US-Märkte taumeln: Dow Jones rutscht unter 20.000 Punkte, weiterer Ölpreis-Rutsch und an den Märkten zählt weiterhin nur „Cash is King“

onvista · Uhr

Nachdem der Dax bereits den größten Teil des Handelstages hinter sich hat und man den Kursverlauf getrost als Achterbahnfahrt bezeichnen kann, sind vor kurzem auch die US-Märkte nach dem gestrigen Schwarzen Montag wieder ins Rennen gegangen und sehen auch heute wieder nicht gut aus. Zunächst noch leicht im Plus, ist der Dow Jones schnell mit einem Minus von über 2 Prozent unter die Marke von 20.000 Punkten gerutscht. Auch der S&P (minus 0,24 Prozent auf 2380,39 Punkte) und der Nasdaq (0,25 Prozent auf 7002,52 Punkte) konnten ihre leicht grünen Vorzeichen nur kurz halten.

Der Dax lag am frühen Dienstagnachmittag rund ein Prozent tiefer bei 8640 Zählern, nachdem er zuvor noch bis auf 9145 Stellen geklettert war. Auch der EuroStoxx50 notierte tiefer bei 2438 Stellen. „Wenn Märkte Erholungsgewinne nicht eine angemessene Zeit lang halten können, ist das üblicherweise ein Zeichen von Schwäche“, sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets.

Schlechte Nachrichten kamen in den USA heute aus dem Einzelhandel:

Die Umsätze der US-Einzelhändler sind im Februar überraschend geschrumpft. Die Einnahmen gingen um 0,5 Prozent zurück, wie das Handelsministerium in Washington mitteilte. Auch wenn Ende des vorigen Monats in den USA die Ausbreitung des Coronavirus begonnen hatte, war von Experten ein Anstieg um 0,2 Prozent erwartet worden. Im Januar hatte es nach aufwärts revidierten Zahlen ein Plus von 0,6 Prozent gegeben.

Corona hatte im Februar noch keinen Effekt

„Im Februar hat die Coronakrise bei den US-amerikanischen Einzelhändlern noch keine Rolle gespielt. Trotzdem kam es zu unerwarteten Rückgängen, die aber vor dem Hintergrund der deutlichen Aufwärtsrevisionen zu relativieren sind“, erklärte Ökonom Ulrich Wortberg von der Helaba. Gleichwohl sei in den kommenden Monaten mit einem spürbaren Umsatzminus zu rechnen: „Insofern bleiben die Konjunktursorgen groß und die Geldpolitik operiert unvermindert im Krisenmodus“, so der Volkswirt.

Zudem hat die US-Industrie im Februar ihre Produktion kaum hochgefahren. Die Betriebe stellten 0,1 Prozent mehr her als im Vormonat, wie die Notenbank (Fed) mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Plus von 0,3 Prozent gerechnet. Die gesamte Produktion – zu der auch Versorger und Bergbau beitragen – stieg um 0,6 Prozent und damit etwas stärker als erwartet.

Leerverkaufsverbote und erneuter Ölpreis-Rutsch

Um dem Ausverkauf Einhalt zu gebieten, verbieten immer mehr Staaten Wetten auf Kursverluste. Die europäische Wertpapieraufsicht ESMA schreckt bislang vor einem solchen Schritt zurück, ebenso die Deutsche Börse. Beim sogenannten Short Selling leihen sich Investoren Aktien, um diese sofort zu verkaufen. Sie setzen darauf, dass sie sich bis zum Rückgabe-Termin billiger mit den Papieren eindecken können. Die Differenz streichen sie als Gewinn ein. Unterdessen schloss die philippinische Börse als erste weltweit wegen der Virus-Krise ihre Tore.

Auch am Rohölmarkt, der zusätzlich vom Preiskrieg der wichtigen Förderländer Saudi-Arabien und Russland erschüttert wird, ging es weiter bergab. Die Sorte Brent aus der Nordsee war mit 29,31 Dollar je Barrel (159 Liter) zeitweise so billig wie zuletzt vor gut vier Jahren. Keine der beiden Parteien mache bislang Anstalten, auf die andere zuzugehen, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Zwar machten beide Staaten beim aktuellen Ölpreis noch Gewinn, er reiße aber riesige Löcher in die jeweiligen Haushalte. „Wollen wir hoffen, dass die Vernunft am Ende doch noch siegt, auch wenn es im Augenblick nicht danach aussieht.“

Es zählt noch immer: Cash is King

Die klassischen „sicheren Häfen“ konnten vor der allgemeinen Unsicherheit vorerst nicht weiter profitieren. Ob US-Bonds, Bundesanleihen oder Gold – alles flog aus den Depots. „Cash is King“, sagte Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda. Außerdem müssten Anleger sich von diesen Anlagen trennen, um Verluste in anderen Bereichen auszugleichen, sagte Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst des Brokerhauses ActivTrades. Gold verbilligte sich um bis zu 3,1 Prozent auf 1466,33 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

onvista/reuters/dpa-AFX

Titelfoto: Mikhail Leonov / Shutterstock.com

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