Wall Street: Auch die US-Märkte tauchen ab – größere Korrektur nur eine Frage der Zeit? Ein Manager gibt vor allem einer speziellen Gruppe Schuld an dem überbewerteten „Alptraum“-Markt

onvista · Uhr

Auch die US-Märkte müssen im heutigen Handel kräftige Verluste hinnehmen. Für den Dow Jones geht es bisher um 0,94 Prozent auf 28.245 Punkte runter, der Nasdaq 100 muss sogar 1,78 Prozent auf 11.771 Zähler abgeben, während der S&P 500 1,12 Prozent auf 3449 Punkte verliert.

„Bedrückende Erkenntnis sickert durch“

Laut Börsianern belasteten einmal mehr schwindende Hoffnungen auf eine rasche Einigung auf ein weiteres Corona-Konjunkturpaket in den USA sowie deutlich steigende Corona-Neuinfektionen in Europa und den USA. Nun sickere „die bedrückende Erkenntnis durch, dass das Infektionsgeschehen rund um Covid-19 in der alten Welt unmittelbar dabei ist, außer Kontrolle zu geraten“, bemerkte Marktanalyst Timo Emden von Emden Research. In den Hintergrund rücke damit der US-Wahlkampf. Durchwachsene Konjunkturdaten gaben den Kursen keine Richtung vor.

Die jüngsten Unternehmenszahlen wurden unterschiedlich aufgenommen. Ein florierendes Handelsgeschäft mit Wertpapieren bescherte der US-Investmentbank Morgan Stanley in der Corona-Krise einen Gewinnsprung. Auch die Erträge stiegen im abgelaufenen Quartal deutlich. Entsprechend stemmten sich die Aktien mit einem Plus von knapp einem halben Prozent gegen den negativen Markt.

Walgreens Boots Alliance schaffte einen Kursanstieg von drei Prozent, was den Spitzenplatz im Dow bedeutete. Der Pharmagroßhändler und Apothekenkonzern schnitt im vierten Geschäftsquartal trotz eines Gewinnrückgangs besser als erwartet ab.

Derweil legten die Belastungen durch die Corona-Pandemie das Geschäft der Fluggesellschaft United Airlines auch im dritten Quartal lahm. Der erneute Milliardenverlust und der Umsatzeinbruch fielen schlimmer als von Analysten erwartet aus – die Titel sackten um gut viereinhalb Prozent ab.

Bei Alcoa mussten die Aktionäre einen Kursrückgang von mehr als sieben Prozent verkraften. Der Quartalsverlust des Aluminiumkonzerns fiel zwar nicht so deutlich wie befürchtet aus, war aber der höchste seit der Aufspaltung des Konzerns vor vier Jahren. Zudem überschattete der verhaltene Ausblick für das Schlussquartal die Zahlen.

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Die Millennials sind schuld

Ohnehin ist die derzeitige Bewertung an den Aktienmärkten einer Menge Analysten schon seit einiger Zeit nicht mehr geheuer und viele sehen den Markt geradezu nach einer Korrektur schreien. So hat sich auch Cole Smead, President und Portfoliomanager bei Smead Capital Management, jüngst gegenüber dem Nachrichtendienst CNBC geäußert, dass die derzeitigen Aktienbewertungen ein „totaler Alptraum“ seien und die enormen Kurszuwächse vor allem von einer speziellen Investorengruppe verursacht werden: den „jungen und dummen“, in der Krise neu eingestiegenen Anlegern, die ohne viel Erfahrung besonders an den Optionsmärkten agieren.

Ein Großteil der Rallye hat sich dabei auf die ganz großen Tech-Werte und den besonders aktiv gewordenen Optionsmarkt erstreckt, so der Manager. „Die starken Käufe im August und September sind ein 10-Jahres-Phänomen, wie wir es so noch nie gesehen haben, unter den Millennials und generell Leuten, die keine Anleihen mehr halten wollen, sondern überbewertete US-Qualitäts-Unternehmen. Dieses Ausmaß ist eines von Rekordverhältnissen.“

Er geht sogar soweit, die aktuellen Bewertungen als ein Beispiel für „Börsenversagen“ zu nennen, dass größtenteils von den Millennials getrieben wird, die ganz frisch in den Markt eingestiegen sind. Die FED könne zwar die Kreditmärkte mit ihren Stimuli schützen, jedoch nicht die Aktienmärkte retten, so Smead.

Die in ihrer Kursentwicklung extrem gelaufenen Unternehmen wie beispielsweise Microsoft sind zwar trotz allem gute Unternehmen, doch aus Sicht des Managers können auch solche Titel nicht durch ein Investment dafür genutzt werden, weiteren Wohlstand für den Käufer zu schaffen, nicht bei dieser Überbewertung. „Bei einem 40-fachen Gewinn besteht eine Chance von Null Prozent, dass jemand in den nächsten 10 Jahren damit weiteren Wohlstand schafft, der seinen Bedürfnissen entspricht“, so das Urteil des Managers.

Letzten Endes scheint es also alles nur eine Frage der Zeit zu sein, wie lange und wie weit nach oben die Aktienmärkte trotz der Krise nach oben laufen können und vor allem wie lange sie sich von der Realwirtschaft abkoppeln können, so wie sie es seit dem Corona-Crash im März getan haben.

onvista-Redaktion/dpa-AFX

Titelfoto: Everett Collection / Shutterstock.com

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