Atomstreit spitzt sich zu - Iran baut Überwachungskameras ab

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Wien/Dubai/Washington (Reuters) - Der Streit über das iranische Atomprogramm zwischen westlichen Staaten und der Islamischen Republik spitzt sich zu.

Der Iran erklärte am Mittwoch, zwei Überwachungskameras der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) in einer Urananreicherungsanlage entfernt zu haben. Die USA sprachen umgehend von einem sehr bedauerlichen Vorgang, der kontraproduktiv für eine diplomatische Lösung des Konflikts sei.

Der Gouverneursrat der IAEO verabschiedete am Mittwochabend eine Resolution, in der er sich tief besorgt wegen des mangelnden Willens des Irans zur Zusammenarbeit zeigt. Kurz zuvor hatte die Organisation mitgeteilt, der Iran habe damit begonnen, die unterirdischen Anlagen in Natanz zur Anreicherung von Uran mit neuen Zentrifugen zu erweitern.

Anlass der Streitigkeiten sind Unklarheiten über die Herkunft von Uranpartikeln, die an drei nicht vom Iran deklarierten Anlagen entdeckt worden waren. Die IAEO kritisiert, vom Iran bislang keine glaubwürdigen Erklärungen für diese Funde bekommen zu haben. Zudem hielt eine separate Untersuchung der IAEO fest, dass der iranische Vorrat an auf 60 Prozent angereichertem Uran inzwischen auf 43,1 Kilogramm angestiegen sei. Für eine Kernwaffe wird eine Reinheit von 90 Prozent benötigt. Ein hochrangiger Diplomat sagte, der Iran würde mehr als 55 Kilogramm des 60-prozentigen Urans für eine Atombombe benötigen.

Die USA, Deutschland, Großbritannien und Frankreich hatten wegen der Unklarheiten den Beschluss in den Gouverneursrat der IAEO eingebracht, in dem der Iran dafür kritisiert wird, Antworten schuldig zu bleiben. Zudem wird er aufgefordert, unverzüglich den Sachverhalt aufzuklären. Vertreter von 30 Ländern stimmten im Gouverneursrat für die Rüge, Russland und China lehnten sie ab. Der Iran sträubt sich gegen den Beschluss und hat mit Vergeltungsmaßnahmen gedroht. Dies könnte die bereits ins Stocken geratenen Gespräche zur Rettung des Atomabkommens von 2015 weiter untergraben.

Die indirekten Gespräche zwischen dem Iran, den USA und weiteren Staaten über eine Wiederbelebung des Abkommens ziehen sich in die Länge. Die USA hatten die Vereinbarung 2018 unter ihrem damaligen Präsidenten Donald Trump aufgekündigt und erneut Sanktionen gegen den Iran verhängt. Daraufhin hielt sich der Iran seinerseits nicht mehr an alle Auflagen. Mit dem Atomabkommen soll verhindert werden, dass der Iran Nuklearwaffen baut. Die Regierung in Teheran dementiert solche Absichten.

(Reuters-Büros, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Christina Amann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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