Wirecard: Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit ++ Bayer: Klage gegen Verhütungspille ++ Altria: Gibt es bald Marlboro E-Cannabis-Zigarette

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Es kam wie es kommen musste und auch angekündigt wurde. Trotzdem war die Wall Street not amused von den Neuigkeiten die Jerome Powell verkündete. Vielleicht hatte er nach den scharfen Angriffen von Donald Trump auf die Fed im allgemeinen und Powell im speziellen auch keine andere Wahl, um keine Zweifel an der Integrität der amerikanischen Notenbank aufkommen zu lassen.

Tempo allerdings gedrosselt

Wie die Fed am Mittwoch in Washington mitteilte, steigt ihr Leitzins um weitere 0,25 Punkte auf 2,25 bis 2,50 Prozent. Analysten hatten diesen Schritt erwartet. Für kommendes Jahr rechnet die Notenbank allerdings nur noch mit zwei Zinsanhebungen. Im September waren es noch drei gewesen. Im Jahr 2020 dürfte eine weitere Zinserhöhung folgen. Dies ergibt sich aus neuen Prognosen der Fed, die auf Einschätzungen der Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses FOMC basieren. Jetzt kann Donald Trump wieder schimpfen wie ein Rohrspatz oder nach Japan auswandern. Vielleicht ist die Bank of Japan ganz nach seinem Geschmack.

Nippon Ginkō bleibt weiterhin locker

Die japanische Notenbank bleibt auf ihrem ultralockeren geldpolitischen Kurs. Zudem bekräftigte sie am Donnerstag ihren optimistischen Ausblick für die heimische Konjunktur – trotz des Handelsstreits zwischen den USA und China und der schwankungsanfälligen Finanzmärkte, die einen Schatten auf den Ausblick auf die Weltwirtschaft werfen. Ihren Strafzins auf Einlagen von Geschäftsbanken beließen die Währungshüter wie erwartet bei 0,1 Prozent. Auch wiederholten sie die Ankündigung, dass die Zinsen noch für längere Zeit auf sehr niedrigem Niveau bleiben werden.

Weltbank weniger optimistisch für China

Die Weltbank rechnet für 2019 mit einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums in China auf 6,2 Prozent. Dazu trage unter anderem der Handelsstreit mit den USA bei, hieß es in einem am Donnerstag vorgelegten Bericht. Für das laufende Jahr erwartet China einen Zuwachs von 6,5 Prozent. Im Oktober hatte der Internationale Währungsfonds seine Wachstumsprognose 2019 für China von 6,4 auf 6,2 Prozent gesenkt. Auch er hatte dabei auf den Handelsstreit zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften USA und China verwiesen.

Alles zu viel für den Dax

Den Anlegern scheint endgültig der Kragen zu platzen. Sowohl in Brüssel als auch in London stellt man sich auf einen „harten“ Brexit ein und dann kommt noch die Fed und erhöht die Zinsen. Anscheinend zu viel für die Anleger. Nachdem der deutsche Leitindex am Mittwoch noch ein Plus zu Stande brachte, ist er heute auf dem Weg zu einem neuen Jahrestief. Der Dax startet mit 10.627,71 Punkten in den vorletzten Handelstag vor Weihnachten. Ein Minus von 1,29 Prozent. Am Ende des Börsenbarometers findet sich heute mal wieder Wirecard wieder. Ein Artikel der Wirtschaftswoche drückt den Anlegern über 3 Prozent tief aufs Gemüt.

Wirecard: „Zweifel an Wettbewerbsfähigkeit“

In Pressemitteilungen nennt sich Wirecard immer „der global führende Innovationstreiber für digitale Finanztechnologie“. Im Anschluss wird dann eine neue oder erweiterte Kooperation vermeldet. Solche Nachrichten kommen schon fast wöchentlich aus dem Hause in Anschheim. Eins haben alle Mitteilungen gemeinsam: Sie enthalten keine Zahlen. Zu erfahren ist weder wie viel Kunden Wirecard erreicht oder welchen Umsatz der Bezahldienstleister sich von der Zusammenarbeit verspricht.

6 Mittteilungen in 7 Tagen

So auch heute. Vermeldet wird eine erweiterte Zusammenarbeit mit Singtel Dash, der Mobile Payment App des führenden Kommunikationskonzerns in Asien. Von nun an können Nutzer von Dash über Apple Pay bei Millionen von Online- und Einzelhändlern weltweit zahlen. Das war es! Seit Anfang Dezember gab es 8 solcher Nachrichten. Darunter auch Mitteilungen mit den wohlklingenden Namen Apple & Google Pay. Hört sich gut an, aber wie viel steckt dahinter. Die Wirtschaftswoche hat so ihre Vermutungen.

„Das Rätsel um die deutschen Kunden von Wirecard

Mit dieser Überschrift weckt die „Wirtschaftswoche“ Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit von Wirecard auf dem Heimatmarkt. Hier könnte Wirecards Position jedenfalls schwächer sein als vielfach angenommen. Die Diskussion ist nicht neu, aber jetzt wieder angefacht. Im November hatte schon eine Studie von Merrill Lynch Zweifel aufkommen lassen. Analyst Adithya Metuku von der US-Investmentbank hatte sich darin Sorgen gemacht um die Wettbewerbsposition in Deutschland und die Nachhaltigkeit der eingepreisten Wachstumsdynamik – und dies als Grund genannt für eine damalige Abstufung auf „Underperform“.

Bayer: Nicht nur wegen Glyphosat vor Gericht

Im seit Jahren dauernden Streit um die Verhütungspille „Yasminelle“ verhandelt das Landgericht Waldshut-Tiengen am Donnerstag (9.00 Uhr) über einen möglichen Kompromiss. Das Gericht am Hochrhein hatte die Prozessbeteiligten vor rund zwei Monaten aufgerufen, sich außergerichtlich zu einigen. Eine solche Einigung soll Gerichtsangaben zufolge nun Thema des Verhandlungstags sein. Ob sie zustande kommt, ist unklar. In dem Fall geht es um eine 34-Jährige aus Baden-Württemberg. Sie klagt in dem seit Juni 2011 laufenden Zivilrechtsverfahren gegen den Chemie- und Arzneimittelkonzern Bayer in Leverkusen. Dieser vertreibt die Pille. Die Frau macht die Pille mit ihrem Wirkstoff Drospirenon für gesundheitliche Probleme und ein hohes Thrombose-Risiko verantwortlich. Sie fordert von Bayer Schadenersatz und Schmerzensgeld in Höhe von mindestens 200 000 Euro. Der Pharmakonzern hält nach Angaben seines Rechtsanwalts die in der Klage geltend gemachten Ansprüche für unbegründet.

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Kurz & knapp: 

Altria: Der Marlboro-Hersteller steht laut einem US-Zeitungsbericht vor dem Einstieg bei der umstrittenen E-Zigaretten-Firma Juul. Die Unternehmen könnten noch diese Woche einen Deal verkünden, bei dem Altria 12,8 Milliarden Dollar (11,3 Mrd Euro) für einen Anteil von 35 Prozent hinlegen würde, schrieb das „Wall Street Journal“ am Mittwoch unter Berufung auf Insider. Insgesamt würde Juul mit rund 38 Milliarden Dollar bewertet. Altria und Juul äußerten sich zunächst nicht. Sollte es zum Deal kommen, hätte Juul seine Bewertung innerhalb weniger Monate mehr als verdoppelt und würde höher taxiert als bekannte private Silicon-Valley-Firmen wie Airbnb oder SpaceX. Juul wächst rasant dank neuartiger E-Zigaretten, die an USB-Sticks erinnern und über die aromatisierter, nikotinhaltiger Dampf eingeatmet werden kann.

Hornbach: Höhere Einkaufspreise und starke Konkurrenz haben der Baumarktkette im dritten Geschäftsquartal auch unter dem Strich einen Gewinnrückgang eingebrockt. In den drei Monaten bis Ende November verdiente der Gesamtkonzern Hornbach Holding 11,8 Millionen Euro und damit ein Viertel weniger als ein Jahr zuvor, wie Hornbach am Donnerstag in Neustadt an der Weinstraße mitteilte. Wegen der dürftigen Geschäftsentwicklung hatte das Management bereits vergangene Woche seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr gekappt.

Pinterest: Die Foto-Suchmaschine könnte laut einem Pressebericht bereits im kommenden Frühjahr den Gang an die Börse wagen. Pinterest bereite sich auf einen Börsengang vor, der bereits im April stattfinden könnte, schrieb das „Wall Street Journal“ am Mittwoch unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Dabei werde eine Bewertung von mehr als 12 Milliarden US-Dollar – also auf dem Niveau der jüngsten Finanzierungsrunde – für möglich gehalten. Die Börsenpläne von Pinterest sind nicht grundsätzlich neu. Einen genauen Zeitplan hat das Unternehmen bisher allerdings nicht bekannt gegeben. Viele Branchenkenner spekulieren aber auf 2019.

Von Markus Weingran

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