VW warnt vor Abhängigkeit von Asien ++ Linde-Fusion wackelt weiter ++ Evotec und Novo Nordisk kooperieren

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach einem guten Start in die Woche mit einem Plus von über 1,5 Prozent geht der Dax den heutigen Handelstag gemütlich an und eröffnet mit einem kelinen Minus von 0,03 Prozent bei 12.380,64 Punkten. Im Blickpunkt der Anleger dürfte heute erneut die Fusion von Linde und Praxair stehen, da die Hürde für den Zusammenschluss der beiden Konzerne wohl ein Stück zu hoch liegt. Außerdem sind aus Wolfsburg kritische Töne zum Thema Elektromobilität zu vernehmen.

VW-Chef Herbert Diess sieht in der großen Marktmacht asiatischer Anbieter bei Batteriezellen für E-Autos ein Problem für die deutschen Hersteller. Dem „Handelsblatt“ sagte der Manager, die heimischen und europäischen Autobauer müssten sich hier angesichts der künftigen Bedeutung der Technologie endlich zu einer eigenen Entwicklung und Fertigung durchringen: „Ich finde es erschreckend, dass wir in diese große Abhängigkeit geraten sind.“

Bis zum Jahr 2025 könnte für die Branche ein Umsatzpotenzial von bis zu 60 Milliarden Euro entstehen. „Noch ist es nicht zu spät, der Einstieg kann noch gelingen“, betonte Diess. Bei Volkswagen setze man aber mittelfristig auf Batterien mit Feststoffzellen. Und er selbst favorisiere Investitionen von Autozulieferern, weniger von den Autobauern selbst, sagte Diess.

Linde muss nachverhandeln

Die Fusion der beiden Industriegasehersteller Linde und Praxair kommt wegen der Auflagen von Kartellwächtern zunehmend in Gefahr. „Auf Basis weiterer Rückmeldungen von Wettbewerbsbehörden ist nunmehr davon auszugehen, dass die umsatzbezogene Obergrenze für Veräußerungszusagen überschritten wird“, teilte Linde am Mittwoch in München mit. Dem Überschreiten dieser Grenze bei den für die Fusion notwendigen Verkäufe müssen gemäß der Übernahmevereinbarung beide Unternehmen zustimmen. „Linde und Praxair setzen ihre konstruktiven Gespräche miteinander fort und diskutieren mit den Wettbewerbsbehörden, wie deren Anforderungen erfüllt werden können“, hieß es weiter.

Jetzt muss Linde allerdings Gas geben. Laut Wertpapiergesetz muss die Fusion spätestens am 24. Oktober unter Dach und Fach sein.

Evotec hat neuen Partner

Das Biotechunternehmen hat erneut einen gewichtigen Forschungspartner aus der Pharmaindustrie gefunden. Die Hamburger einigten sich auf eine strategische Allianz mit dem dänischen Insulinhersteller Novo Nordisk wie das TecDax-Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Gemeinsam wollen die beiden Firmen Therapien zur Behandlung von Patienten mit Diabetes und krankhaftem Übergewicht (Adipositas) sowie damit verbundenen Folgeerkrankungen entwickeln. Finanzielle Details der Zusammenarbeit wurden nicht genannt.

Für die Suche nach geeigneten Therapien stellt Evotec seine Wirkstoffforschungsplattform zur Verfügung. Nach der Auswahl eines geeigneten Wirkstoffkandidaten soll dann auf Basis der Evotec-Plattform der Partner Novo Nordisk das Mittel durch die präklinische Forschung bringen.

Die Anleger begrüßen die Nachricht mit einem Plus von über 2 Prozent.

Jean-Jacques Henchoz übernimmt bei Hannover Rück

Der weltweit viertgrößte Rückversicherer Hannover Rück bekommt im Frühjahr einen neuen Vorstandschef. Ulrich Wallin, der die Hannover Rück seit 2009 führt, geht dann mit 64 Jahren in den Ruhestand, wie die Talanx-Tochter am Dienstag in Hannover mitteilte.

Sein Nachfolger kommt von Swiss Re: Der 53 Jahre alte Jean-Jacques Henchoz zieht zum 1. April in den Vorstand ein und löst nach der Hauptversammlung am 8. Mai 2019 Wallin ab. Der Schweizer ist bei der Nummer zwei in der Rückversicherungsbranche derzeit für das Geschäft in Europa, Asien und dem Nahen Osten zuständig und gehört seit 2012 dem Führungsgremium von Swiss Re an. Er zieht als Hannover-Rück-Chef auch in den Vorstand der Muttergesellschaft Talanx ein.

Der Jurist Wallin hat sein gesamtes Berufsleben im Konzern verbracht. 1982 hatte er beim Industrieversicherer HDI begonnen, zwei Jahre später wechselte er zur E+S Rück, die später ein Teil von Hannover Rück wurde. 2001 rückte er in den Vorstand auf, acht Jahre später wurde er Vorstandschef.

Kurz und knapp:

Facebook: In der Cyberwelt der USA wird kräftig aufgeräumt. Nach einem entschiedenen Vorgehen von Microsoft gegen Hacker ist jetzt auch Facebook gegen Beeinflussung von außen vorgegangen. Das Online-Netzwerk hat nach Darstellung seiner Chefs Mark Zuckerberg den nächsten Versuch aufgedeckt, Propaganda mit Hilfe hunderter gefälschter Profile zu verbreiten. Das soziale Netzwerk löschte 652 Accounts, Seiten und Gruppen, die aus dem Iran und mutmaßlich vom Umfeld des russischen Militärgeheimdiensts betrieben worden seien.

zooplus AG: Der Internethändler für Heimtierprodukte konnte in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2018 den Umsatz um 24 Prozent auf 643 Millionen Euro steigern. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) lag im ersten Halbjahr 2018 bei -9,2 Millionen Euro und damit deutlich unter dem Vorjahreswert von 5,1 Millionen Euro. Für das zweite Halbjahr erwartet der Vorstand aufgrund saisonaler Effekte, einer positiven Entwicklung der Rohertragsmarge sowie einer erhöhten Kosteneffizienz eine deutliche Ergebnisverbesserung. Die Zahlen werden heute von den Anlegern sehr freundlich aufgenommen.

Gigaset: Der Umbau kommt nur langsam voran. Im ersten Halbjahr 2018 erreichte das Unternehmen demnach einen Konzernumsatz von EUR 121,0 Millionen Euro nach 128,3 im Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis aus Kerngeschäft vor planmäßigen Abschreibungen (EBITDA) erreichte im ersten Halbjahr 2018 EUR 7,7 Millionen Euro (Vj. EUR 7,9 Mio.), die EBITDA-Marge erhöhte sich von 6,1 % auf 6,3 %.

Von Markus Weingran / dpaAFX

Foto: AR Pictures / Shutterstock.com

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