3 Fragen an Bernecker: Legt die Fed das richtige Tempo vor und wie sollten Anleger mit den Aktien von Mercedes, VW und Fresenius umgehen?

onvista · Uhr
Quelle: Bernecker

Ein turbulente Woche liegt hinter uns. Zahlreiche Quartalszahlen und der Zinsentscheid der amerikanischen Notenbank. Da haben wir den langjährigen Börsen-Experten Hans A. Bernecker direkt mal zu einer Einschätzung der Lage befragt. 

onvista: Herr Bernecker, die Fed erhöht die Zinsen um 0,75 Prozent und die Wall Street ist erleichtert. Schafft Jerome Powell die Inflation zu senken, ohne die Konjunktur in eine Rezession rutschen zu lassen?

Hans A. Bernecker: Die Fed wird die Zinsen schrittweise anheben und dabei darauf achten, wie sie die große Geldmenge, die gemessen an der Bilanzsumme der Fed etwa 8 Bio. $ ausmacht, vorsichtig wieder aus dem Markt zieht. Damit kann sie sehr gut die Konjunktur steuern. Sie legt vor allem darauf Wert, dass der Aktienmarkt nicht beschädigt wird, weil darauf der absolut größte Teil der amerikanischen Altersvorsorge beruht. Es ist also eine erkennbare Strategie ohne große Überraschungen. Eine Rezession ergibt sich aus diesem Sachverhalt nicht; eine kleinere Delle mag sein.

onvista: Mercedes und VW haben ihre Zahlen vorgelegt. Beide können die aktuelle Lage an den Märkten sehr gut managen. Sind die Zahlen und Ausblick Kaufargumente?

Hans A. Bernecker: Mercedes Benz realisiert das, was vorgegeben worden ist: Konzentration auf die gewinnstärksten Typen und Verzicht auf die kleineren Volumenserien A und B. Damit wird die hervorragende Marktstellung sinnvoll genutzt oder sogar optimiert. Nach der Beinahe-Halbierung der Kurse aller Autoaktien ist Mercedes ein klarer Kauf. Für VW gelten andere Kriterien mit der deutlichen Gewichtung in Richtung E-Mobility und der großen Kapazitäten in China. Das Kaufargument beruht auf dem gleichen Sachverhalt: Comeback!

onvista: Fresenius war einmal in stürmischen Zeiten der Fels in der Brandung. Jetzt bröckelt der Stein immer mehr ab. Finger weg nach der Prognosesenkung?

Hans A. Bernecker: Fresenius muss seine Struktur ändern. Darüber ist seit drei Jahren diskutiert worden. Es war auch die Ursache für den Weggang von M. Schneider. Für Fresenius ist eine Aufteilung in drei Teile nötig, Kliniken, Kabi und den Rest. FMC ist nur noch eine Tochter mit Minderheitsanteil und bedarf einer anderen Richtung: Der Markt für Dialysebetreuung wächst zwar nachhaltig, aber nicht dynamisch genug. Das Schwergewicht liegt ohnehin in den USA. Der langjährige Chef geht kurzfristig und eine neue Dame steht schon bereit. Sie hat die Aufgabe, die strategischen Gesichtspunkte dieses besonderen Medizinbereiches neu auszuloten. Ergebnis: Für beide, Mutter und Tochter, drängt sich zurzeit kein Investment auf.

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