Trump: „Wenn irgendjemand anders übernimmt, wird es einen Rekord-Crash geben!“ – US-Präsident bereits im Wahlkampfmodus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Offiziell soll seine Kampagne für die US-Präsidentschaftswahl 2020 zwar erst morgen in Orlando, Florida, starten, aber auf Twitter läutet Donald Trump bereits seit dem Wochenende verstärkt mit den Alarmglocken, um seine Anhänger zu mobilisieren.

„Wenn irgendjemand außer mir übernimmt, wird es einen Marktcrash geben, wie man ihn noch nie zuvor gesehen hat!“ warnte der amtierende US-Präsident am Samstag über sein Lieblingsmedium.

The Trump Economy is setting records, and has a long way up to go….However, if anyone but me takes over in 2020 (I know the competition very well), there will be a Market Crash the likes of which has not been seen before! KEEP AMERICA GREAT

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 15. Juni 2019

Bezüglich der Lage des Aktienmarkts hat er eine ganz klare Meinung: Unter seiner Führung läuft es zwar exzellent, hätte die US-Notenbank FED die Zinssätze 2018 jedoch nicht viermal erhöht, würden die Märkte „um 5- bis 10.000 Punkte höher“ liegen. Im Februar bekräftigte er zudem bereits, dass die Lage bei einem Sieg der Opposition 2016 deutlich düsterer wäre. Der Aktienmarkt wäre „bis jetzt um mindestens 10.000 Punkte gefallen.“

Had the opposition party (no, not the Media) won the election, the Stock Market would be down at least 10,000 points by now. We are heading up, up, up!

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 19. Februar 2019

Wie die US-Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, zeigen Untersuchungen von Makrotrends, dass die bisherige Leistung des Dow Jones Industrial Average in Trumps Amtszeit im Vergleich zu seinen Vorgängern nur mäßig ist und den unter den Demokraten Barack Obama und Bill Clinton erzielten Gewinnen hinterherhinken. Der S&P 500 konnte Anfang Mai zwar ein Rekordhoch erobern, nachdem Trump den Handelskrieg mit China wieder verschärft hatte, musste er jedoch wieder nachgeben.

Trump muss unter heiklen Bedingungen in den Wahlkampf - Aber spielt ihm das vielleicht sogar in die Hände?

Trump startet seine Wiederwahlkampagne unter einem schwierigen Marktumfeld. Durch den eskalierenden Handelskonflikt mit China hadern die Märkte immer wieder mit Unsicherheit und die Konjunktur sendet am laufenden Band Warnsignale aus. Die jüngsten Zahlen haben gezeigt, dass der Beschäftigungszuwachs nachlässt und die Zollbedrohungen von Trump die Geschäftsstimmung belastt. Das steigende US-Haushaltsdefizit und die Staatsverschuldung liegen der Wirtschaft ebenfalls schwer im Nacken.

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Dennoch könnte ihm genau dies auch nützlich sein. Mehrere Experten gehen bereits davon aus, dass Trump den Handelsstreit gar bis kurz vor der Wahl 2020 akut halten will, um das Thema weiterhin als Argument für seine Wiederwahl vorzuhalten. Aus seiner Sicht kann nur er den Streit lösen und hat China im Griff, wie er immer wieder betont hat. Wenn er am längeren Hebel sitzt, kann er ihn auch genauso gut in seiner zweiten Amtszeit betätigen, so die Denke. Experte Robert Halver von der Baader Bank beispielsweise hält einen Dauerkonflikt für möglich. Der Kapitalmarktexperte fürchtet, „dass Trump das Feindbild China noch bis zur US-Präsidentenwahl im November 2020 nutzen könnte“. Das birgt die Gefahr, dass auch die Chinesen auf stur schalten, was die Drohstrategie des US-Präsidenten gefährlich macht. „Sein verbales Hochrüsten erschwert es China immer mehr, gesichtswahrend einzulenken“, so Halver.

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Auf noch größer gedachter Ebene sehen einige Marktbeobachter auch die Möglichkeit, dass überhaupt keine Einigung mit China erzielt werden soll, da so die Strafzölle langfristig zu der Erfüllung einiger von Trumps wichtigsten Zielen führen könnten: Die Rückkehr der großen US-Unternehmen in den heimischen Markt, auch auf Produktionsebene, und damit die Schaffung neuer Jobs, neue Steuereinnahmen und so weiter. Gleichzeitig würde dies China weiter schwächen und den USA so langfristig den Status als Wirtschaftsmacht Nummer 1 erhalten. Eine aus diesem Szenario unweigerlich hervorgehende globale Rezession könnte zudem mit der Strategie der Abschottung und der Stärkung des heimischen Marktes besser verkraftet und „ausgesessen“ werden, da die USA weniger stark abhängig vom globalen Handel wären.

Wichtige Termine werden der G20-Gipfel Ende Juni in Japan, wo Trump sich mit Xi Jinping treffen will, sowie die mehrträgige Sitzung der US-Notenbank FED in dieser Woche, von der erwartet wird, dass bereits Andeutungen einer Zinssenkung für Juli gemacht werden sollen.

Was bedeutet das also für die Märkte?

Szenario 1 – Eine Einigung vor der Wahl, oder sogar im Zuge des G20-Gipfels

Das ist angesichts der verhärteten Fronten wohl unwahrscheinlich. Eine Einigung bis zum G20-Gipfel würden beide Parteien wohl nur unter Bedingungen unterschreiben, die für die jeweils andere Seite nicht tragbar wären. Die Zeit für die Auslootung eines neuen Abkommens, das für beide Seiten irgendwie tragbar wäre, reicht bis Ende des Monats wahrscheinlich nicht – Zumal man immer bedenken muss, dass es auf übergeordneter Ebene darum geht, einen Sieger im Rennen um die Wirtschaftsmacht Nummer 1 zu ermitteln, und keine Kompromisse für ein Unentschieden zu finden. Vollkommen ausschließen kann man es aber dennoch nicht und für die Aktienmärkte wäre eine Einigung höchstwahrscheinlich sehr erholsam.

Szenario 2 – Keine Einigung bis zur Wahl 2020

Das dürfte den Märkten weh tun. Viele Firmen würden auf direkter Ebene stark unter den Zöllen leiden und der Rest der Märkte würde, wie bereits jetzt, indirekt betroffen sein. Die Konjunktur würde zunehmend weiter zittern und die Notenbanken müssten massiv einlenken, mit Zinssenkungen und sogar QE-Programmen. Trump spekuliert wohl darauf und es dürfte wahrscheinlich sein, dass die FED im Notfall auch genau das macht, da andernfalls ein wirtschaftlicher Total-Kollaps drohen würde. Ob die Maßnahmen wirklich für Stabilität sorgen werden, ist aber keinesfalls sicher.

Sollte die FED wider erwarten hart bleiben, der Handelsstreit weiter eskalieren und die Strafzölle die Wirtschaft weiter strangulieren, dann ist das Risiko einer globalen Rezession so hoch wie nie. Deswegen wird die FED-Sitzung diese Woche besonders spannend sein.

Von Alexander Mayer mit dpa-AFX

Titelfoto: Stuart Miles / Shutterstock.com

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