Hedgefonds in Zahlungsschwierigkeiten rüttelt Bankenbranche durch ++ VW: Chef Diess sieht keine Eile bei Porsche-Börsengang ++ va-Q-tec: Nächstes Rekordjahr geplant

onvista · Uhr

Während Bundeskanzlerin Merkel langsam die Hutschnur platzt, kommen die USA mit ihrem Impfprogramm immer besser in Tritt. Am Samstag seien 3,5 Millionen Impfungen gemeldet worden, schrieb der ranghohe Corona-Berater im Weißen Haus, Andy Slavitt, auf Twitter. Dies sei ein Höchstwert. Zuvor hatte der Rekord am Freitag bei knapp 3,4 Millionen verabreichten Dosen innerhalb eines Tages gelegen. Laut Weißem Haus wurde am Sonntag erneut ein Wert von mehr als 3 Millionen Impfungen erreicht – am dritten Tag in Folge.

Nach Angaben der US-Gesundheitsbehörde CDC wurden landesweit bislang mehr als 143 Millionen Impfdosen gespritzt. Gut 36 Prozent der Erwachsenen im Land haben demnach mindestens eine Impfdosis bekommen, 20 Prozent der Erwachsenen sind voll geimpft. In den USA kommen derzeit drei Impfstoffe zum Einsatz: Neben den Präparaten von Moderna und Biontech/Pfizer, bei denen zwei Dosen gespritzt werden, wird auch der Impfstoff von Johnson & Johnson eingesetzt, der bereits nach einer Dosis seine volle Wirkung entfaltet.

Ausgangsbeschränkungen in Planung?

Bundeskanzlerin Angela Merkel übt massiven Druck auf die Länder aus, um diese angesichts der dritten Corona-Welle zum Umsetzen der Notbremse und noch schärferer Maßnahmen zu bewegen. Dabei nannte sie am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Anne Will“ ausdrücklich auch Ausgangsbeschränkungen in Regionen mit besonders hohen Infektionszahlen: „Ausgangsbeschränkungen können ein ganz wirksames Mittel sein.“ Merkel sprach sich gegen eine vorgezogene neue Ministerpräsidentenkonferenz aus, betonte aber, sie werde nicht zuschauen, bis es 100.000 Neuinfektionen am Tag gebe. Allen von den Ländern geplanten Lockerungen, auch sogenannten Modellprojekten, erteilte sie eine klare Absage.

Merkel deutete auch an, dass der Bund tätig werden könnte, wenn die Länder nicht die nötigen Maßnahmen ergreifen sollten. „Wir müssen mit einer großen Ernsthaftigkeit jetzt die geeigneten Maßnahmen einsetzen. Und einige Bundesländer tun das, andere tun es noch nicht.“ Wenn das nicht „in sehr absehbarer Zeit“ geschehe, müsse sie sich überlegen, wie sich das vielleicht auch bundeseinheitlich regeln lasse. „Das ist mein Amtseid, das ist meine Verpflichtung.“ Einw Möglichkeit sei, „das Infektionsschutzgesetz noch mal anzupacken und ganz spezifisch zu sagen, was muss in welchem Fall geschehen“.

Dax: Gewinne schmelzen ganz schnell wieder

Der Rückenwind aus Übersee hat dem Dax am Montag ein Rekordhoch beschert. Der deutsche Leitindex stieg im frühen Handel zuletzt um 0,58 Prozent auf 14.834,05 Punkte. Allerdings kann sich das Börsenbarometer nicht lange auf dem hohen Niveau halten. Die Verunsicherung in der Bankenbranche lässt den DAX schnell wieder Richtung Freitagsniveau zurückkommen.

„Ein Hedgefonds in Schieflage ist ein ernstes Problem für die betroffenen Banken. Der gute Lauf der Aktien aus der Branche dürfte damit erst einmal gestoppt sein“, so onvista Redaktionsleiter Markus Weingran.

Die Freude über Freilegung des im Suezkanal festgelaufenen Containerschiffs „Ever Given“ erhält damit sofort einen Dämpfer. Die wichtige Wasserstraße könnte in absehbarer Zeit wieder passierbar sein, womit die Risiken für die Lieferketten entschärft wären.

