Wirecard: Übernahmespekulation angeheizt ++ Eon: Chef Teyssen bleibt im Sattel ++ Dax: Ausklang freundlich

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Endlich, der letzte Handelstag im Jahr 2018, werden sich wohl die meisten Anleger denken. Für den deutschen Leitindex geht heute kein gutes Börsenjahr zu Ende. Erstmals seit 2011 steht wieder unter der Jahresbilanz des wichtigsten deutschen Börsenbarometer ein rotes Vorzeichen – und klein ist das Minus auch gerade nicht. Erst am Donnerstag ist der DAX im Tagesverlauf auf ein neues 2-Jahres-Tief gefallen. Obwohl die Anleger heute noch einmal zugreifen, wird der deutsche Leitindex das Jahr 2018 sicher mit einem zweistelligen Minus beendet. Es wird sich wohl so um die 18 Prozent einpendelt.

Jahresausklang wenigstens wohl im Plus

Am letzten Handelstag zeigt sich der Dax noch einmal von seiner besseren Seite. Zum Auftakt in den verkürzten Handelstag startet der deutsche Leitindex mit 10.434,14 Punkten – ein Plus von 0,51 Prozent.

Wirecard: Ex Aufsichtsratschef treibt Kurs in die Höhe

Die zuletzt schwächelnden Wirecard-Aktien stehen am Freitag nach einem „Handelsblatt“-Interview mit Ex-Aufsichtsratschef Klaus Rehnig im Fokus. Für Aufmerksamkeit sorgt bei Börsianern vor allem seine Einschätzung, dass der Zahlungsabwickler wohl bald zum Übernahmekandidaten werden dürfte.

Großer Investor kommt

Der Erstinvestor und frühere Aufsichtsratsvorsitzende des Zahlungsdienstleisters Wirecard, Klaus Rehnig, spekuliert auf eine Übernahme des Dax-Konzerns. „Ich rechne damit, dass bald ein internationaler Investor kommen wird und Wirecard kaufen will“, sagte er dem „Handelsblatt“. Bei einem Angebot würde er seine Aktien verkaufen, so Rehnig. Wieviel Aktien er noch hält, erläuterte er nicht, er sei „gut dabei“. Zum Start hielt er eigenen Angaben 20 Prozent, investierte aber zwischenzeitlich in andere Bereiche.

Hoher Aufschlag bei Übernahme

Rehnig signalisiert den Anlegern, dass sie im Übernahmefall wohl einen „Zuschlag auf den Börsenwert von 30, 40 oder 50 Prozent erhalten“. Davon würde er selbst als Aktionär freilich auch kräftig profitieren. Rehnig war zwischen 2002 und 2008 Aufsichtsratschef von Wirecard. Ins Unternehmen mischt er sich eigenen Aussagen zufolge nicht mehr ein.

Dax-Aufstieg nicht gut verkraftet

Die Papiere des Dax-Neulings hatten sich seit Ende 2017 bis zu ihrem Rekordhoch im September bei 199 Euro zunächst mehr als verdoppelt. Seither mussten sie jedoch kräftig Federn lassen und liegen für das Gesamtjahr nur noch mit rund 37 Prozent im Plus. Auch damit sind die Papiere des Unternehmens aus Aschheim, das im Marktwert die Deutsche Bank und die Commerzbank deutlich hinter sich gelassen hat, allerdings noch bester Dax-Wert 2018.

Eon: An der Konzernspitze ändert sich nichts

Eon -Chef Johannes Teyssen wird auch nach der geplanten Übernahme von Innogy durch Eon den neuen Konzern leiten. Das sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Karl-Ludwig Kley dem „Handelsblatt“. Ihm stehe eine Menge Arbeit bevor: „Es reicht ja nicht, einen Deal zu machen. Viel wichtiger ist es, dass man ihn auch zum Erfolg führt“, zitiert die Zeitung Kley.

