Gewinn der Fondsgesellschaft DWS schrumpft - Anleger ziehen Gelder ab

Reuters · Uhr

Frankfurt (Reuters) - Wenige Wochen nach dem überraschenden Chefwechsel muss die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS schrumpfende Gewinne und hohe Mittelabflüsse verkraften.

Das Konzernergebnis fiel im zweiten Quartal binnen Jahresfrist um rund zehn Prozent auf 155 Millionen Euro, wie Deutschlands größter Vermögensverwalter am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Die Mittelabflüsse im Quartal lagen bei 25 Milliarden Euro. Bei der DWS war in den vergangene Wochen die Unruhe groß. Nicht nur belastete das schwache Börsenumfeld infolge des Ukraine-Kriegs. Die Fondsgesellschaft wechselte zudem nach einer Razzia im Zusammenhang mit Greenwashing-Vorwürfen ihren langjährigen Konzernchef aus. An der Börse konnte die DWS nicht punkten: Die im Kleinwerteindex SDax notierten Aktien büßten knapp ein Prozent auf 25,50 Euro ein.

Vor allem bei Geldmarktprodukten gab es hohe Mittelabflüsse im Quartal. Das verwaltete Vermögen sank auf 833 Milliarden Euro von 859 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Der bereinigte Vorsteuergewinn legte dagegen um elf Prozent auf 273 Millionen Euro zu. Und auch die Erträge stiegen um sieben Prozent auf 671 Millionen Euro. Die DWS sei in stürmischen Zeiten widerstandsfähig geblieben, erklärte der neue Vorstandschef Stefan Hoops. Er unterstrich die Zuwächse im operativen Ergebnis. "Obwohl sich das Umfeld im zweiten Quartal weiter signifikant verschlechtert hat, ist es uns gelungen, den höchsten bereinigten Vorsteuergewinn zu erzielen, den wir jemals in einem zweiten Quartal und einem ersten Halbjahr erreichen konnten."

Die wegen Greenwashing-Vorwürfen schon länger in den Schlagzeilen stehende Fondsgesellschaft hatte vor kurzem einen Wechsel an der Führungsspitze vollzogen. Nach einer Razzia Ende Mai wegen des Verdachts auf Kapitalanlagebetrug hatte Asoka Wöhrmann, der die Gesellschaft seit 2018 geleitet hatte, seinen Hut genommen. Die DWS hat die Vorwürfe des Greenwashing bei der Vermarktung grüner Finanzprodukte stets bestritten. Wöhrmanns Nachfolger an der DWS-Spitze Hoops, der ehemalige Leiter der Unternehmensbank der Deutschen Bank, hat sich auf die Fahnen geschrieben, das Vertrauen in die Fondsgesellschaft wieder herzustellen. Die Greenwashing-Anschuldigungen waren erstmals 2021 aufgekommen. Die frühere Leiterin des Unternehmensbereichs Nachhaltigkeit, Desiree Fixler, hatte der Gesellschaft vorgeworfen, sie sei zu lax mit den sogenannten ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) umgegangen.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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