HeidelbergCement: Erstes klimaneutrales Zementwerk auf dem Weg ++ Biontech: Mehr Impfstoff aus Belgien ++ Handelsstreit: Es keimt ein zartes Pflänzchen zwischen den USA und China

onvista · Uhr

Vor dem Hintergrund ihres andauernden Handelsstreits haben sich Chinas Vizepremier Liu He und die neue US-Finanzministerin Janet Yellen in einem Video-Gespräch ausgetauscht. Laut einer Erklärung des chinesischen Handelsministeriums wurden bei dem Gespräch am Mittwoch „Fragen von beiderseitigem Interesse“ diskutiert. Details dazu, wann beide Staaten wieder formelle Verhandlungen über die Beilegung ihres Zollkriegs beginnen wollen, wurden nicht bekannt.

Erstmals seit der Amtsübernahme des neuen US-Präsidenten Joe Biden hatten die Unterhändler der USA und Chinas in ihrem andauernden Handelskrieg vergangene Woche wieder miteinander Kontakt aufgenommen. Die neue US-Handelsbeauftragte Katherine Tai hatte sich ebenfalls mit Liu He ausgetauscht, der in Peking für Handelsfragen zuständig ist.

Die neue Regierung von Joe Biden begreift China als größten Konkurrenten und hat angedeutet, ebenfalls einen harten Kurs gegenüber Peking verfolgen zu wollen – allerdings in Abstimmung mit internationalen Verbündeten. China werden unfaire Handelspraktiken, unangemessene staatliche Subventionen, Marktbarrieren, der Diebstahl geistigen Eigentums sowie zwangsweiser Technologietransfer vorgeworfen.

Dax: Höher in den Tag

Der Dax hat sich am Mittwoch mit moderaten Kursgewinnen zunächst in der Nähe seines am Vortag erreichten Rekordhochs gehalten. Wenige Minuten nach der Eröffnung verbuchte der Leitindex ein Plus von 0,35 Prozent auf 15 621,38 Punkte.

Am Dienstag hatte er bis auf 15 685 Zähler zugelegt, am frühen Nachmittag dann aber einen Teil der Gewinne abgegeben – auch weil die Wall Street die Stärke der europäischen Börsen nicht aufgenommen hatte. Marktexperten fragen sich nun, ob das hohe Kursniveau die Anleger zu Gewinnmitnahmen verleitet oder zu weiteren Käufen animiert.

Dem MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen gelang am Mittwoch bereits ein weiterer Rekord. Zuletzt notierte er mit plus 0,36 Prozent auf 33 680,20 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 rückte um 0,3 Prozent vor.

HeidelbergCement: Erstes klimaneutrales Zementwerk der Welt

Dafür will der Dax-Konzern seine bestehende Anlage in Slite – Schweden – auf der Insel Gotland so ausbauen, dass dort ab 2030 jährlich bis zu 1,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid abgeschieden werden können. Das entspreche den gesamten Emissionen des Werks, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Das CO2 solle zu einer dauerhaften Lagerstätte in mehreren Kilometern Tiefe im Grundgestein unter dem Meer transportiert werden. „In unserer Branche werden wir Vorreiter auf dem Weg zur CO2-Neutralität sein“, sagte Konzernchef Dominik von Achten der Nachrichtenagentur Reuters.

HeidelbergCement ist der zweitgrößte Hersteller des sehr energieintensiv produzierten Baustoffs Zement nach LafargeHolcim. Mit dem Weltmarktführer aus der Schweiz liefert sich das deutsche Unternehmen unter dem Druck von Klimapolitik und Investoren einen Wettstreit beim Abbau von Treibhausgasen. „Mir ist wichtig, dass wir bei der Dekarbonisierung nicht nur Ziele formulieren, sondern konkrete Projekte umsetzen und schneller werden“, betonte Konzernchef von Achten.

In dem bestehenden Werk in Slite werden laut HeidelbergCement derzeit drei Viertel des für die Betonproduktion in Schweden verwendeten Zements hergestellt. „Beim Umbau des Werks sprechen wir von einem dreistelligen Millionenbetrag“, sagte von Achten. HeidelbergCement sei bereit, seinen Anteil zu tragen. „Aber der überwiegende Teil der Kosten muss von der schwedischen Regierung übernommen werden.“ Das Projekt unterstütze die ehrgeizigen Ziele Schwedens zur Reduzierung der CO2-Emissionen.

Beim Ausbau von Slite wollen die Heidelberger von den im norwegischen Werk Brevik gewonnenen Erfahrungen profitieren. Hier baut der Konzern die nach eigenen Angaben weltweit erste großtechnische Anlage zur CO2-Abscheidung, mit der ab 2024 jährlich 400.000 Tonnen beziehungsweise 50 Prozent der Emissionen des Werks abgeschieden werden sollen.

Biontech/Pfizer: Mehr Impfstoff aus Belgien

Das erfolgreiche Paar aus den Pharmabranche kann in seinem Werk im belgischen Puurs die Produktion von Corona-Impfstoff weiter hochfahren. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA empfahl am Dienstag, dort weitere Herstellungs- und Abfüllungskapazitäten zu genehmigen. Dies werde „erhebliche und sofortige Auswirkungen auf die Versorgung“ mit dem Impfstoff der Mainzer Firma Biontech und deren US-Partner Pfizer in der EU haben, erklärte die EMA.

