Volkswagen investiert 36 Milliarden Euro im Jahr

Reuters · Uhr

- von Jan Schwartz

Berlin (Reuters) - Europas größter Autokonzern Volkswagen will bis 2027 insgesamt 180 Milliarden Euro investieren.

Zwei Drittel davon fließen in die Elektrifizierung und Digitalisierung, wie der Dax-Konzern am Dienstag bei der Bilanzvorlage 2022 in Berlin mitteilte. Allein 15 Milliarden Euro stecken die Wolfsburger in diesem Zeitraum in den Aufbau von Zellfabriken der Batterie-Tochter PowerCo und in die Sicherung von Rohstoffen für Akkus. Technikvorstand Thomas Schmall sagte Reuters, anfangs werde der Schwerpunkt bei der Rohstoffsicherung liegen, danach bei den Zellfabriken. Volkswagen will seine erste Zellfabrik in Salzgitter 2025 an den Start bringen, 2026 soll das Werk im spanischen Valencia folgen und 2027 ein dritter Standort, möglicherweise in Osteuropa.

Unklar war zunächst, ob in den 15 Milliarden auch Investitionen für Kanada enthalten sind. Dort baut Volkswagen seine erste Batteriezellfabrik außerhalb Europas. In St. Thomas in der Provinz Ontario soll 2027 die Produktion von Einheitszellen beginnen.

Angesichts einer Nettoliquidität von zuletzt 43 Milliarden Euro, in der 16 Milliarden aus dem Börsengang der Sportwagentochter Porsche eingeflossen sind, sehen sich die Wolfsburger in der Lage, die im laufenden Jahr anfallenden Ausgaben zu stemmen. Für die kommenden Jahre setzt der Konzern auf weiterhin robuste Geschäfte bei einem hohen Barmittelzufluss.

Bei dem strammen Plan konzentriert sich Volkswagen auf die attraktivsten Profit-Pools. Dazu zählt das Management vor allem die Batteriestrategie, der Ausbau der Präsenz in Nordamerika, die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in China im Bereich Digitalisierung und bei den Produkten sowie die Weiterentwicklung des Modellangebots im Konzern.

BATTERIETOCHTER POWERCO PEILT 20 MILLIARDEN UMSATZ AN

In die Zukunftsfelder fließen 68 Prozent der Gesamtinvestitionen, in der zurückliegenden Fünfjahresplanung waren es noch 56 Prozent. Bereits 2025 soll jedes fünfte verkaufte Fahrzeug weltweit ein reines Elektroauto sein. Die Batterietochter PowerCo soll bis 2030 einen Jahresumsatz von mehr als 20 Milliarden Euro erreichen. Hinzu kommen die laufenden Investitionen in die letzte Generation von Verbrennern. Der Höhepunkt der Investitionen soll 2025 erreicht sein, danach sollen die Ausgaben kontinuierlich sinken.

"2023 wird ein entscheidendes Jahr, um strategische Ziele umzusetzen und den Fortschritt des Konzerns zu beschleunigen", erklärte Konzernchef Oliver Blume, der zugleich Chef von Porsche ist. Volkswagen hatte Anfang März mit einem optimistischen Ausblick überrascht. Demnach soll der Umsatz angesichts des hohen Auftragsbestands um zehn bis 15 Prozent zulegen und die operative Rendite in einer Bandbreite zwischen 7,5 und 8,5 Prozent landen. Bei der Nettoliquidität peilt der Konzern einen Wert zwischen 35 und 40 Milliarden Euro an.

(Bericht von Jan C. Schwartz und Victoria Waldersee, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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