Blackjack, Roulette und Pferdewetten – So können Anleger vom Glücksspiel-Boom profitieren

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Das Geschäft mit der Sünde boomt. Ob Alkohol, Tabak oder Glücksspiel - je verruchter der Unternehmenszweck, desto mehr Gewinne fährt man ein, so scheint es. Doch ist Geld verdienen mit den süßen Sünden des Lebens auch ein Trend, von dem Anleger an der Börse profitieren können?

In unserer Reihe "Das Geschäft mit der Sünde" widmen wir uns von onvista den verschiedenen verruchten Branchen und zeigen auf, welche Chancen, aber auch welche Risiken in den einzelnen Bereichen schlummern können. 

Die Glücksspielbranche

Wer hat nicht gerne ein bisschen Glück und setzt das auch aufs Spiel? Glücksspiel hatte schon immer eine Anziehung auf Menschen. Ob nun Sportwetten, im klassischen Casino oder einfach zwei Freunde, die untereinander 10 Euro auf ein bestimmtes Ereignis wetten, ein bisschen Glücksspiel ist immer allgegenwärtig. Laut Statista lagen die Bruttospielerträge der Glücksspielbranche deshalb auch bei 364 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021. Das bedeutet, dass täglich beinahe 1 Milliarde Euro an Spieltischen, Slots, Lottostellen und PCs von Spielern verloren werden, ohne dass sie es jemals zurückgewinnen.

Viele haben allerdings Angst vor einer tiefgehenden Regulierung der Branche. Immerhin gibt man Menschen die Hoffnung auf große Gewinne und bewirkt damit nur, dass sie mehr und mehr ihres eignen Geldes bis zum letzten Cent hin verspielen. Nicht umsonst zeigen laut einer DHS Studie ca. 230.000 Menschen alleine in Deutschland ein problematisches und 200.000 ein pathologisches (Spielsucht) Glücksspielverhalten. Müsste der Staat also hier nicht eingreifen? Dies ist zwar möglich, aber nicht wahrscheinlich, denn der Staat verdient am Glücksspiel kräftig mit. Alleine in Deutschland nahm man 5,3 Milliarden Euro aus dem Lotterie-, Wett- und Casinogeschäft ein. Dabei erhält der Staat zum einen hohe Steuereinnahmen und Lizenzgebühren und unterhält nebenbei zum Beispiel auch eigene sehr einträgliche Lotterien.

Außerdem wurden erst in den letzten Jahren durch den neuen Glücksspielvertrag vom 1. Juli 2021 die Anbieter von Online-Glücksspiel und Sportwetten, die auf Malta, den Cayman Islands und Zypern sitzen, für legal erklärt, welche sich vorher bestenfalls in einer rechtlichen Grauzone bewegten. Nun kann also jeder Deutsche legal online und offline sein Geld am Roulettetisch oder an Slots setzen in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Wer allerdings seinem Glück weniger vertraut und lieber auf die Bank setzt, hat meist die besseren Karten als im Casino zu spielen. Wer also in Glücksspiel Aktien investiert, der profitiert vom mathematischen Vorteil der Bank. Dabei darf man nicht vergessen, dass Glücksspiel ein "abgekartetes" Spiel ist und die Bank durch ihren rechnerischen Vorteil am Ende immer gewinnt. 

Um diesem Trend investierbar zu machen hat HAN-ETF, einer der neueren Themen-ETF Anbieter am deutschen Markt einen Korb an Aktien zusammengestellt, welche allesamt ihr Geld mit dem Glücksspiel verdienen. Der Index enthält unter anderem die amerikanischen Anbieter DraftKings und 888 Holdings oder auch die GVC Holding aus England, die unter anderem die bekannte Marke Bwin zu ihrem Portfolio zählt.

Glücksspiel in Zeiten der Krise

Wie man sieht, hat Glücksspiel nicht die beste Performance über das letzte Jahr abgeliefert. Wenig überraschend, wenn man bedenkt, dass die vielen Offline-Casinos und Spielbanken wegen Coronaauflagen geschlossen oder nur sehr eingeschränkt geöffnet hatten, während die Online-Casinos oftmals Aktien aus dem Technologiebereich waren. Da sich die Wirtschaft aktuell also nur langsam öffnet, während Growth Aktien wie Betreiber von Online-Casinos oder Glücksspielsoftware abgestraft werden, ist dieser Kursverfall wenig überraschend.

Auch mit Blick auf eine kommende Rezession sieht es für Glücksspielaktien weniger gut aus. Die Zykliker sind auf die Einsätze ihrer Kunden angewiesen, aber gerade, wenn das Geld knapp wird, wird lieber einmal am Lottoschein gespart. Allerdings werden die viele regelmäßige Spieler nicht auf den Kick des Wettens oder Spielens verzichten, was eine komplette Branchenpleite ausschließt.

Allerdings liegen genau hier auch die Chancen. Zyklische Aktien kauft man bekanntlich mit einem hohen KGV ein und auch in der Glücksspielbranche bieten sich derzeit interessante Einstiegschancen. Hier einmal die wichtigsten Player der Branche:

Doch mein persönlicher Favorit unter diesen Schwergewichten aus der Glücksspiel-Branche ist der schwedische Software-Bauer Evolution Gaming AB:

Evolution – Techaktie mit Wachstumschancen

Besonders profitieren vom Boom des Glücksspiels die Online-Casinos. Jeder kann sich jederzeit in seiner Jogginghose aufs Sofa setzen und ein bisschen Roulette, Slots oder Poker spielen. Damit wird der Zugang zu Glücksspiel nicht nur leichter, sondern auch die Frequenz, mit welcher Leute spielen. Eine Aktie, die genau diesen Trend abdeckt, ist Evolution AB aus Schweden. Der Softwarehersteller produziert und wartet die technischen Rahmenbedingungen für eine Vielzahl an Online-Casinos. Vor allem das Live-Casino, in welchem die Spieler einem echten Dealer beim Karten ausgeben zusehen können, und der Bereich Slots zählt zu den wichtigsten Produkten von Evolution.

Allerdings ist die Aktie des Tech-Unternehmens in der aktuellen Bärenphase an den Börsen natürlich ebenfalls mit heruntergeprügelt worden. Trotzdem ist das Unternehmen profitabel und konnte in den letzten fünf Jahren ein mehr als starkes Umsatzwachstum verbuchen. Im Jahr 2016 setzte man gerade mal 120 Millionen Euro um, während es im letzten Jahr bereits über eine Milliarde waren. Und sogar eine Dividende winkt den Aktionären in Höhe von 1,55 Prozent.

Von klassischen Bewertungsmaßstäben her ist die Aktie aber maximal im historischen Vergleich billig. Bei der aktuellen Marktkapitalisierung von 17 Milliarden Euro zahlt man als Investor den 31-fachen Gewinn und den 18-fachen Umsatz.

Wer hier also investieren will, sollte sich klar sein, dass die Wachstumsaussichten durch eine mögliche Rezession zwar kurzfristig eingetrübt werden können, Evolution langfristig allerdings noch einen großen Markt vor sich hat, in dem man wachsen kann.

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