Selenskyj dringt auf Waffenruhe für Stahlwerk in Mariupol

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UKRAINE-RUSSLAND:Selenskyj dringt auf Waffenruhe für Stahlwerk in Mariupol

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- von Natalia Zinets und Emma Farge

Kiew (Reuters) - - Angesichts der zunehmend aussichtslosen Lage von Zivilisten im Asowstal-Werk in Mariupol fordert auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine sofortige Waffenruhe, um die Menschen nach Wochen der Belagerung evakuieren zu können.

"Es wird einige Zeit dauern, die Menschen aus den Kellern und unterirdischen Bunkern zu befreien", sagte Selenskyj. "Unter den derzeitigen Umständen können wir keine schweren Geräte einsetzen, um den Schutt wegzuräumen, es muss alles von Hand gemacht werden." Russland hatte bereits am 21. April die Einnahme der Hafenstadt im Südosten der Ukraine erklärt, auf dem Gelände von Asowstal leisten ukrainische Kämpfer aber weiter erbitterten Widerstand.

Die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz haben bereits Hunderte Menschen aus Mariupol evakuiert. Rund 200 Zivilisten und Kämpfer vor allem des Regiments Asow befinden sich nach Angaben ukrainischer Behörden aber immer noch auf dem Gebiet des Stahlwerks. Russland hat eine Feuerpause für zwei Tage angeboten, angefangen am Donnerstag, um die verbliebenen Zivilisten evakuieren zu können. Selenskyj sagte, die Ukraine sei dazu bereit. Für Russland ist die vollständige Einnahme der Stadt von großer strategischer Bedeutung. Die Streitkräfte hätten dann eine Landbrücke vom russischen Kernland bis zur 2014 von der Ukraine annektierten Halbinsel Krim geschaffen. Die Ukraine indes hat damit keinen Zugang mehr zum Asowschen Meer.

GOUVERNEUR: UKRAINE GREIFT ZIELE IN RUSSLAND AN

Russland setzte seine Angriffe unterdessen in anderen Teilen des Landes unvermindert fort. Betroffen sind weiter vor allem der Osten der Ukraine, aber auch im Zentrum des Landes sowie im Südwesten nehmen die Gefechte zu. In der Nacht zum Donnerstag hätten die russischen Streitkräfte mit Artillerie-Beschuss auf zahlreiche Ziele 600 ukrainische Kämpfer getötet, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Dabei sei in der Region von Kirowohrad in der Zentralukraine ein Luftwaffenstützpunkt getroffen worden. Im Mykolajiw im Südwesten sei ein Munitionsdepot zerstört worden. Auch im Osten der Ukraine setzten die russischen Streitkräfte nach ukrainischen Angaben ihre Angriffe fort. Pawlo Kyrylenko, Gouverneur der Region Donezk, meldete mindestens 25 verletzte Zivilisten bei einem Angriff auf Kramatorsk rund 180 Kilometer westlich von Luhansk.

Die ukrainischen Streitkräfte bombardierten nach russischen Angaben unterdessen wieder Ziele in Russland. Zwei Orte in der Region um Belgorod in der Nähe der ukrainischen Grenze seien beschossen worden, erklärte der örtliche Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Donnerstag. Opfer habe es aber nicht gegeben.

Die USA haben einem Zeitungsbericht zufolge mit nachrichtendienstlichen Erkenntnissen die Ukraine bei gezielten Anschlägen auf russische Generäle unterstützt. Die Regierung in Washington habe Einzelheiten über die erwarteten Truppenbewegungen sowie den Standort und Einzelheiten über Russlands mobile militärische Kommandoposten zur Verfügung gestellt, schrieb die "New York Times". Bei ukrainischen Angriffen seien daraufhin etwa zwölf russische Offiziere getötet worden. Vom Pentagon und vom US-Präsidialamt gab es zunächst keine Stellungnahme.

RINGEN UM ÖL-EMBARGO

Russische Truppen waren am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert. Inzwischen haben die anhaltenden russischen Bombardierungen mehrere Städte verwüstet. Tausende Zivilisten starben, Millionen sind auf der Flucht. Die Regierung in Moskau bezeichnet die Invasion der Ukraine als "Sondereinsatz" zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung des Nachbarlandes. Westliche Staaten sprechen dagegen von einem Angriffskrieg und Verbrechen gegen die ukrainische Zivilbevölkerung.

Der Westen hat deshalb bereits harte Sanktionen gegen Russland verhängt. Im sechsten Sanktionspaket hat die EU-Kommission ein weitgehendes Importverbot für russisches Öl vorgeschlagen. Unter den 27 Mitgliedstaaten ist die genaue Ausgestaltung aber noch umstritten. Vor allem Ungarn und die Slowakei, aber auch Bulgarien sehen ihre Energiesicherheit in Gefahr. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte am Mittwoch angekündigt, dass mit einer Übergangsfrist von sechs Monaten Importe von russischem Rohöl gestoppt werden sollen. Die 27 Mitgliedstaaten müssen dem Vorschlag noch zustimmen. EU-Kreisen zufolge sollen Ungarn und die Slowakei durch eine Ausnahmeregelung russisches Öl bis Ende 2023 beziehen können.

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