Biontech/Pfizer bestätigte auf Anfrage, man sei dabei, die Impfstoffkapazität auszuweiten. Die EMA-Empfehlung werde die Bemühungen unterstützen, im laufenden Jahr mehr als 2,5 Milliarden Dosen Impfstoff auszuliefern und im nächsten Jahr möglicherweise noch mehr.

Die EMA stellte bei ihrer Prüfung fest, dass die Fabrik in Puurs durchgängig Impfstoffe hoher Qualität produzieren könne. Dies ermögliche es Biontech/Pfizer, die Mengen der dort hergestellten Impfstoffe zu steigern. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides begrüßte dies auf Twitter: „Das ist ein sehr willkommener Schritt hin zur Erhöhung unserer Produktionskapazität in der Europäischen Union und zur schnelleren Lieferung von Impfstoffen in alle Welt.“

Curevac: Weiter fleißig Daten sammeln

Während seit Monaten Impfstoffe der Konkurrenz verabreicht werden, werden für die Zulassung des Vakzins des Tübinger Biotech-Unternehmens Curevac weiter Daten gesammelt. Sie sollen nach wie vor noch im Juni vorliegen, wie ein Sprecher am Dienstag bekräftigte. „Diese werden es uns ermöglichen, das rollierende Zulassungsverfahren mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA zu finalisieren.“ Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.

Das unabhängige Data Safety Monitoring Board (DSMB) sehe keine Sicherheitsbedenken für den Impfstoff CVnCoV, teilte der Sprecher mit. Zudem habe es bestätigt, dass die Studie weiter fortgesetzt werde, um eine ausreichende Anzahl von Daten für die Durchführung einer statistisch signifikanten Wirksamkeitsanalyse zu sammeln.

„Zwischenanalysen zur Bestätigung des Fortschritts einer Studie sind ein normales Prozedere“, erläuterte der Sprecher. „Die Notwendigkeit einer erhöhten statistischen Aussagekraft angesichts komplexer klinischer Studiendaten ist nicht ungewöhnlich und bedeutet nicht, dass der Impfstoff möglicherweise nicht wirksam ist – es bedeutet nur, dass mehr Daten benötigt werden, um überhaupt erst eine fundierte Berechnung der Impfstoffwirksamkeit zu ermöglichen.“ Das Unternehmen habe keinen Zugang zu den anonymisierten Studiendaten und sei vom DSMB nur über den Fortgang der Studie informiert worden.

Kurz & knapp:

Auto1: Verschiedene Aktionäre des Online-Gebrauchtwagenhändlers wollen laut Kreisen insgesamt bis zu knapp 9,8 Millionen Aktien bei Profi-Investoren platzieren. Das entspricht rund 4,6 Prozent der Aktien des im SDax notierten Unternehmens. Das Angebot von mehreren Beteiligungsgesellschaften richte sich in einem beschleunigten Preisbildungsverfahren an institutionelle Investoren, hieß es am Dienstagabend nach Börsenschluss von der Nachrichtenagentur Bloomberg, die sich auf eingesehene Angebotsunterlagen berief. Auto1 wurde an der Börse damit insgesamt zuletzt mit 9,4 Milliarden Euro bewertet. Die Gründer Christian Bertermann und Hakan Koç halten mit knapp 28 Prozent den größten Anteil, dahinter folgt der japanische Technologieinvestor und Mischkonzern Softbank mit zuletzt 16,3 Prozent.

Volvo: Der schwedische Nutzfahrzeughersteller will die Verkaufserlöse für den Lkw-Bauer UD Trucks an seine Aktionäre weiterreichen. Anfang April hatten die Schweden den Verkauf der Marke für rund 19 Milliarden Schwedische Kronen (1,9 Mrd Euro) an Isuzu Motors abgeschlossen, nun soll Ende Juni eine außerordentliche Aktionärsversammlung die Ausschüttung des Geldes billigen, wie es am Dienstag von Volvo in Stockholm hieß. Pro Aktie werden 9,50 Kronen in Aussicht gestellt. Der Abschluss des Deals habe im zweiten Quartal einen positiven Effekt von rund 2 Milliarden Kronen im operativen Ergebnis zur Folge, hatte Volvo bei Abschluss mitgeteilt.

JBS: Ein Hackerangriff auf den weltgrößten Fleischkonzern aus Brasilien hat große Teile der Produktion in Nordamerika und Australien lahmgelegt. Eine Sprecherin des Weißen Hauses erklärte am Dienstag (Ortszeit) in Washington, JBS habe die US-Regierung am Sonntag über die Attacke informiert. Zuvor hatte das brasilianische Unternehmen über seine Tochter JBS USA mitgeteilt, Ziel einer organisierten Cyberattacke geworden zu sein. Der Angriff habe Server der IT-Systeme in Nordamerika und Australien getroffen. Es werde noch einige Zeit dauern, bis die Probleme behoben seien. Weitere Details nannte JBS zunächst nicht. Nach Angaben der US-Regierung forderten die Hacker auch Lösegeld. JBS habe das Weiße Haus davon in Kenntnis gesetzt, dass die Forderung von einer kriminellen Organisation stammte – vermutlich aus Russland. Die Regierung habe Russland bereits klargemacht, dass ein verantwortungsvoller Staat Urheber solcher Attacken nicht beherberge. Die US-Bundespolizei FBI sei eingeschaltet und ermittle.

Redaktion onvista / dpa-AFX / Reuters

Foto: Homepage HeidelbergCement

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