„America First“: Handelspartner bekommen globale US-Investitionseinbrüche deutlich zu spüren – Läuft alles nach Trumps Plan?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die amerikanischen Handelspartner haben die Investitionseinbrüche durch US-Präsident Donald Trumps „America First“-Politik deutlich zu spüren bekommen. Die ausländischen Direktinvestitionen (FDI) gingen 2018 weltweit um 13 Prozent zurück, und dies vor allem wegen der massiven Steuernachlässe, mit denen Trump Firmen ins Inland zurück lockt, wie die UN-Handels- und Entwicklungsorganisation Unctad am Mittwoch in Genf berichtete.

Es hatte zunächst noch schlimmer ausgesehen: der Einbruch von 41 Prozent im ersten Halbjahr 2018 wurde dann aber in der zweiten Jahreshälfte teilweise aufgefangen. Nach dem dritten Rückgang der FDI-Flüsse erwartet die Unctad für 2019 eine leichte Erholung.

Es scheint nach Trumps Plan zu laufen

US-Firmen sind seit Jahren die größten Investoren im Ausland, aber im vergangenen Jahr stürzten die Amerikaner vom Thron in die Bedeutungslosigkeit: auf Platz 157. Das ist von Trump durchaus beabsichtigt: er will, das Unternehmen zu Hause und nicht im Ausland investieren. „Der Rückgang geht weitgehend darauf zurück, dass multinationale US-Firmen ihre Gewinne aus dem Ausland zurücktransferieren, um die genau dafür vorgesehenen Steuerreformen von 2017 zu nutzen“, so die Unctad.

Trump hat in den letzten zwei Jahren die wirtschaftlichen und politischen Weichen genau so gestellt, dass es für US-Firmen am sinnvollsten ist, wieder in den heimischen Markt zurückzukehren, vor allem auf Produktionsebene. Der eskalierte Handelsstreit mit China spielt dem US-Präsidenten dabei in die Karten. Es ist denkbar, dass Trump überhaupt keine Einigung erzielen will und die US-Konzerne durch die Strafzölle zurück in den US-Markt zwingen will.

Langfristig hätte das für ihn, bzw. die USA den Vorteil, dass in Amerika neue Jobs geschaffen, sowie höhere Steuereinnahmen erzielt und die heimische Wirtschaft als ganzes gestärkt würden, während China durch den Abzug vieler großer Produktionsressourcen der US-Giganten wie Apple und Co. wirtschaftlich stark leiden würde. Das ist von den USA angesichts des Kampfes darum, wer die zukünftige Welt- und Wirtschaftsmacht Nummer Eins sein soll, durchaus gewollt.

Die durch diese Auswirkungen fast unausweichlich anstehende, weltweite Rezession würde die USA zwar ebenfalls sehr hart treffen, könnte durch die neue, stark nationale und viel mehr auf die heimischen Märkte ausgerichtete Wirtschaft vermutlich jedoch weit besser verkraftet werden.

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Industrieländer verlieren am meisten, Entwicklungsländer verzeichnen leichtes Plus

Betroffen durch den Investitionsrückgang waren vor allem die Industrieländer. Sie zogen noch 557 Milliarden Dollar (rund 490 Mrd Euro) aus dem Ausland an, ein Viertel weniger als im Jahr davor, und so wenig wie seit 2004 nicht mehr. In Europa halbierte sich der FDI-Umfang gegenüber dem Vorjahr auf 172 Milliarden Dollar (rund 152 Milliarden Euro). Im ersten Halbjahr 2018 hatte der Einbruch sogar 93 Prozent betragen.

In Entwicklungsländer seien aber zwei Prozent mehr Gelder geflossen, so die Unctad. Sie hätten 54 Prozent aller FDI-Gelder im Umfang von 1,3 Billionen Dollar erhalten. Vor der Finanzkrise 2007/2008 war es nur gut ein Drittel. Eine Billion sind 1000 Milliarden.

Dias größten FDI-Empfängerland blieben unverändert die USA, gefolgt von China, das in der Unctad als Entwicklungsland geführt wird, und Hongkong, das zwar zu China gehört, aber von der Unctad separat als Empfänger genannt wird. Deutschland fiel von Platz 11 auf Platz 14 zurück. Innerhalb Europas zogen die Niederlande das meiste Geld an, gefolgt von Großbritannien, Spanien und Frankreich. Deutschland lag in Europa auf dem sechsten Platz.

Top-Investoren waren 2018 Japan, China, Frankreich und Hongkong, gefolgt von Deutschland auf dem unveränderten Platz 5. Während die meisten Industrieländer einschließlich Deutschland weniger im Ausland investierten, hat Frankreich seine Aktivitäten auf gut 100 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt.

(onvista/dpa-AFX)

Titelfoto: Stuart Miles / Shutterstock.com

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