BASF-Aktie: Es ist wie verhext - gute Zahlen gehen permanent wegen großer Sorgen unter

Das ist doch mal eine positive Überraschung aus Ludwigshafen. Nachdem BASF mit den vorläufigen Zahlen bereits den Ausblick bestätigt hatte, hebt der weltweit größte Chemie-Konzern mit den endgültigen Zahlen heute die Prognose an. Trotzdem kommt die Aktie nicht so richtig in Schwung. Die Furcht vor einer bösen Überraschung durch die Fed und eine erneute Senkung der Gaslieferungen durch Gazprom lässt die Anleger auch heute nicht befreit zugreifen, obwohl es die Zahlen durchaus verdient hätten.
Zudem hat Gazprom heute früh den Gashahn weiter zugedreht und liefert nur noch 20 Prozent der vereinbarten Menge. Damit wird wieder die Angst der Anleger größer, dass BASF seine Arbeiten einstellen muss. Vorstandsvorsitzender Martin Brudermüller rechnet allerdings nicht mit einer kompletten Stilllegung des Werkes in Ludwigshafen. "Sollte die Bundesregierung die dritte und letzte Notstandsstufe ausrufen, gehen wir derzeit davon aus, dass BASF noch ausreichend Erdgas erhalten würde, um den Betrieb am Standort Ludwigshafen mit reduzierter Last aufrechtzuerhalten"
Sehr ordentliche Prognose-Erhöhung
Die Geschäfte des weltgrößten Chemiekonzerns BASF
Beim operativen Ergebnis hob BASF das untere Ende der Prognosespanne an und peilt nun für 2022 mindestens 6,8 Milliarden Euro an anstatt der zuvor 6,6 Milliarden. Das obere Ende des Gewinnziels bestätigte das Unternehmen mit 7,2 Milliarden Euro. 2021 hatte BASF einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 7,8 Milliarden Euro ausgewiesen.
Abkühlung der Weltwirtschaft in den Planungen enthalten
Dabei geht BASF für das zweite Halbjahr von einer allmählichen Abkühlung der wirtschaftlichen Entwicklung weltweit aus. Diese werde jedoch deutlich stärker für Europa ausgeprägt sein, hieß es. Bei seiner Prognose unterstellt das Unternehmen, dass es weder zu starken Einschränkungen durch erneute Lockdowns in China noch zu Produktionsabstellungen aufgrund einer Gasmangellage in Europa kommt.
Das Unternehmen hatte bereits Mitte Juli Eckdaten für das zweite Quartal vorgelegt. Der Umsatz des Dax-Konzerns legte im Jahresvergleich wie bereits bekannt um 16 Prozent auf 23 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis - der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sonderposten - sank um knapp ein Prozent auf 2,34 Milliarden Euro. Gestiegene Preise für Rohstoffe und Energie hätten weitgehend über höhere Verkaufspreise weitergegeben werden können, hieß es. Unter dem Strich verdiente BASF mit 2,1 Milliarden Euro gut ein Viertel mehr als ein Jahr zuvor, vor allem dank eines höheren Beteiligungsergebnisses bei der Gas- und Ölfördertochter Wintershall Dea.
Aktie könnte noch viel Freude bringen
Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu, hat Fußballer Jürgen Wegmann mal gesagt. Das Zitat trifft auch ganz gut auf BASF zu. Die Ludwigshafener machen einen sehr guten Job und Martin Brudermüller lenkt den Konzern sehr gut durch die aktuellen Krisen, doch es gibt immer wieder ein Angst-Argument, dass die Aktie nicht richtig aufblühen lässt. Erst waren es Konjunktursorgen in China, die die Aktie ausbremsten und jetzt sind es die Gas-Sorgen, die verhindern, dass sehr gute Zahlen - inklusive Prognoseerhöhung - die Aktie Aktie anziehen lassen.
Es ist schon ein wenig zum Haareraufen. Aber es gibt ein weiteres, wahrscheinlich auch deutlich bekannteres Zitat, dass bei BASF wohl zum tragen kommen dürfte: "Geduld zahlt sich aus!" Langfristig orientierte Anleger, die jetzt in den Dax-Konzern investieren und die nötige Geduld mitbringen, die dürften sich in 12 bis 18 Monaten über diesen Schritt freuen.