Wenn der Wolf zum Dax kommt

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Das Kursbild sieht wirklich nicht übel aus, obwohl sich die meisten Anleger zurückhalten. Das ist okay. Es wird ja auch genug gewarnt - entweder vor kurzfristiger Schwäche, vor überhaupt nachlassender Dynamik der Aktienmärkte oder gar vor einem Crash. Frage: Werden die Aktienfans inzwischen zu viel oder noch zu wenig gewarnt? Schwer zu sagen. Ich halte an der Empfehlung fest, cool zu bleiben, aber nicht total cool!

Deutsche Aktien sind (manche mag‘s überraschen) bis gestern ohne große Schwankungen um rund 100 Punkte gestiegen. Technische Analysten frohlocken und sehen den Beginn einer Bodenbildung. Die meisten Anleger zeigen sich aber weiter passiv, wie die jüngste Sentiment-Erhebung an der Börse Frankfurt zeigt: Von den Profis haben 4 Prozent Aktien verkauft und 1 Prozent sind nicht mehr short, von den Privaten sind immerhin 5 Prozent aus den Short-Engagements ausgestiegen. Beide Sentiment-Indizes hängen mit -2 Punkten bzw. +1 Punkt weiter um die neutrale Nulllinie.

Der von mir sehr geschätzte Stimmungsforscher („Verhaltensökonom“) Joachim Goldberg kommentiert: Es sind zu viele Krisenherde und andere geopolitische Unsicherheiten, die institutionelle Investoren in eine vorsichtige, neutrale Haltung treiben. Den Privatanlegern bescheinigt Goldberg mehr Mut, vermutet aber auch, dass sich für etliche die Short-Positionen bislang nicht rentiert hätten und sie sich deswegen zurückziehen. Der Markt stecke schlechte Nachrichten einfach zu schnell weg. Genau! Das ist schon lange zu beobachten. Seitwärts bis der Wolf doch kommt?

Der Stimmungsanalyst betont an dieser Stelle, dass sich bei vielen Anlegern hinsichtlich des Konflikts um die nordkoreanischen Atomtests ein gewisser Gewöhnungseffekt eingestellt hat. Vorsicht hat sich bisher nicht ausgezahlt. Wer etwa aus Angst vor einer weiteren Eskalation in der Krise um Nordkorea Absicherungen oder Short-Positionen eingegangen war, musste bislang kurz darauf feststellen, dass der Aktienmarkt derlei Nachrichten schnell weggesteckt hat: „Eine Sorglosigkeit, die sich im Sinne der Aesop‘schen Fabel, wonach ein Hirtenjunge die Bewohner eines Dorfes fälschlicherweise immer vor dem Wolf gewarnt hatte, bis dieser dann tatsächlich kam, als keiner mehr daran glaubte. Das könnte sich noch als fatal erweisen.“ Denn der Wolf richtete dann bekanntlich ein Blutbad an.

Ein interessanter Vergleich. Um die Eingangsfrage zu beantworten: Ich glaube nicht, dass die Aktienanleger von Warnungen jeder Art besonders beeindruckt worden sind. Und völlig sorglos ist ein Großteil der Aktienfans ja auch nicht. Es wächst andererseits aber die leise Hoffnung, dass die Amis trotz Trump und Hurrikans allmählich die Kurve kriegen (siehe überraschende Haushaltseinigung!).

Sinnbildlich bleibt Nordkorea der Wolf - ich befürchte, die Finanzmärkte unterschätzen das Kriegsrisiko. Also weiter Vorsicht auch gegenüber Aktien, bis wir klarsehen! Außerdem kann es nicht schaden, vorsichtshalber weiter in Gold zu investieren.

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