Volkswagen findet Partner für Elektrofahrzeug-Plattform MEB – Große Ziele für die Zukunft der E-Mobilität

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Der deutsche Autobauer Volkswagen will über seinen Elektrobaukasten, der sogenannten MEB-Plattform, den Markt für elektrisch betriebene Fahrzeuge aufrollen. Die Technologie soll es möglich machen, in Zukunft Elektroautos in Serienreife und großer Stückzahl herstellen zu können. Jetzt hat der Konzern seinen ersten Partner zur Nutzung gefunden. Der Elektrofahrzeughersteller E.Go will Technik von VW nutzen, wie Volkswagen am Montag vor der Eröffnung des Internationalen Automobilsalons in Genf mitteilte.

Plattform soll Produktionskosten massiv senken

Dass andere Autohersteller den sogenannten Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB) von VW für ihre Autos nutzen können, soll die Kosten für Elektromobilität insgesamt senken. „Der MEB soll als Standard der E-Mobilität etabliert werden“, sagte VW-Konzernchef Herbert Diess am Montag während des Genfer Autosalons.

In der Zukunft will VW mit E.Go ein neues Fahrzeug entwickeln und dafür den Elektrobaukasten nutzen. Auch Kleinserienfahrzeuge, von denen nur geringe Stückzahlen produziert werden, sollen damit einfach und kostengünstig zu bauen sein, so Diess. Auch E.Go verspricht sich Vorteile: „Wir werden durch die MEB-Plattform noch schneller, robuster und kostengünstiger“, sagte Günther Schuh, Chef und Gründer des Unternehmens mit Sitz in Aachen.

VW will 30 Milliarden in 4 Jahren investieren

Die Kosten für die Entwicklung neuer Technik wie etwa Elektroautos oder für das autonome Fahren sind enorm. Daher versuchen Hersteller, die Kosten zu teilen, indem möglichst viele Fahrzeuge auf einer gemeinsamen Technik basieren. Volkswagen investiert von 2019 bis 2023 rund 30 Milliarden Euro allein in die Elektromobilität, unter anderem für neue Modelle, Antriebe und stärkere Batterien.

Von 2020 und 2021 an greifen strengere Umweltauflagen der Europäischen Union. Autoherstellern drohen hohe Strafen, falls sie es nicht schaffen, den CO2-Ausstoß ihrer verkauften Fahrzeugflotte zu senken. Auch deswegen investieren Autobauer in Elektromodelle. Bei VW sollen im Jahr 2025 E-Autos bis zu einem Viertel des Absatzes ausmachen.

Börsengang der VW-Tochter Traton sehnlichst erwartet

Auch im Bezug auf den möglichen Börsengang seiner Nutzfahrzeug-Tochter Traton  hatte VW in Genf Neuigkeiten zu verkünden. Die Entscheidung über den offiziellen Startschuss für die milliardenschwere Emission stehe kurz bevor, sagte Volkswagen-Finanzvorstand Frank Witter der Nachrichtenagentur Reuters am Rande des Genfer Autosalons. „Wir werden uns die Ergebnisse der Bewertung durch die Analysten ansehen und in den nächsten Tagen eine Entscheidung treffen.“ Damit könnte der Börsengang noch vor Ostern stattfinden – und anderen Börsenkandidaten Mut machen, die in den Startlöchern stehen. Der Gang aufs Parkett sei für Traton „eine sehr erstrebenswerte Option“, sagte Witter am Montagabend. Die wackligen Börsen und der Brexit könnten Traton aber noch in die Quere kommen.

Experten waren zu Jahresbeginn skeptisch, dass es im ersten Halbjahr überhaupt zu Börsengängen in Deutschland kommen werde. „Die Rahmenbedingungen sind anspruchsvoll“, sagte Witter. Auch der Handelsstreit zwischen den USA und China sorge an den Märkten für Unsicherheit. Starke Kursschwankungen erschweren eine Neuemission, weil die Preisfindung damit schwieriger wird. Volkswagen wolle die Holding um die Lkw-Hersteller Scania und MAN „nicht um jeden Preis“ an die Börse bringen, sagte Witter.

In Finanzkreisen hatte es zuletzt geheißen, Volkswagen werde eher das Emissionsvolumen kürzen als von seinen Vorstellungen zur Bewertung abrücken. Witter äußerte sich nicht konkret dazu. Traton-Chef Andreas Renschler hatte einen Erlös von bis zu sechs Milliarden Euro anvisiert. Dazu müsste VW rund ein Viertel der Traton-Anteile an die Börse bringen. Im ersten Anlauf könne es aber auch weniger sein, hieß es in Finanzkreisen. Traton habe keinen akuten Kapitalbedarf.

Investoren drängeln schon

Große Investoren drängen Volkswagen, Traton so schnell wie möglich an die Börse zu bringen. Das Analysehaus Evercore ISI hatte 50 Großanleger befragt, 80 Prozent sprachen sich für einen Börsengang „jetzt“ aus, 70 Prozent halten ein schnelles Handeln für wichtiger als den perfekten Preis. „Die Botschaft ist klar: Eine übergroße Mehrheit glaubt, dass es eher früher als später passieren sollte und dass VW nicht vergeblich auf eine mögliche bessere Bewertung warten sollte“, fasste Evercore-Analyst Arndt Ellinghorst die Studie zusammen. Ein Verzicht auf die Emission würde nach Ansicht von zwei Drittel der befragten Investoren an der Glaubwürdigkeit des VW-Managements kratzen.

Eine weitere Hürde vor dem Börsengang hat VW ebenfalls beiseite geräumt: Dem Abschied der traditionsreichen Münchner MAN von der Börse steht nichts mehr im Wege. Sie soll in Traton aufgehen, eine eigene Börsennotierung wäre dabei hinderlich. Die VW-Nutzfahrzeug-Tochter hält nun genügend MAN-Aktien, um die restlichen Kleinaktionäre zwangsweise abzufinden. Mit der Offerte, die am Montag ausgelaufen war, schraubte die Holding ihren Anteil von 76 auf 90,4 Prozent der Stammaktien. Nach einer Übernahme kann der „Squeeze-Out“ eingeleitet werden, wenn der Großaktionär auf mehr als 90 Prozent der Stimmrechte kommt. Die Zustimmung der Hauptversammlung ist dafür nicht mehr nötig.

(Onvista/dpa-AFX)

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Titelfoto: AR Pictures / Shutterstock.com

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