Nur bedingt passiv: Themen-ETF

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Betrug das verwaltete Vermögen der ETFs in Deutschland 2006 noch 17,6 Milliarden Euro, wuchs es bis 2021 auf 224,8 Milliarden Euro. Was damals ganz langweilig mit einigen ETFs auf Leitindizes begann, hat sich in den letzten Jahren drastisch erweitert. Speziell die Themen-ETFs, von denen 75 Prozent in den letzten drei Jahren aufgelegt wurden.

Themen-ETFs widmen sich nicht einer Region, wie es die klassischen ETFs tun, die den Dax, den Dow Jones oder sogar die Welt abbilden. Themen-ETFs widmen sich speziellen Themen – und die können alles sein: Cannabis, Tech-Werte, Uran oder Solarenergie. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

Eines geht nicht: zurücklehnen und laufen lassen

Die Frage ist: Ist das noch passives Investieren? Zumindest haben sich die Themen-ETFs ein wenig davon verabschiedet.

Zur Einordnung: Ein ETF sollte ursprünglich einen Index abbilden, wie etwa den Dax, den Dow Jones oder den FTSE 100. Der Gedanke dahinter: Wenn man den Markt schon nicht schlagen kann, dann kann man zumindest mit ihm gehen. Anleger, institutionelle wie private, müssen sich nicht groß überlegen, wo sie ihr Geld investieren. Das ist einfach, unkompliziert und vor allem günstig, da die hohen Kosten für die Manager entfallen.

Aber genau dieses Zurücklehen kann man sich bei Themen-ETFs nicht erlauben. Das fängt schon mit der Frage an: In welches Thema soll ich investieren? Welches verspricht in Zukunft eine gute Rendite? Und welches Thema ist nur ein Hype und wird platzen? Welche Bedingungen stellen die EFF-Anbieter?

Beispiel: Solar-ETFs

Ein Solar-ETF hört sich einfach nur toll an. Das Thema ist sexy, denn wer will nicht die Welt retten? Netter Nebeneffekt: Solarenergie wird staatlich gefördert. Also: Warum nicht in einen Solar-ETF investieren?

Aber da fängt die Frage schon an: in welchen? Nach welchen Kriterien legen die ETF-Anbieter ihre Fonds auf? Das ist mehr als nur eine theoretische Frage, denn davon hängt die Performance ab.

So hat etwas die Investmentgesellschaft Invesco den Invesco-Solar-Energy-ETF ins Leben gerufen, der sich am „Mac Global Solar Energy Index“ richtet. So erhalten Anleger die Möglichkeit, sich an Unternehmen zu beteiligen, die im Bereich der Solarenergie tätig sind. Sie müssen mindestens ein Drittel ihrer Einnahmen aus diesem Bereich erwirtschaften, dazu zählt der Index auch Unternehmen, die für die energieintensive Gewinnung von Wasserstoff Solarenergie verwenden. Insgesamt hält dieser ETF 46 Positionen, wobei auf dem ersten Platz Enphase Energy liegt, die mit 12,67 Prozent gewichtet sind. US-Aktien machen mit 50 Prozent die Hälfte der Allokationen aus.

Beim HANetf-Solar-Energy-ETF dagegen reichen fünf Prozent des Umsatzes aus, der mit der Solarenergie verwendet wird. Wer allerdings mehr als 60 Prozent seines Umsatzes mit Solarkraft verdient, der wird höher gewichtet. Dieser Fonds umfasst 43 Positionen, auf dem ersten Platz thront Array Technology, die eine Gewichtung von 4,67 Prozent haben. Am stärksten sind Aktien aus den USA vertreten mit 37,5 Prozent.

Ich möchte für keinen der beiden ETFs Partei ergreifen. Ich möchte nur auf etwas hinweisen: Anleger, die in diesem Bereich investieren wollen, müssen sich intensiv mit den Bedingungen der ETFs auseinandersetzen. Gerade bei Nischenfonds mit einem geringen Fondsvolumen muss man die Aktien der Unternehmen überprüfen, die im Fonds vertreten sind. Wie sind die Unternehmen aufgestellt? Sind sie profitabel? Haben sie Zukunft? Denn nur so versteht man, in was man investiert. Böse Überraschungen werden so vermieden. Vertraut man nur auf die Bezeichnung des ETFs, kann man sich im schlimmsten Fall Werte ins Depot holen, die man eigentlich nicht haben will.

Das alles ist schon Active Investment und widerspricht somit dem Grundgedanken des passiven Investierens. Einziger Vorteil gegenüber einem aktiv gemanagten Fonds: Die Kosten sind erheblich geringer, weil auch Themen-ETFs nicht versuchen, den Markt zu schlagen.

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