Heiko Böhmer: Kommt jetzt der goldene Börsenoktober?

Heiko Böhmer · Uhr
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2022 wird sicherlich in die Börsengeschichte eingehen. Nur selten zuvor kamen die Kurse so massiv zurück, wie in den ersten drei Quartalen dieses Jahres. Doch in dieser Woche ging es auf einmal rasant nach oben. Ist das der Startschuss für einen goldenen Oktober an den Börsen? Wir bleiben vorerst noch vorsichtig, denn zu viele Dinge lasten noch immer auf den Märkten.

Zu Beginn soll es erst einmal um die aktuelle Börsenstimmung gehen. Wie Sie wissen, schaue ich an dieser Stelle regelmäßig auf die Stimmung der Investoren. Diese befindet sich derzeit auf einem historisch negativen Extrempunkt. Speziell mit Sicht auf die kommenden 6 Monate haben die Investoren in Europa die Konjunkturerwartungen noch nie schlechter eingeschätzt als jetzt. Positiv formuliert bedeutet das: So ziemlich alles Negative ist jetzt schon an den Märkten eingepreist. Zudem zeigt ein Blick auf die Positionierungen dass kaum noch Profianleger in europäischen Aktien übergewichtet sind. Auch das ist ein wichtiges Signal für die Stimmung am Markt. Für einen wirklichen Crash am Markt müssten tatsächlich noch genügend Investoren große Aktienpositionen halten, um diese dann in einer Panikphase auf den Markt zu werfen.

2022 bislang mit vielen Turbulenzen

2022 hat uns bisher gezeigt, wie stark die Märkte in der Lage sind, auch auf negative Verschiebungen klar zu reagieren. All die Themen, die uns in den vergangenen Monaten umgeben haben - wie der starke Dollar, der schwache Yen, der schwache Euro, die gestiegenen Zinsen, die hohen Inflationsraten und auch die hohen Energiepreise - sind mittlerweile an den Märkten eingepreist. Auch die aufkommende Rezession in den USA deutet sich schon seit einiger Zeit an und bietet von daher wenig Überraschungspotenzial.

Neben den schon genannten Krisenfaktoren sind einige andere Risiken aber noch nicht klar zu identifizieren. Eine atomare Eskalation des Ukrainekriegs gehört sicherlich zu diesen Faktoren, die noch einmal für massive Unruhe sorgen könnten. Auch die deutlicheren Gewinnrückgänge der Unternehmen oder auch ein mögliches Straucheln der Schweizer Investmentbank Credit Suisse fallen in diese Kategorie.

Viele Indizes zuletzt auf dem Jahrestief

Nun war der September ein richtig schlechter Börsenmonat. Große Indizes wie beispielsweise der DAX (- 5,6 Prozent) oder der S&P 500 (- 6,8 Prozent) haben weiter massiv verloren und den Monat auf den bisherigen Jahres-Tiefs beendet. Speziell die letzte Septemberwoche ist ihrem saisonalen Ruf als eine der schwächsten Börsenwochen des Jahres einmal mehr gerecht geworden.

Aber nun geht der Blick nach vorn auf den Oktober und den Rest des Jahres. Für die Börsen wird sicherlich die in wenigen Tagen beginnende Berichtssaison ganz entscheidend. Aktuell erwarten die Analysten beispielsweise für den S&P 500 Index noch ein Gewinnwachstum von 4,5 Prozent nach immerhin 8,4 Prozent im 2. Quartal 2022. Rechnet man jedoch den zuletzt so starken Energiesektor heraus, dann werden wohl die Gewinne im S&P 500 Index im 3. Quartal 2022 sogar um 2 Prozent gefallen sein.

Mein Fazit: Eine gute Börsenwoche beendet noch keinen Bärenmarkt

Keine Frage: Die ersten Tage im Oktober waren bislang sehr erfreulich an den Börsen. Es bleibt aber gut möglich, dass dies nur eine kleine technische Gegenreaktion war nach dem überzogenen Absturz der vergangenen beiden Wochen. Lassen Sie es mich abschließend so zusammenfassen: Eine gute Börsenwoche beendet noch keinen Bärenmarkt.

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