Wall Street zieht Dax nach unten – Euro auf höchstem Stand seit einem Jahr

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

An den US-Börsen gehen die Kurse auf Tauchstation. Darunter leidet auch der deutsche Aktienmarkt. Der Euro hingegen steigt weiter kräftig.

Eingetrübte Wachstumsperspektiven für die US-Wirtschaft haben die Anleger an der Wall Street am Dienstag in die Flucht getrieben. Das bekommt zur Wochenmitte auch der deutsche Aktienmarkt zu spüren. Der Dax startete mit einem Minus von fast einem Prozent auf 12.560 Punkten in den Tag, nachdem er gestern bereits 0,8 Prozent auf 12.671 Punkte gefallen war.

Vor allem die Technologiewerte an der US-Börse Nasdaq waren gestern erneut unter die Räder geraten. Sie hatten sich zwar zuletzt wieder etwas gefangen, fanden aber angesichts fortwährender Diskussionen über das Bewertungsniveau der Highflyer nicht mehr zu alter Stärke zurück. Zudem hatte die Chefin der US-Notenbank, Janet Yellen, am Vorabend gewarnt, dass Aktien generell derzeit “einigermaßen teuer” seien.

Prognose gekappt

Schlechte Nachrichten kamen zugleich vom Internationalen Währungsfonds (IWF), der sich weniger zuversichtlich für die weltgrößte Volkswirtschaft USA zeigte. Für 2017 wird ein Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent erwartet, nach bislang 2,3 Prozent. Im kommenden Jahr dürfte das Wachstum ebenfalls 2,1 betragen. Im April war der IWF noch von 2,5 Prozent ausgegangen. Zudem zweifelt der IWF am Wachstumsziel der Trump-Regierung von 3 Prozent im Jahr 2020.

An der Wall Street endete Dow Jones Industrial auf seinem Tagestief 0,5 Prozent niedriger bei 21.311 Punkten. Das war der tiefste Schlusskurs des US-Leitindex seit dem 12. Juni. Der marktbreite S&P-500-Index verlor am Dienstag 0,8 Prozent auf 2419 Punkte. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 1,8 Prozent auf 5672 Punkte abwärts.

Gemeinschaftswährung legt zu

Der Euro hat indes am Mittwoch den höchsten Stand seit einem Jahr erreicht. Zuletzt kletterte die Gemeinschaftswährung bis auf 1,138 US-Dollar. Stärker war der Euro seit dem Tag nach dem Brexit-Votum vor gut einem Jahr nicht mehr, als die Währung zusammen mit dem britischen Pfund stark unter Druck geraten war. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstagnachmittag noch auf 1,1278 (Montag: 1,1187) Dollar festgesetzt.

Bereits am Vortag hatte der Euro kräftig um 1,5 Prozent zugelegt. Auslöser dafür waren Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi. Er gab sich auf der alljährlichen Notenbankkonferenz im portugiesischen Sintra nicht nur zuversichtlich für das Wachstum im Euroraum. Verglichen mit früheren Aussagen war er auch optimistischer, dass die Notenbank ihr Inflationsziel von knapp zwei Prozent wieder erreichen könne. Die lange Zeit schwache Inflation war ein Hauptgrund für die extrem lockere Geldpolitik der EZB.

Geldpolitische Wende zeichnet sich ab

Draghi habe einen ersten Schritt in Richtung einer weniger lockeren Geldpolitik getan, kommentierte Marco Valli, Chefvolkswirt für Europa bei der Großbank Unicredit. Bankökonomen rechnen damit, dass die EZB im Spätsommer die Weichen für einen geldpolitischen Kurswechsel stellen wird.

Der Dollar habe dem Euro momentan nichts entgegenzusetzen, schreibt Antje Praefcke, Expertin bei der Commerzbank. Die Chefin der US-Notenbank Fed, Janet Yellen, hatte in einer Rede am Dienstagabend in London keine konkreten Hinweise zur künftigen Geldpolitik gegeben. Jüngst gewachsene Zweifel an dem Straffungstempo der Fed blieben daher unverändert bestehen, so Praefcke.

Onvista/dpa-AFX
Foto: Deutsche Börse

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