Alipay: Chinesische Regierung will Bezahldienstleister zerschlagen – China-Aktien wieder unter Druck

onvista · Uhr

Die chinesische Regierung lässt nicht locker und scheint weiter fleißig die größten Konzerne des Landes unter Kontrolle bringen zu wollen. Wie die „Financial Times“ (FT) heute unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, ist jetzt der chinesische Zahlungsdienstleister Ant Group erneut ins Visier der Behörden in Peking geraten. Der Zahlungsdienst Alipay soll seine besonders profitablen Kreditplattformen Huabei und Jiebei vom anderen Geschäft abtrennen. Die Kreditgeschäfte sollen zukünftig in einer unabhängigen App angeboten werden. „Huabei“ etreibt ein Geschäftsmodell das Kreditkarten ähnelt und Jiebei verleiht kleine ungesicherte Kredite.

Daten sollen unter Regierungskontrolle

Die Abspaltung ist allerdings nicht die einzige Auflage, die Alipay aufs Auge gedrückt werden soll. Zudem soll die Alibaba-Beteiligung die Kontrolle über die Daten, die seiner Kreditentscheidung zugrunde liegen, an ein neu gegründetes Joint-Venture für Kreditentscheidungen weitergeben muss. Wie die FT von ihren Imformanten erfahren haben will, ist das neue Joint Venture zum Teil in staatlicher Hand.

Was hat Jack Ma nur losgetreten

Bei einem Auftritt im Oktober vergangenen Jahres soll der Alibaba-Gründer, der als einer der reichsten Männer des Landes gilt, die chinesische Regierung kritisiert haben. Er soll unter anderem gesagt haben, dass das chinesische Finanzsystem kein System habe und die zu strengen finanziellen Regulierungen des Landes den wirtschaftlichen Fortschritt behinderten. Die Aussagen kamen in Peking gar nicht gut an und nachdem zuerst Alibaba der starken Arm der Regierung zu spüren kam, sind mittlerweile alle großen Konzern Chinas von der Regulierungs-Wut der Behörden betroffen. Fast wöchentlich gibt es neue Vorschriften, welche die staatliche Kontrolle erweitern.

Börsengang damit weiter vom Tisch

Jetzt ist wieder die Ant Group an der Reihe. Dabei waren die Weichen eigentlich für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Zu beginn des Jahres wurde bekannt das die Ant Group auf das Parkett springen möchte. Es hätte das größte aller Zeiten werden sollen, doch Peking hatte wohl etwas dagegen. Im April legten die Behörden los und legten den Börsengang auf Eis. Als erstes folgte die Anordnung, dass Ant Group in eine Finanzholding umgewandelt werden muss und damit wie eine Bank den Aufsichtsbehörden untersteht. Damit muss sie strengere Auflagen erfüllen und mehr Liquidität bereithalten.

Aber nicht nur Alibaba im Visier

Der Fahrdienstleister Didi musste direkt nach seinem Börsengang einen krachenden Kurseinbruch verkraften, da die Pekinger Behörden auf ihn losgingen. Tencent, Netease oder auch Baidu bekamen auch schon neue Regeln vor die Nase gesetzt, was an den Aktien nicht spurlos vorbeigegangen ist. Die Kurse vieler Unternehmen aus dem Reich der Mitte gaben zuletzt deutlich nach. Auch am Montag kamen die Papiere vieler Technologieunternehmen wieder unter Druck. So büßte etwa der Alibaba-Kurs in Hongkong rund sechs Prozent ein.

Der Seitenrand ist die bessere Variante

Seit China seine großen Konzerne immer mehr an die Kandare nimmt spekulieren viele Anleger darauf, dass die Aktien der chinesischen Technologiekonzerne ihren Boden finden. Aber immer, wenn man dies glauben könnte, legt Peking neue Vorschriften auf den Tisch. Daher sollten Anleger weiterhin am Spielfeldrand bleiben. Der chinesische Staatchef Xi Jinping wird mit aller Macht verhindern, dass es ein zweiten Fall wie Jack Ma gibt. Daher wird das Staatsoberhaupt genau darauf achten, dass kein Konzern im Reich der Mitte noch einmal zu groß wird und das der staatlich Einfluss auf die „zu“ großen Konzern immer mehr zunimmt.

Von Markus Weingran

Foto: My Life Graphic / Shutterstock.com

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