Anleger vor Zinsentscheidungen auf der Hut

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Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf wichtige Zinsentscheidungen der großen Notenbanken in der neuen Woche hat die Anleger am Freitag vorsichtig gestimmt.

Der deutsche Leitindex Dax notierte zum Handelsschluss 0,3 Prozent tiefer bei 15.949,84 Punkten, der EuroStoxx50 verlor 0,2 Prozent auf 4288,22 Zählern. Die wichtigsten US-Indizes gewannen zwischen 0,1 Prozent und 0,4 Prozent.

Ob der Dax die 16.000-Punkte-Marke in den nächsten Tagen nachhaltig überspringen und vielleicht sogar sein Rekordhoch von 16.331,94 Zählern ins Visier nehmen kann, hängt Börsianern zufolge vor allem von den Zinssitzungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) ab. "Unsere Meinung ist, dass die Fed eine Pause einlegen wird. Wir gehen jedoch davon aus, dass sie die Tür für eine weitere Zinserhöhung im Juli offen halten werden", sagte Mohit Kumar, leitender Anlagestratege der Investmentbank Jefferies. "Die EZB befindet sich allerdings in einer etwas anderen Position. Da erwarten wir eine Zinserhöhung im Juni, gefolgt von einer weiteren im Juli, und erst das sollte das Ende des aktuellen Zinserhöhungszyklus markieren."

KOMMT DIE ZINSPAUSE DER FED IM JUNI?

Auch viele Investoren setzten bei der Fed zuletzt auf eine Zinspause im Juni. Seit Anfang 2022 hat die US-Notenbank die Zinsen bereits zehn Mal in Folge nach oben geschraubt, um dem Preisauftrieb Paroli zu bieten und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Das Zinsniveau liegt aktuell in der Spanne von 5,00 bis 5,25 Prozent.

In der Türkei setzte unterdessen trotz der Ernennung einer neuen Zentralbankchefin die Lira ihre Talfahrt fort. Der Dollar baute seine Gewinne aus und stieg in der Spitze um 1,8 Prozent auf ein Rekordhoch von 23,54 Lira. Zuletzt hatten Spekulationen auf ein Ende der Stützungskäufe durch die türkische Zentralbank die Talfahrt noch einmal beschleunigt. Seit Jahresbeginn hat die Lira gegenüber dem Dollar rund 25 Prozent an Wert verloren. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat mit Hafize Gaye Erkan eine Finanzmanagerin aus den Vereinigten Staaten zur Leiterin der türkischen Zentralbank ernannt.

CHEMIEWERTE EUROPAWEIT UNTER DRUCK

Unter den Einzelwerten sorgte vor allem eine Gewinnwarnung der Spezialchemiefirma Croda für Bewegung. Der mit Enttäuschung aufgenommene Ausblick für das Geschäftsjahr 2023 färbte laut einem Händler auf die ganze Branche ab. Croda rutschten an der Londoner Börse um 12,6 Prozent ab, der europäische Chemie-Index fiel um zwei Prozent. Im Dax verloren Symrise, Brenntag und BASF zwischen 1,8 und 4,4 Prozent. Wacker Chemie gaben im MDax 4,2 Prozent nach.

Nach einer Herunterstufung standen die Aktien der Shop Apotheke unter Verkaufsdruck. Die Anteilsscheine des Online-Pharmahändlers fielen um 8,3 Prozent auf 88,88 Euro. Die Experten der britischen Großbank HSBC haben die Titel auf "Reduce" nach zuvor "Hold" gesetzt, das Kursziel wurde allerdings von 55 auf 72 Euro angehoben. Die Aktie sei leicht überbewertet, hieß es.

Im SDax ragten Auto1 mit einem Plus von 6,1 Prozent heraus. Die Aktien profitierten einem Börsianer zufolge von der optimistischen Ebitda-Prognose für das zweite Quartal beim US-Online-Gebrauchtwarenhändler Carvana. Carvana-Aktien hatten am Donnerstag im US-Handel mehr als 50 Prozent zugelegt. Gewinnmitnahmen am Freitag drückten sie um neun Prozent ins Minus.

In Mailand gingen die Aktien der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena zum Wochenschluss auf Talfahrt. Die Titel rutschen an der Mailänder Börse um 9,8 Prozent ab. BPER Banca hat einem möglichen Zusammenschluss mit Monte dei Paschi eine Absage erteilt. Luigi Lovaglio, der CEO von Monte dei Paschi, hatte in der vergangenen Woche erklärt, das Institut habe Interesse an einer Partnerschaft mit einem Rivalen. Die Aktien von BPER fielen um zwei Prozent.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Daniela Pegna, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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