Credit Suisse mit Gewinnwarnung – Nomura spricht von 2 Milliarden Dollar

Ein Zahlungsausfall beim US-Hedgefonds Archegos Capital droht mehrere Großbanken laut Insidern teuer zu stehen zu kommen. Die Credit Suisse warnte am Montag vor möglicherweise hohen Verlusten, nachdem ein bedeutender Hedgefonds mit Sitz in den USA in der vergangenen Woche Nachschussforderungen der schweizerischen Bank nicht nachgekommen sei. Die zweitgrößte Schweizer Bank und eine Reihe anderer Institute zögen sich nun aus den Positionen zurück. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg und anderen Medien handelt es sich bei dem Hedgefonds um Archegos Capital.

Bloomberg zufolge musste Archegos am Freitag wegen Nachschussforderungen Aktien im Wert von mehr als 20 Milliarden US-Dollar (17 Mrd Euro) verkaufen. Das „Wall Street Journal“ berichtete gar von 30 Milliarden Dollar an Verkäufen. So kam es am Freitag bei den Aktien von ViacomCBS zu einem Kurseinbruch von 27 Prozent. Auch andere Aktien wie Discovery standen stark unter Druck.

Auch der japanische Finanzkonzern Nomura warnte vor einem möglicherweise signifikanten Verlust, nannte aber wie die Credit Suisse nicht den Namen des Kunden. Die Forderung belaufe sich auf etwa zwei Milliarden Dollar. Laut mit der Sache vertrauten Personen gehe es auch in diesem Fall um Archegos, schreibt Bloomberg. Bei der Gesellschaft handle es sich um einen der ersten Handelskunden von Nomura. Die Bank wollte sich zu diesen Punkten nicht weiter äußern.

Unterdessen erwarte die US-Bank Goldman Sachs durch den Ausstieg aus den Geschäften mit Archegos voraussichtlich keine hohe Belastungen, wie Bloomberg unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person berichtet. Die Kredite der Bank an den Hedgefonds seien vollständig abgesichert, und Goldman sei bereits aus dem Großteil ihrer Positionen ausgestiegen. Ein Sprecher der US-Bank lehnte eine Stellungnahme ab.

Für die Credit Suisse droht der Hedgefonds bereits der zweite teure Ausfall im ersten Quartal zu werden. Die Bank ist bereits von der Insolvenz des britisch-australischen Finanzkonglomerats Greensill betroffen, in deren Zuge in Deutschland die Bremer Greensill Bank in die Pleite geschlittert ist. Der CS-Aktienkurs sackte am Montag am Morgen um zehn Prozent ab.

Nach Angaben der Credit Suisse ist es noch zu früh, den Verlust aus den Problemen mit dem US-Hedgefonds zu beziffern. Er könne aber „sehr bedeutend und wesentlich“ für das Ergebnis des ersten Quartals sein. Dies gelte ungeachtet der positiven Trends, die die Bank Anfang dieses Monats angekündigt habe. Die Credit Suisse wolle „zu gegebener Zeit“ ein Update in dieser Angelegenheit geben.

Zu den betroffenen Banken gehören laut den Medienberichten daneben auch Morgan Stanley, Deutsche Bank und UBS, die alle als Prime Broker für Archegos tätig waren. Der Kurs der Deutschen Bank sank am Morgen um vier Prozent und auch die UBS in Zürich gab deutlich nach.

VW: Porschebörsengang steht nicht weit vorne auf der Agenda

Im Volkswagen-Konzern gibt es Streit um einen möglichen Börsengang der Sportwagentochter Porsche. Konzernchef Herbert Diess sagte der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Samstagausgabe): „Das Thema Porsche-Börsengang hat für mich derzeit keine hohe Priorität“. Selbst wenn nur ein Teil der Aktien des Sportwagenherstellers frei gehandelt werde, verliere VW einen Teil der hohen Mittelzuflusses, den Porsche für den Konzern geniere. „Im Moment spricht viel dafür, das Geld für unseren Strukturwandel zu nutzen“, sagte Diess. „Eine Perle wie Porsche will man nicht aus der Hand geben.“

Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke hatte hingegen zuletzt offensiv für die Vorteile einer Börsennotierung geworben. Diese mache den Wert des Unternehmens transparenter und könne damit auch die Bewertung der Volkswagen AG heben.

Diess setzt für einen höheren Börsenwert dagegen auf den konzernweiten Ausbau von Elektroautos und autonomem Fahrens. „Die Konzernteile einzeln zu bewerten, passt aus meiner Sicht nicht in eine Zeit, in der unsere Transformation zur E-Mobilität gewaltige Synergien quer durch alle Unternehmenssparten bringen wird.“

Schwierigkeiten bereitet weiterhin der aktuelle Mangel an Steuerungschips. „Das ist ein Thema, das uns im Moment viel Kopfzerbrechen bereitet und auch die Produktion belastet“, sagte Diess der Zeitung. „Bisher konnten wir schon rund 100 000 Autos wegen Mangel an Halbleitern nicht bauen.“ Wie es im Gesamtjahr aussehen werde, sei noch schwer zu sagen. Denn VW hoffe, einen Teil der Einbußen aufholen zu können.

