Weitere Corona-Restriktionen verderben Anlegern die Laune
Frankfurt (Reuters) - Ein verlängerter Lockdown in Deutschland und weiter steigende Corona-Infektionszahlen vertreiben die Kauflaune der Anleger.
Der Dax gab am Dienstag 0,5 Prozent auf 14.590 Punkte nach, der EuroStoxx50 lag mit 3818 Zählern 0,4 Prozent im Minus. "Auch wenn die Anleger immer noch an einen dynamischen Aufschwung nach der Pandemie glauben, die erneute Lockdown-Verlängerung mit einem kompletten Herunterfahren des öffentlichen Lebens in Deutschland über Ostern hinterlässt bei allem berechtigten Optimismus einen faden Beigeschmack", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets.
Nach mehr als elfstündigen Beratungen haben Bund und Länder eine Verlängerung des Corona-Lockdowns bis zum 18. April vereinbart. Zudem soll es nun vom 1. bis zum 5. April eine "erweiterte Ruhezeit zu Ostern" geben, in der etwa am Gründonnerstag auch die Lebensmittelgeschäfte schließen sollen. "Für die Wirtschaft ist die Verlängerung des Lockdowns bis Mitte April noch schlimmer als der sogenannte 'Super Lockdown' zu Ostern", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. In Europa müsse sich die Wirtschaft wegen der anhaltenden Einschränkungen auf ein schwieriges zweites Quartal einstellen, prognostizierte EZB-Chefvolkswirt Philip Lane. Die Notenbank werde aber das Ihre tun, um die Kreditkosten niedrig zu halten, sagte er dem Sender CNBC.
REISEWERTE UNTER DRUCK
Die Beschränkungen setzten erneut den Reise- und Freizeitwerten zu. Der entsprechende Branchenindex gab 1,5 Prozent nach. Die British-Airways-Mutter IAG, die Billigairline Easyjet und der Reisekonzern TUI gaben jeweils rund vier Prozent nach. Großbritannien führte eine Geldstrafe von 5000 Pfund ein, die Briten zahlen müssen, die vor Ende Juni unerlaubt ins Ausland reisen. Europas Fluggesellschaften droht damit ein kräftiger Rückschlag für das so wichtige Sommergeschäft, das bereits 2020 weitgehend ausgefallen war.
Nach der jüngsten Rally kam es auch zu Gewinnmitnahmen bei Automobilwerten. Der Branchenindex gab rund 2,5 Prozent nach. Niedriger notierte zudem der europäische Industriegüter- und Dienstleistungssektor. Verschreckt reagierten Anleger vor allem auf eine Warnung von Volvo vor einem erheblichen Produktionsrückgang im zweiten Quartal wegen des weltweiten Halbleitermangels. Die Anteilsscheine des schwedischen Lkw-Bauers brachen an der Börse in Stockholm um bis zu 7,8 Prozent ein.
"Langfristig dürfte nur ein Durchbruch bei der Impfkampagne die Börsen wirklich wieder beruhigen", sagte Analyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. Auch wenn es angesichts der hohen Kurse immer weniger Käufer am Markt gebe, herrsche an den Börsen zugleich die Angst, zu früh zu verkaufen, erläuterte Thomas Altmann, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners. "Wir sehen so etwas wie einen simultanen Käufer- und Verkäuferstreik."
ÖLPREISE GEBEN NACH
Die neuen Pandemie-Beschränkungen und die schleppende Impfkampagne in Europa drückten die Ölpreise um mehr als drei Prozent. Die Sorte Brent aus der Nordsee und die US-Sorte WTI verbilligten sich auf 62,32 Dollar beziehungsweise 59,38 Dollar je Barrel.
Zur Nervosität am Markt trugen auch weitere Unsicherheiten über den Impfstoff von AstraZeneca bei. Nachdem der Pharmakonzern gerade erst positive Wirksamkeitsdaten aus einer US-Studie mit dem Vakzin veröffentlicht hat, äußerte eine US-Behörde nun Bedenken an diesen.