Warum der US-Dollar bald drastisch fallen könnte und wie Anleger sich am besten positionieren

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Viele deutsche Aktionäre sind zumindest teilweise am US-Markt engagiert und der Erfolg gibt ihnen recht. Denn neben der Tatsache, dass die amerikanischen Aktienkurse über die letzten Jahre im Schnitt stärker gestiegen sind als die europäischen, hat ja auch noch der US-Dollar Stärke gezeigt.

Ein Blick auf die Anleihen- und Währungsmärkte zeigt allerdings, dass dieser Trend kaum ewig anhalten kann. Vielmehr spricht einiges dafür, dass der Dollar schon bald schwächeln könnte. Anleger sollten das vielleicht bei ihren Investitionsentscheidungen berücksichtigen.

Warum es so nicht weitergehen kann mit dem Dollar

Die ökonomische Theorie lehrt, dass es keinen „Free Lunch“ gibt und die Marktkräfte immer nach einem Gleichgewicht streben, das ohne Arbeit keine risikofreien Gewinne zulässt.

Nun ist es allerdings so, dass einige der stärksten Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz wie etwa Nestlé und SAP sich aktuell auf Jahre hinaus Geld in einheimischer Währung zu Minuszinsen leihen können. Kaum zugeflossen, könnten sie diese Mittel in Dollar-Anleihen anlegen, dabei rund 1,5 % Zinsen einstreichen und zudem noch von Währungsgewinnen profitieren. So hat es zumindest über die letzten zwei Jahre funktioniert, als der Euro gegenüber dem US-Dollar von 1,25 auf unter 1,08 gesunken ist.

Wie an der Börse gibt es auch bei Anleihen-, Zins- und Fremdwährungsgeschäften so etwas wie ein Momentum, welches Trends verstärkt und über das Gleichgewichtsziel hinausschießen lässt. Weil auf diese Weise so wunderschöne Renditen erwirtschaftet werden können, bleibt die Nachfrage nach Dollars hoch und der Kurs steigt weiter.

Die ungesunden Folgen davon lassen sich an der Handelsbilanz ablesen: Deutschland war 2019 mal wieder Weltmeister beim Exportüberschuss und die USA schreiben trotz aller protektionistischen Anstrengungen Defizite in Billionenhöhe. Das sind deutliche Anzeichen dafür, dass sich die Wechselkursrelation in die falsche Richtung bewegt hat.

Bereits letzten Juli befand der Internationale Währungsfonds, dass der Dollar 6 bis 12 % zu teuer sei. Damals lag der Kurs mit 1,13 allerdings noch 5 % tiefer als heute.

Was jetzt passieren könnte

Es gibt verschiedene Wege, wie sich die beschriebene problematische Entwicklung umkehren könnte. Grundsätzlich könnte dem Trend von allein der Treibstoff ausgehen, sodass der Euro wieder gegenüber dem Dollar aufwertet. Falls nicht, könnten die Zentralbanken nachhelfen, indem sie die Zinsen sich aufeinanderzubewegen lassen und somit den oben beschriebenen Handel unattraktiver machen, wobei eine sinkende Dollarnachfrage zu Kursrückgängen führen sollte.

Das US-Regime dringt immer mal wieder auf Zinssenkungen. Genau darin sehe ich jedoch eine große Gefahr. Es könnte nämlich alles auf einmal eintreten: Zum sowieso vielleicht gerade ausgehenden Treibstoff bekommt der Dollar dann auch noch einen Tiefzinsstein um den Hals gebunden. In Kombination mit den Defiziten ergibt sich ein zunehmendes Problem mit der Kreditwürdigkeit. Die zu erwartenden Folgen heißen Wertverfall und Inflation.

Der schwächere Dollar bedeutet für Anleger aus anderen Währungsräumen einerseits, dass der umgerechnete Wert der US-Titel in ihrem Portfolio zu sinken droht. Andererseits könnte Inflation zum Ausgleich steigende Kurse bedeuten. Immerhin sorgt eine fallende Währung für eine steigende Wettbewerbsfähigkeit, was die Exporte ankurbeln sollte und einen Rückgang des Außenhandelsdefizits herbeiführt.

Worauf Anleger sich einstellen sollten

Aktien gelten als relativ resistent gegen Inflation, weil viele Unternehmen in einem solchen Szenario höhere Preise durchsetzen können. Mit Schwankungen in den Wechselkursen und steigender Inflation können Unternehmen in der Regel auch ganz gut umgehen. Als Anleger sollten wir daher eine weitere Perspektive einnehmen:

Entscheidend wird das Zusammenspiel von Konjunktur und Zinsen sein. Wenn sich der Wertverfall des Dollars beschleunigt, dann muss die Zentralbank eigentlich die Zinsen anheben, was wiederum dazu führen könnte, dass Aktien unattraktiver werden und das Wirtschaftswachstum ausgebremst wird. Letzteres würde — hier schließt sich der Kreis — für sinkende Zinssätze sprechen, was aber nur funktioniert, wenn es die Kreditwürdigkeit erlaubt.

Die USA sind aufgrund ihrer Defizite bereits nah an ihre Grenzen gestoßen und Europa wegen seiner Niedrigzinsen. Auf Impulse der US-Fiskalpolitik und der EZB-Geldpolitik würde ich daher nicht vertrauen, wenn es darauf ankommt. Einer der wenigen Orte, wo noch Reserven bestehen, ist der deutsche Bundeshaushalt, der am 19. Februar erneut knapp 1 Mrd. Euro auf 28 Jahre praktisch zu Nullzinsen eingeworben hat.

Seit Jahren hängen Olaf Scholz insbesondere Kommentatoren aus der angelsächsischen Welt in den Ohren, die ihn zum Schuldenmachen drängen. Die Schuldenuhr läuft jedoch erfreulicherweise trotz der nervigen Einmischung weiterhin rückwärts, was bedeutet, dass sekündlich mehr Ressourcen zur Verfügung stehen, um etwaige negative Entwicklungen mit staatlichen Investitionsprogrammen zu bekämpfen.

Sinnvolle Bereiche dafür gibt es zuhauf und ich würde mich daher nach Aktien umschauen, die von solchen Programmen besonders profitieren würden und gleichzeitig nicht übermäßig vom Export in die USA abhängig sind. Welche Dynamik sich entwickelt, wenn der beschriebene Dollarverfall eintritt, kann wohl niemand so genau wissen, aber mit Turbulenzen ist zu rechnen. Die Wirtschaft von Überschussländern wie Deutschland und der Schweiz ist dann im Vorteil.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Nestlé.

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Foto: The Motley Fool

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