Kurz & knapp:

va-Q-tec: Der Anbieter von Thermoboxen für den Versand bestätigt heute seine bereits veröffentlichten vorläufigen Zahlen. Im Geschäftsjahr 2020 erhöhte sich der Umsatz um 12 Prozent auf 72,1 Millionen Euro (Vj.: 64,7 Mio. EUR). Die Gesamterträge beliefen sich auf 84,1 Millionen Euro, was einen Anstieg von 16 Prozent entspricht (Vorjahr: 72,8 Mio. EUR). Zulegen konnte auch das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (operativer Gewinn, EBITDA), bereinigt um die erhöhten Fremdwährungsaufwendungen. Das bereinigte EBITDA ist von 9,6 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum um 2,6 Millionen auf 12,2 gewachsen – ein Plus von 27 Prozent. Bezogen auf die Umsätze entspricht dies einer Margen-Verbesserung von 15 Prozent in 2019 auf 17 Prozent in 2020. Auch das Effizienzprogramm „Power 20+“ zeigte dabei Wirkung und wird im laufenden Geschäftsjahr fortgeführt. Für das Geschäftsjahr 2021 geht va-Q-tec in Abhängigkeit davon, wann und in welchem Umfang Produktionsniveaus für CoVid-19-Impfstoffe hochgefahren werden und wie eine flächendeckende weltweite Distribution erfolgt, von einem besonders starken Umsatzwachstum auf 90 bis 100 Millionen Euro bei einer weiteren Steigerung der EBITDA-Marge aus. Die ersten Monate des laufenden Geschäftsjahres unterstützen dabei den zuversichtlichen Ausblick.

Takkt: Der Büromöbelhändler will nach den starken Einbrüchen im Jahr 2020 beim Gewinn wieder Boden gutmachen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll im laufenden Jahr zwischen 100 und 120 Millionen Euro liegen, teilte das Unternehmen am Montag in Stuttgart mit. Analysten hatten ungefähr mit einem Ausblick in dieser Höhe gerechnet. Der Umsatz soll organisch zwischen 7 und 12 Prozent wachsen. Unter dem Strich blieb laut den endgültigen Zahlen im abgelaufenen Jahr mit 37,2 Millionen Euro nur halb so viel übrig wie noch im Vorjahr. Die vorläufigen Zahlen für Umsatz und Ebitda im Jahr 2020 wurden bestätigt: Demnach brach das operative Ergebnis (Ebitda) von 150,2 auf 92,6 Millionen Euro ein. Besonders der Umsatzrückgang durch die Pandemie belastete laut Vorstand, dieser ging wie bereits bekannt um 12 Prozent auf 1,07 Milliarden Euro zurück.

Commerzbank: Der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende der genossenschaftlichen DZ Bank, Helmut Gottschalk, soll das Kontrollgremium künftig führen, wie der MDax-Konzern am Sonntagabend in Frankfurt mitteilte. Zunächst solle Gottschalk auf der Hauptversammlung von den Aktionären als neues Aufsichtsratsmitglied gewählt und anschließend vom Kontrollgremium zum Chef gewählt werden. Mit Blick auf die noch offene weitere Aufsichtsratsposition werde mit einem zeitnahen Vorschlag gerechnet. Die Hauptversammlung dürfte daher kurzfristig anberaumt werden. Gottschalk soll die Nachfolge von Hans-Jörg Vetter antreten, der sein Amt am 16. März nach nur wenigen Monaten überraschend aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte. Gottschalk gehörte den Angaben zufolge insgesamt 15 Jahre dem Aufsichtsrat der DZ Bank an, den er von 2010 bis 2018 geführt hatte. Offen bleibt vorerst ein weiterer Posten im Aufsichtsrat. So hatte sich vergangenen Mittwoch Andreas Schmitz mit sofortiger Wirkung zurückgezogen. Der einstige Vorstandssprecher und Aufsichtsratschef der Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt saß erst seit Anfang des Jahres im Aufsichtsrat der Commerzbank. Schmitz war als möglicher Nachfolger von Vetter gehandelt worden. Wegen der offenen Personalien hatte die Bank die für den 5. Mai geplante Hauptversammlung verschoben.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: MDart10 / shutterstock.com

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel