Weiterer Hedgefonds fordert Aufspaltung von Bayer

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Frankfurt (Reuters) - Der Einstieg eines weiteren Hedgefonds gibt Spekulationen über eine Aufspaltung von Bayer neue Nahrung.

Der aktivistische Investor Bluebell, der schon vor einigen Monaten bei dem Leverkusener Agrar- und Pharmakonzern eingestiegen sei, dringe auf einen Verkauf des Geschäfts mit rezeptfreien Gesundheitsprodukten Consumer Health, sagte eine mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Bayer könnte dann in ein Pharma- und ein Agrar-Unternehmen aufgespalten werden. Bluebell strebe zudem eine Neuorganisation des Managements an, einschließlich der Ernennung einer neuen Spitze bei Vorstand und Aufsichtsrat.

Welchen Anteil Bluebell an Bayer hält, blieb zunächst offen. Der Investor war nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Auch wenn es seit Jahren immer wieder Spekulationen über eine Aufspaltung von Bayer gibt, gab die Nachricht den Aktien Aufwind: Sie stiegen in der Spitze um mehr als vier Prozent auf 56,25 Euro, den höchsten Stand seit Ende November.

Am Montag hatte der aktivistische Investor Inclusive Capital Partners bekanntgegeben, mit einem Anteil von gut 0,8 Prozent bei Bayer eingestiegen zu sein. Laut "Financial Times" hat er den Konzern aufgefordert, einen neuen Vorstandschef außerhalb der eigenen Reihen zu finden. Eine Zerschlagung sei nicht notwendig, um Wert zu schaffen, "aber sie muss auf dem Tisch liegen", zitierte die Zeitung den Gründer von Inclusive Capital, Hedgefonds-Veteran Jeffrey Ubben.

Wiederkehrenden Forderungen nach einer Aufspaltung hat Bayer stets eine Absage erteilt: Diese steigerten nicht den Wert des Geschäfts. Doch mit einem Marktwert von 53 Milliarden Euro (57 Milliarden Dollar) liegt der Konzern immer noch unter den 63 Milliarden Dollar, die Bayer 2018 für die Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto zahlte. Die Leverkusener stehen seither unter Druck, denn mit dem Zukauf handelte sich Bayer eine Klagewelle wegen des von den Amerikanern entwickelten Unkrautvernichters Glyphosat ein, die das Unternehmen Milliarden kostete. Eingefädelt hatte den Zukauf Vorstandschef Werner Baumann, dessen Vertrag im April 2024 ausläuft.

Er bekam es bereits mit dem aktivistischen Investor Elliott zu tun, der einem Insider zufolge an Bayer weiter beteiligt ist. Elliott hatte sich zuletzt aber verbal zurückgehalten - wegen des bevorstehenden Wechsels an der Spitze, wie eine mit den Vorgängen vertraute Person sagte. Der Hedgefonds war 2019 mit zwei Prozent eingestiegen und hatte im Zuge der Glyphosat-Klagewelle Druck gemacht.

Doch nach Einschätzung eines anderen ehemals bei Bayer engagierten Hedgefonds ist es schwierig, den Konzern von seinem Kurs abzubringen. "Bayer macht, was es will", sagte der Insider. Eine Aufspaltung hätte durchaus Vorteile, das Management habe aber frühere Vorschläge von Investoren nicht berücksichtigt, was für ein deutsches Unternehmen nicht ungewöhnlich sei.

"TOXISCHER MIX"

"Unzufriedene Investoren, ein schwacher Vorstandschef, der spätestens in einem Jahr abtritt, eine gewisse Entspannung bei den Glyphosat-Rechtsrisiken, eine operative Verbesserung, die noch nicht vollständig im Kurs reflektiert ist und ein Aufsichtsrat, der keine großen Veränderungen angestoßen hat, sind ein toxischer Mix", sagte Fondsmanager Markus Manns von Union Investment zu Reuters. Für eine Zerschlagung sei es zu früh, eine Abspaltung von Consumer Health könnte aber Wert schaffen. "Ein 'Weiter so' ist keine Option mehr." Die Überprüfung der Konzernstruktur ist nach Ansicht der Fondsgesellschaft, die zu den zehn größten Bayer-Aktionären gehört, Aufgabe eines neuen Chefs: "Ein externer neuer CEO hätte den Charme, unbelastet starten zu können."

Ein Bayer-Sprecher wollte sich zum Einstieg von Bluebell nicht äußern, erklärte aber, das Unternehmen sei immer offen für einen konstruktiven Dialog mit seinen Anteilseignern. Bluebell hat sich in den vergangenen drei Jahre Großkonzerne wie GSK, Glencore oder Vivendi vorgeknöpft, obwohl der Hedgefonds nur sehr kleine Anteile besitzt, und war maßgeblich an der Absetzung des Chefs des Lebensmittelriesen Danone 2021 beteiligt.

Bayer war mit der Übernahme von Monsanto zum weltgrößten Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut aufgestiegen. Das Geschäft machte 2021 knapp 46 Prozent des Konzernumsatzes von rund 44,1 Milliarden Euro aus, rund zwölf Prozent kamen aus dem Consumer-Health-Bereich mit Produkten wie Aspirin, Bepanthen und Iberogast. Weltweit gab es in den vergangenen Jahren eine Welle von Unternehmens-Aufspaltungen oder Trennungen von Sparten, denn in Augen vieler Investoren sind die Teile eines Konglomerats häufig mehr wert als das Ganze.

(Bericht von Patricia Weiß, Ludwig Burger, Elisa Martinuzzi und Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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