Markt-Update: Zinsspekulationen treiben Euro - Airbus nach Großauftrag gefragt, AT&S klettern weiter, Puma hängen Adidas in Erholung etwas ab

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Die Anleger an den europäischen Märkten haben ihre Zins- und Konjunktursorgen am Dienstag beiseite geschoben und bei Aktien zugegriffen.

Der Dax rückte nach den zuletzt heftigen Verlusten um bis zu 1,3 Prozent auf 13.443 Punkte vor, der EuroSToxx50 gewann 1,6 Prozent. "Der Dax ziele auf die Marke von 13.500 Punkten, doch die Anleger sollten auf der Hut sein", warnte Salah-Eddine Bouhmidi vom Broker IG. "Das aktuelle bullische Momentum könnte nur von kurzer Dauer sein."

Aus Sicht der Helaba-Analysten bleibt die seit Wochen vorherrschende Gemengelage von hoher Inflation und steigenden Zinsen sowie der noch immer existierenden Pandemienachwirkungen toxisch. Auch die geringen Gaslieferungen Russlands an Deutschland sorgten für immer stärkere konjunkturelle Sorgenfalten. Viele Analysten rechneten daher mit weiteren Rückschlägen am Aktienmarkt. Der Dax hatte in der vergangenen Woche 4,6 Prozent an Wert eingebüßt. Seit Jahresbeginn kommt er auf ein Minus von mehr als 16 Prozent.

Zinsspekulationen treiben Euro

Sorgen bereitet viele Investoren vor allem das weitere Vorgehen der US-Notenbank Fed, die vergangenen Mittwoch angesichts der höchsten Inflation seit mehr als 40 Jahren den Leitzins so kräftig angehoben hat wie seit 1994 nicht mehr. Anleger fürchten, dass weitere deutliche Zinserhöhungen die US-Konjunktur abwürgen könnten. In der Euro-Zone spekulierten einige Anleger zuletzt darauf, dass die EZB im Juli bei ihrer ersten Zinserhöhung seit elf Jahren womöglich ebenfalls eine kräftigere Zinsanhebung beschließen könnte als die bislang in Aussicht gestellte Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte. Der Euro kletterte am Dienstag um bis zu 0,7 Prozent auf 1,0582 Dollar. Der Dollar-Index, der den Wert des Greenback zu wichtigen Währungen widerspiegelt, verlor 0,7 Prozent auf 103,96 Stellen.

Rückschlüsse auf den Zustand der weltgrößten Volkswirtschaft versprachen sich Börsianer am Nachmittag von den Zahlen zu den US-Eigenheimverkäufen. Experten rechneten für Mai mit einem Rückgang auf 5,4 Millionen Einheiten. Außerdem warteten europäische Anleger gespannt darauf, in welcher Stimmung ihre US-Kollegen aus dem verlängerten Wochenende kommen.

Airbus nach Großauftrag gefragt

Unter den Einzelwerten im Dax stachen Airbus heraus, die nach einem Großauftrag von Easyjet zeitweise zwei Prozent zulegten. Die britische Fluggesellschaft will ihre Airbus-Flotte ausbauen und kündigte an, 56 Flugzeuge des Modells "A320neo" zu kaufen. Easyjet-Aktien notierten leicht im Plus.

Nordex brechen ein

Keinen guten Tag erwischten dagegen Nordex, die gerade erst ihren Platz im Kleinwerte-Index SDax eingebüßt haben. Dem Hamburger Windturbinenhersteller setzen die Produktionsumstellung auf andere Blätter und geringere Installationen zu. Im ersten Quartal brach der Umsatz um ein Viertel auf 933 Millionen Euro ein. Die Aktien fielen um bis zu 13 Prozent auf ein Zweijahres-Tief von 8,13 Euro.

AT&S weiter gefragt - Jefferies hebt Ziel nach Prognoseerhöhung

Die Prognoseerhöhung von AT&S vom Montagnachmittag wirkt am Dienstag deutlich nach. In zwei Tagen gewannen die Papiere der Österreicher inzwischen bis zu 13 Prozent auf 50,50 Euro, nachdem sie ihre 200-Tage-Linie gerade eben noch verteidigen konnten.

Analyst Alexander Thiel von Jefferies passte seine Schätzungen an die neuen Jahresziele an und bestätigte seine nachdrückliche Kaufempfehlung mit einem neuen Ziel von 80 Euro. Eine globale Roadshow habe die Anlagestory des Leiterplattenherstellers voll bestätigt.

Puma hängen Adidas in Erholung etwas ab - Oddo favorisiert Puma

Papiere von Puma und Adidas sind am Dienstag nach einer Studie von Oddo BHF etwas auseinander gedriftet. Während Puma mit fast 3 Prozent Plus zu den Favoriten im Dax zählten, legten Adidas mit 1,5 Prozent nur etwa marktkonform zu.

Damit entsprach die Bewegung der vom Experten Andreas Riemann in einer Branchenstudie genannten Präferenz - "Outperform" für Puma und nach Abstufung nur noch "Neutral" für Adidas. Puma hänge Adidas beim Umsatzwachstum immer deutlicher ab, so der Experte. Und er erwartet nicht, dass diese Entwicklung in den kommenden Quartalen aufzuholen ist. Vielmehr sieht er bei Adidas sogar das größere Risiko, dass man bei den Ergebniszielen für 2022 zurückrudern muss aufgrund China-Lockdowns und immer mieserer Verbraucherstimmung. Puma komme mit dem Inflationsumfeld wie auch Hugo Boss besser klar. Die Aktien der Metzinger gewannen 3 Prozent.

Fusion von DRS und Rada Ekectronic

An der Mailänder Börse kam die geplante Fusion der US-Einheit DRS von Leonardo mit der israelischen Firma Rada Electronic Industries gut an. Die Titel des italienischen Rüstungskonzerns stiegen um bis zu 9,7 Prozent auf 10,68 Euro. Nach der Fusion sollen DRS-Aktien auch an der US-Technologiebörse Nasdaq gehandelt werden. Aus dem Zusammenschluss könnten sich beträchtliche Synergien ergeben, kommentierte der Broker Akros.

onvista/dpa-AFX/reuters

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