Wirecard: Aktie kämpft sich wieder über 100 Euro – Haben jetzt Finanzinvestoren Lunte gerochen?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es wird nicht langweilig für die Aktionäre des Mobile-Payment-Spezialisten. Ende vergangener Woche hat ein erneuter „Financial-Times-Artikel“ die Aktie mal wieder unter die Marke von 100 Euro gedrückt. Auch heute startete die Aktie mit Verlusten in die neue Woche. Allerdings drehte die Stimmung recht schnell und die Aktie konnte in den dreistelligen Bereich zurückkehren. Neue Gerüchte kursieren am Markt.

Ist das Interesse an Wirecard geweckt?

Es ist genau eine Woche her, dass der US-Finanzdienstleister Fidelity National Information Services (FIS) verkündete den Zahlungsabwickler Worldpay für rund 35 Milliarden Dollar zu kaufen. Inklusive Schulden wird der Wirecard-Konkurrent in der Transaktion mit etwa 43 Milliarden Dollar bewertet. Der Bezahldienstleister aus Aschheim wäre da schon ein gutes Stück billiger zu haben gewesen. Laut den aktuellen Gerüchten scheint dies jetzt auch einigen Beteiligungsunternehmen aufgefallen zu sein. Angeblich loten einige Interessenten gerade Einstiegsmöglichkeiten aus. Diese Spekulationen haben den „FT-Artikel“ schnell wieder in Vergessenheit geraten lassen.

Chart Wirecard – Intraday

Deutsche Bank könnte Großaktionär bei Wirecard werden

Wie die Financial Times berichtete, hat Wirecard-Chef Markus Braun, fast die Hälfte seiner Anteile am Bezahldienstleister als Sicherheit für ein Darlehen bei der Deutschen Bank hinterlegt. Das Finanzinstitut aus Frankfurt ist mit einem Darlehen in Höhe von 150 Millionen Euro der größte Kreditgeber der Aschheimer. Von den 8,6 Millionen Aktien im Besitz von Braun sollen 4,2 Millionen Aktien bei der Deutschen Bank im Dezember 2017 für ein so genanntes Margin-Darlehen hinterlegt worden sein.

Zum Zeitpunkt der Kreditvergabe hatte die Wirecard-Aktie ein Niveau zwischen etwa 90 und 95 Euro. Erst wenn die Aktien unter dieses Niveau fallen und Wirecard den Kredit nicht aus anderen Mitteln bedienen kann, könnte die Deutsche Bank auf einen Schlag mit fast so vielen Anteilen an dem Zahlungsdienstleister beteiligt wie der Vorstandsvorsitzende Markus Braun selbst. Vielleicht keine so schlechte Lösung für die Deutsche Bank. Anstatt der Commerzbank könnte dann auf einmal Wirecard auf dem Einkaufszettel der größten Deutschen Bank stehen. Der Widerstand gegen eine solche Fusion wäre sicherlich deutlich geringer.

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Kein wahrscheinliches Szenario

Ausgerechnet der Financial Times hatte CEO Braun im September 2018 aber bestätigt, die Kreditlinie der Deutschen Bank erst teilweise in Anspruch genommen zu haben, heißt es in dem Bericht von Freitag weiter. Die Wirtschaftszeitung zitiert den Wirecard Chef mit folgender Aussage: „Die Grundidee ist, dass ich meine Wirecard-Aktien nicht anfassen muss, was ich als die interessanteste Investition in den nächsten 10 Jahren betrachte, aber immer noch den finanziellen Spielraum für andere Investitionen habe“.

Countdown läuft

In 10 Tagen steht die Bilanzpressekonferenz des Bezahldienstleisters auf dem Programm. Sollte Wirecard-Chef Markus Braun nicht spätestens auf dieser Veranstaltung den Abschlussbericht der beauftragten Kanzlei Rajah & Tann aus Singapur veröffentlichen oder ein genaues Datum für die Veröffentlichung nennen, dann könnten die Anleger immer mehr das Vertrauen in den Dax-Konzern verlieren. Das gleiche könnte übrigens auch für die interessierten Beteiligungsfirmen gelten. Schließlich kauft sich niemand gerne einen Klotz am Bein ein. Dax-Kollege Bayer kann davon bereits ein Liedchen singen.

Von Markus Weingran

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Bild: Sergey Ryzhov/Shutterstock.com

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