Trotz Krieg und Katastrophen: Hannover Rück Richtung Rekordhoch

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Das erwartet die Hannover Rück

Trotz Krieg und Katastrophen rüttelt der Vorstand der Hannover Rück bisher nicht an seinen Gewinnplänen für 2022. Zwar zehrten Stürme in Europa, Überschwemmungen in Australien und die erwarteten Folgen des Ukraine-Kriegs bereits im ersten Quartal am Gewinn. Auch die vielen Corona-Opfer in mehreren Ländern schlugen bei dem Dax-Konzern noch einmal teuer zu Buche. Dennoch hält Hannover-Rück-Chef Jean-Jacques Henchoz bisher am Ziel fest, in diesem Jahr einen Rekordgewinn von 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro zu erzielen.

Wie teuer der Krieg die Hannover Rück und die Versicherungsbranche letztlich zu stehen kommt, wagte der Vorstand Anfang Mai noch nicht abzuschätzen. Das lag auch an ungeklärten Rechtsfragen. Im ersten Quartal legte die Hannover Rück für mögliche Belastungen aus dem Krieg zwischen 100 und 200 Millionen Euro zurück.

Noch gar nicht berücksichtigt hatte die Hannover Rück den Fall, dass russische Fluggesellschaften seit Kriegsbeginn hunderte geleaste Flugzeuge nicht mehr an deren Eigentümer im Ausland zurückgeben. Die Ratingagenturen Fitch und Moody's gingen für die Versicherungsbranche zunächst von einem möglichen Schaden von etwa zehn Milliarden US-Dollar (9,8 Mrd Euro) aus. Allerdings ist umstritten, ob die Branche dafür in diesem Umfang haftet. Nach Einschätzung von Hannover-Rück-Finanzchef Clemens Jungsthöfel werden diese Fragen vor Gerichten geklärt. Zuletzt rechnete er mit einer Entscheidung nicht vor 2024.

Unterdessen rechnete die Hannover Rück schon im Mai damit, bei der Neuverhandlung von Verträgen mit Erstversicherern etwa im Juli erneut höhere Preise durchsetzen zu können. Nach Einschätzung Jungsthöfels dürfte der Rückversicherer damit auch die Folgen der stark gestiegenen Inflation abfedern können. Der allgemeine Preisanstieg macht die Schäden teurer, die die Versicherungsbranche begleichen muss.

Das erwarten Analysten

Branchenexperten halten die Gewinnpläne des Rückversicherers für realistisch. Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten erwarten für dieses Jahr im Schnitt einen Überschuss von 1,43 Milliarden Euro und liegen damit in der vom Vorstand ausgegebenen Zielspanne.

Für das zweite Quartal gehen sie von einem Gewinn von knapp 374 Millionen Euro aus, gut zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Auch die Gewinne aus Kapitalanlagen dürften mit fast 428 Millionen Euro nahezu stagniert haben.

Dabei hat die Hannover Rück ihr Geschäft voraussichtlich weiter kräftig ausgebaut. Die Analysten rechnen mit gebuchten Bruttoprämien in Höhe von rund 7,4 Milliarden Euro, fast elf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die verdienten Nettoprämien dürften in ähnlichem Maß auf knapp 6,5 Milliarden Euro gestiegen sein.

Der Konzern gibt üblicherweise einen vergleichsweise großen Anteil von Risiken und Prämien an andere Rückversicherer oder den Finanzmarkt ab und schützt sich auf diese Weise vor allzu hohen Belastungen im Fall besonders schwerer Katastrophen. Nach Einschätzung von Analysten dürfte die Hannover Rück im zweiten Quartal 96,9 Prozent der Prämien im Schaden- und Unfallgeschäft für Schäden, Verwaltung und Vertrieb aufgewendet haben. Ein Jahr zuvor war die Quote mit 95,7 Prozent ein Stück besser ausgefallen.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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