Ford will Werksgelände in Saarlouis an Investor abgeben

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Hamburg (Reuters) - Ford hat einen Käufer für sein Pkw-Werk in Saarlouis gefunden.

Nach intensiven Verhandlungen mit einem Groß-Investor hätten Ford und die saarländische Landesregierung erste Vereinbarungen unterzeichnet, teilte der US-Autobauer am Freitag anlässlich einer Betriebsversammlung in dem Werk mit. Die Arbeitnehmerseite befürchtet nun einen massiven Stellenabbau an dem traditionsreichen Ford-Standort. Ford-Werke-Chef Martin Sander sagte: "Dies ist eine hervorragende Grundlage für weitere Verhandlungen mit dem Potenzial, rund 2500 Arbeitsplätze in Saarlouis zu schaffen".

Der Betriebsrat teilte mit, der Großinvestor habe die Absicht, das Werksgelände zu übernehmen. Auch die Landesregierung unterstütze die Neuansiedlung. Den Namen des Investors nannten weder Unternehmen noch Betriebsrat. "Es ist ein internationaler Großinvestor", sagte ein Ford-Sprecher lediglich. Die IG Metall begrüßte die Investorenlösung. Mit Ford sei eine belastbare Vereinbarung unterzeichnet worden, die den Fahrplan bei der Umsetzung festschreibe. Der Betriebsrat habe Mindestleistungen für den Fall vereinbart, dass Mitarbeiter keine Beschäftigung in der Investorenlösung fänden.

Aus der Mitteilung der Arbeitnehmervertretung geht außerdem hervor, dass Ford selbst dort noch etwa 1000 Arbeitsplätze unterhalten will. Damit ist ein massiver Stellenabbau absehbar. Zuletzt zählte Ford in Saarlouis rund 4500 Mitarbeiter. Hinzu kommen ungefähr 1500 Beschäftigte in Zulieferbetrieben. Weder Ford noch die Staatskanzlei in Saarbrücken nannten Details der Vereinbarungen.

Die Zukunft des 1970 eingeweihten Werkes in Saarlouis galt seit langem als ungewiss. Bei der Vergabe der Produktion von Elektroautos der nächsten Generation vor einem Jahr hatte das Werk das Nachsehen. Stattdessen erhielt die Fabrik im spanischen Valencia den Zuschlag. Das Kölner Stammwerk baut Ford zu einem europäischen Zentrum für E-Autos um. Dort soll noch in diesem Jahr der vollelektrische Explorer auf Basis der von Volkswagen entwickelten Elektroplattform MEB vom Band rollen. Ein zweites Auto folgt im nächsten Jahr.

Das Europageschäft ist die größte Baustelle des US-Konzerns. In den kommenden Jahren sollen hierzulande fast 4000 Stellen wegfallen, weil beim Bau von E-Autos weniger Arbeitskräfte benötigt werden und die Entwicklung von Verbrennern in absehbarer Zeit ausläuft.

In Saarlouis wird noch das Verbrennermodell Focus gefertigt. Dessen Produktion soll 2025 auslaufen. Betriebsratschef Markus Thal hatte vor einigen Tagen in einer Videobotschaft an die Belegschaft gesagt, er erwarte an diesem Freitag "belastbare Ergebnisse" der Verhandlungen mit Investoren. Eine für Mittwoch geplante Urabstimmung hatte die IG Metall kurzfristig abgesagt.

(Bericht von Jan C. Schwartz. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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