USA machen Druck - China soll mehr für den Klimaschutz leisten
GROSSBRITANNIEN-WELTKLIMAKONFERENZ-BORIS-JOHNSON:USA machen Druck - China soll mehr für den Klimaschutz leisten

Glasgow (Reuters) - Die USA setzen zu Beginn der Weltklimakonferenz China unter Druck.
Das Land habe eine Verpflichtung, seine Ziele zu verschärfen, sagte US-Sicherheitsberater Jake Sullivan am Montag auf dem Flug mit Präsident Joe Biden nach Glasgow. China als weltgrößter Treibhausgas-Emittent sei dazu absolut in der Lage. Der Stand der Beziehungen zu den USA sei kein Grund, beim Klimaschutz nicht zu handeln. Biden werde am Montag eine starke Rede mit einem Bekenntnis zu einer Führungsrolle der USA im Kampf gegen den Klimawandel abliefern.
Der britische Premierminister Boris Johnson als Gastgeber nahm die Staats- und Regierungschefs bereits in die Pflicht: "Für die Menschheit ist die Uhr beim Klimawandel schon lange abgelaufen. Es ist eine Minute vor Mitternacht und wir müssen jetzt handeln", heißt es in seiner vorab veröffentlichten Rede.
Vertreter von 197 Staaten ringen bei der UN-Konferenz um einen Weg, den Ausstoß von Treibhausgasen noch in diesem Jahrzehnt drastisch zu mindern. Denn die bisherigen Zusagen der Staatengemeinschaft reichen nicht aus, um wie im Weltklimavertrag von Paris 2015 vereinbart, die Erwärmung der Atmosphäre im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die Folgen dieses Temperaturanstiegs gelten trotz vermehrter Dürren, Überflutungen und Stürme als gerade noch beherrschbar.
HOFFNUNGEN AUF G20-TREFFEN ERFÜLLTEN SICH NICHT
Noch am Montag wollen Staats- und Regierungschefs, darunter Biden und Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Dringlichkeit von Erfolgen betonen und einen ersten Impuls geben. Diesen hatte man sich bereits vom G20-Treffen der führenden Industrie- und Schwellenländer am Wochenende erwartet. Das blieb aber nach Einschätzung der UN weitgehend aus. Von China waren neue Ziele erhofft worden, da die Staatengemeinschaft nach dem Pariser Vertrag verpflichtet ist, spätestens alle fünf Jahre nachzubessern. Die chinesischen Zusagen blieben aber weitgehend bei Bekanntem. Präsident Xi Jinping reist nicht an, seine Rede wird auch nicht per Video übertragen, sondern nur verlesen. Auch Indien als drittgrößter Emittent hat sich kaum bewegt. Darüber hinaus fehlen in Glasgow Russlands Präsident Wladimir Putin und sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdogan.
Die EU - und damit auch Deutschland - wird ihr verschärftes Klimaziel einer CO2-Einsparung von 55 Prozent gegenüber 1990 bis 2030 vorstellen. Zudem will die Gemeinschaft bis 2050 klimaneutral sein, Deutschland schon 2045. Deutschland hatte die Erwartungen an die Konferenz bereits gedämpft und darauf verwiesen, dass die Treffen selten einen großen Durchbruch brächten.
Johnson erklärte, Großbritannien wolle mit gutem Beispiel vorangehen und werde sich zudem verpflichten, die Finanzmittel für ärmere Länder, die oft unter den schlimmsten Umweltauswirkungen des Klimawandels litten, bis 2025 um eine Milliarde Pfund zu erhöhen.
Die Weltgemeinschaft hat sich verpflichtet, von 2020 bis 2025 die ärmsten Ländern mit jährlich 100 Milliarden Dollar aus öffentlichen und privaten Mitteln zu helfen. Zusammengekommen sind bislang nur 80 Milliarden Dollar. Ab 2023 soll die Summe aber erreicht und danach die fehlenden Mittel nachgeliefert werden.
Die Konferenz in Glasgow läuft knapp zwei Wochen und soll am 12. November mit einem Abschluss-Kommuniqué zu Ende gehen.