten Software erst „in den kommenden Wochen“. Die Software werde danach einer „rigorosen Sicherheitsüberprüfung“ unterzogen. Die FAA werde das Update vor dem Abschluss dieser Überprüfung nicht zur Installation freigeben.

Der US-Flugzeugbauer Boeing hatte das dringend erwartete Software-Update bereits am vergangenen Mittwoch vorgestellt. Der Konzern präsentierte das überarbeitete Programm und weitere zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für den Flugzeugtyp 737 Max vor mehr als 200 Piloten, Technikern und Regulierern in seinem Werk in Renton im US-Bundesstaat Washington. Das Software-Update muss aber von der FAA genehmigt werden, bevor es installiert werden kann.

Kurz & knapp:

Nordex: Die Aktien des Windkraftanalgenbauers setzen heute ihre Erholung weiter fort. Nachdem bereits schon am Montag ein Großauftrag aus Argentinien vermeldet wurde, folgt heute ein weitere aus Australien. Damit dürfte Nordex heute der erste Vertreter aus der Dax-Familie sein, der sich seit Jahresbeginn verdoppelt. Wir hatten bereits am Montag einen Blick auf die Tops & Flops des ersten Quartals geworfen.

Biofronterra: Abseits der großen Indizes sind heute die Papiere des Spezialpharmaunternehmens Biofrontera gefragt. Der japanische Pharmakonzern Maruho will weitere knapp 10 Prozent der Anteile übernehmen. Die Aktie liegt heute kräftig im Plus:

Grenke: Der IT-Vermieter und Finanzdienstleister ist gut in das neue Geschäftsjahr gestartet. „Die Neugeschäftsentwicklung der ersten drei Monate 2019 hat unsere Erwartungen übertroffen“, sagte Unternehmenschefin Antje Leminsky. Dieser positive Start ins Jahr sei wichtige Grundlage für das Erreichen der Ziele für das Geschäftsjahr. Das Neugeschäft im Bereich Leasing erhöhte sich im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 22,0 Prozent auf 670,3 Millionen Euro. Das Neugeschäft beim Factoring (Forderungsmanagement) stieg ebenfalls: So betrug die Summe der angekauften Forderungen 142,4 Millionen Euro, ein Plus von 21,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Grenke Bank verzeichnete beim Kreditgeschäft für kleine und mittlere Unternehmen einen Anstieg um 30,4 Prozent. Absolut gesehen belief sich das Volumen per 31. März 2019 auf 11,8 Millionen Euro (Vorjahr 9,0 Mio.). Das Einlagevolumen nahm um 25,4 Prozent zu und lag bei 723,1 Millionen Euro.

Von Markus Weingran

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Bild: ricochet64 / Shutterstock.com

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