Uber übernimmt arabische Konkurrenz Careem für 3,1 Milliarden Dollar – Positionsstärkung vor geplantem Börsengang?

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Der US-Fahrdienstvermittler Uber baut vor seinem erwarteten Börsengang seine Position im Nahen Osten aus. Uber-Chef Dara Khosrowshahi kündigte an, den in Dubai ansässigen Konkurrenten Careem für 3,1 Milliarden Dollar (2,7 Mrd. Euro) zu übernehmen. „Wichtig ist, dass wir Careem unter der Leitung des Mitbegründers und derzeitigen CEO Mudassir Sheikha unabhängig voneinander betreiben wollen“, schrieb Khosrowshahi in einer Mail an seine Mitarbeiter.

Der Uber-Chef stellte allerdings auch eine engere Zusammenarbeit in Aussicht. „Im Laufe der Zeit können wir durch die Integration von Teilen unserer Netzwerke effizienter arbeiten, noch kürzere Wartezeiten erreichen (…) und das ohnehin schon beachtliche Innovationstempo in der Region beschleunigen.“

Daimler ein Investor bei Careem

Careem wurde in der jüngsten Finanzierungsrunde mit etwa zwei Milliarden Dollar bewertet und ist in 98 Städten aktiv. Zu den Investoren gehört neben dem chinesischen Konkurrenten Didi Chuxing und dem saudi-arabischen Investor Kingdom Holding auch der deutsche Daimler-Konzern. Der Dienst wird in der Region überdurchschnittlich oft von Frauen genutzt. In Saudi-Arabien, einem wichtigen Markt für Careem, durften Frauen bis vor neun Monaten selbst kein Auto steuern.

Uber und Lyft - Zwei Unicorns im Duell

Uber liefert sich beim Börsengang eine Art Wettrennen mit seinem kalifornischen Rivalen Lyft. Bei Ubers Börsengang, dessen Vorbereitungen auf Hochtouren laufen, wird von Experten auf eine Bewertung von bis zu 120 Milliarden Dollar spekuliert. Die Übernahme von Careem dürfte die Marktdominanz von Uber weiter stärken und die Position gegenüber Lyft ausbauen, das bisher nur in Nordamerika aktiv ist.

Uber vermittelt sowohl Fahrgäste an Mietwagen mit Fahrer, als auch an private Fahrer, sowie über Uber Taxi auch an reguläre Taxis. Uber ist mittlerweile in vielen Städten auf der ganzen Welt präsent. Die letzten veröffentlichten Unternehmenszahlen sind aus dem zweiten Quartal 2018, in dem das Unternehmen seinen Umsatz im Vorjahreszeitraum um 51 Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar steigern konnte. Im Gesamtjahr 2017 hatte der Konzern 7,4 Milliarden Dollar umgesetzt.

Den Gang an die Börse plant Uber laut letzten Berichten erst für Mitte bis Ende des Jahres 2019 und somit erst etwas später als der direkte Konkurrent Lyft.

Lyft will bis Sommer an die Börse

Das im Jahr 2012 gegründete US-Startup will ebenfalls massiv in den Markt vordringen. Das Geschäftmodell ist ganz ähnlich wie das des Konkurrenten Uber ein On-Demand-Dienstleister, über den sich Teilnehmer per GPS den am nächsten gelegenen Fahrer zu sich bestellen können. Bisher ist Lyft nur in Nordamerika aktiv. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen seinen Umsatz von 1,9 Milliarden auf 2,16 Milliarden Dollar erhöhen, unterm Strich ist aber auch der Verlust von 688 Millionen auf 911 Millionen US-Dollar gestiegen. Dennoch plant das Unternehmen noch in der ersten Hälfte 2019 einen Börsengang und ist in einer Finanzierungsrunde im Juni 2018 auf einen Wert von 25 Milliarden Dollar geschätzt worden.

„Wir glauben, dass die Welt am Beginn einer Wende weg vom Autobesitz hin zu Transport-als-Service steht. Lyft steht dabei an der Front dieses massiven sozialen Umbruchs“, heißt es seitens des Vorstands in ihrem Börsenpapier.

Angesichts der weltweiten Verbreitung von Uber dürfte es eine Herausforderung für Lyft werden, sich nachträglich Marktanteile zu erkämpfen. Die jüngste Übernahme von Uber hat das Verbreitungsgebiet des Fahrdienstleisters nocheinmal stark ausgebaut. Ein früherer Börsengang von Lyft und frisches Kapital für eine Expansion über das nordamerikanische Geschäftsfeld hinaus könnte die Konkurrenten aber näher aneinander bringen.

(onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: metamorworks / Shutterstock.com

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