Eon und RWE hatten im vergangenen März eine weit reichende Neuaufteilung ihrer Geschäftsfelder vereinbart. Eon will dazu in einem ersten Schritt Innogy komplett übernehmen und im Gegenzug den Konkurrenten RWE am eigenen Unternehmen mit knapp 17 Prozent beteiligen. Das fusionierte Unternehmen soll den Namen Eon behalten. Der Kauf von Innogy soll nach früheren Angaben nicht vor Mitte kommenden Jahres abgeschlossen sein. Bis dahin bleiben Eon und Innogy selbstständige Unternehmen.

Teyssen ist seit 2004 im Eon-Vorstand und steht diesem seit 2010 vor. Bereits Anfang des Jahres war sein ursprünglich Ende 2018 auslaufender Vertrag bis Ende 2021 verlängert worden. „Ich kenne Johannes Teyssen gut genug, und er wird bis zu seinem letzten Arbeitstag intensiv und hart arbeiten“, sagte Kley dem „Handelsblatt“. An dem Zeitplan, nach dem dieser Tag Ende 2021 sei, gebe es nichts zu ändern.

Kurz & knapp:

Deutsche Autobauer: BMW & Co. wollen einer Zeitung zufolge für umgerüstete ältere Diesel keine Garantie übernehmen. „Wir können keine Garantie für ein Fahrzeug übernehmen, in das nachträglich Abgasreinigungssysteme Dritter eingebaut wurden“, sagte der Präsident des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, der „Welt“. „Wenn ein Kunde sein Fahrzeug umbauen lässt, dann tragen er und der Nachrüster auch die Verantwortung für mögliche Folgeschäden“, sagte Mattes einem Vorabbericht zufolge weiter. Er sprach sich für eine „rasche Bestanderneuerung“ als Alternative zu Nachrüstungen aus: „Die Luftqualität steigt, der Kunde hat ein neues Auto oder einen jungen Gebrauchten.“ Und der Kunde hat mindestens das Doppelte bis Dreifache ausgegeben für einen Fehler, den er nicht zu verantworten hat. Diese Tatsche wird leider immer wieder von den Autobauern unter den Tisch gekehrt!

Japan: Der Nikkei 225 hat am letzten Handelstag eines schwachen Aktienjahres nachgegeben. Angesichts der weiter anhaltenden internationalen Handelsstreitigkeiten fiel der japanische Leitindex am Freitag um 0,31 Prozent auf 20 014,77 Punkte. Auf Wochensicht gab der Nikkei damit um 0,75 Prozent nach. In dieser letzten Handelswoche des Jahres erlebten die Anleger in Tokio die stärksten Kursschwankungen seit Ende 2016. Viele Investoren sind nervös und befürchten eine Konjunkturabkühlung. Hinzu kam der überwiegend dünne Handel, der größere Kursausschläge begünstigt. Die Monatsbilanz des Nikkei ist derweil mit einem Minus von mehr als 10 Prozent verheerend und sorgt dafür, dass der Leitindex bezogen auf das Gesamtjahr rund 12 Prozent einbüßt. Es ist das erste Mal seit Amtsantritt des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Shinzo Abe im Jahr 2012, dass die Börse der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt das Handelsjahr mit Verlusten beendete.

Tui: Die Deutschen müssen nach Einschätzung des Touristik-Konzerns für ihre Reisen 2019 nicht tiefer in die Tasche greifen. „Ich rechne trotz der steigenden Nachfrage insgesamt nicht mit steigenden Preisen“, sagte TUI-Deutschlandchef Marek Andryszak den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben). „Spanien wird vielleicht tendenziell etwas günstiger, die Preise für die Türkei liegen minimal höher.“ Spanien bleibe bei den Deutschen hoch im Kurs. Und die Türkei erlebe nach einigen schwachen Jahren einen regelrechten Boom. „Wenn es so weiterläuft wie bisher, werden wir sehr nah am besten Türkei-Jahr aller Zeiten sein“, sagte Andryszak mit Blick auf die laufende Saison. Dafür sei vor allem das in der Türkei sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis verantwortlich. Auch Ägypten sei wieder gefragt, aus ganz ähnlichen Gründen. Beide Länder hatten in den vergangenen Jahren wegen Anschlägen und der politisch angespannten Lage Einbußen im Tourismus hinnehmen müssen.

Von Markus Weingran

Foto: welcomia / Shutterstock.com

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