Uniper forciert nach Milliardengewinn Rückzug des Staates

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Frankfurt/Berlin (Reuters) - Angesichts von Milliardengewinnen liebäugelt der in der Ukraine-Krise aufgefangene Energieversorger Uniper mit einem rascheren Rückzug des Staates.

Der Düsseldorfer Konzern rechnet in diesem Jahr mit einem Gewinn von rund fünf Milliarden Euro, weil sich die Gaspreise günstiger entwickelt haben als gedacht. Bereits nach sechs Monaten steht ein Nettogewinn von 2,49 (Vorjahr: minus 0,49) Milliarden Euro zu Buche. Nun prüft Uniper die Rückzahlung eines Teils der Staatshilfen von 20 Milliarden Euro, die den Konzern im vergangenen Jahr vor dem Zusammenbruch bewahrt hatten. Man sei darüber mit der Bundesregierung im Gespräch. Das von der FDP geführte Bundesfinanzministerium bekräftigte den Plan, noch in diesem Jahr eine Ausstiegsstrategie vorzulegen.

Der Düsseldorfer Versorger war 2022 Jahr wegen des russischen Gaslieferstopps in Schieflage geraten. Der russische Staatskonzern Gazprom hatte die Lieferungen über die Nord-Stream-Pipeline eingestellt, die später durch Sabotage zerstört wurde. Uniper musste Ersatzgas teuer einkaufen, um die Verpflichtungen gegenüber den Kunden zu erfüllen. Schließlich hatte der Bund den Versorger übernommen und hält derzeit 99 Prozent der Anteile. Die wenigen frei handelbaren Aktien sprangen am Mittwoch um 15 Prozent auf 5,75 Euro nach oben.

Inzwischen hat sich die Lage für Uniper deutlich entspannt. Bereits im ersten Quartal konnte der Konzern milliardenschwere Rückstellungen wegen des Ausfalls russischer Gaslieferungen auflösen. Am Dienstagabend erklärte Uniper, man habe "in hohem Maße von profitablen Absicherungsgeschäften" profitiert. Schon im Frühjahr hatte sich das Unternehmen mit Termingeschäften gegenüber offenen Gas-Lieferverpflichtungen abgesichert.

Nach sechs Monaten steht ein bereinigter Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 3,70 Milliarden (minus 757 Millionen) Euro zu Buche, bis zum Jahresende soll das Ebit auf einen mittleren einstelligen Milliardenbetrag steigen. Auch der Nettogewinn wird in dieser Höhe erwartet. Bisher hatte sich Uniper nur auf die Rückkehr in die Gewinnzone festgelegt. "Diese sehr guten Zahlen sind das Ergebnis einer starken operativen Leistung in einem günstigen Marktumfeld", sagte Finanzchefin Jutta Dönges.

Die Bundesregierung wertet die Zahlen als positives Zeichen. Sie habe sich gegenüber der EU verpflichtet, ihre Beteiligung bis spätestens Ende 2028 auf maximal 25 Prozent plus eine Aktie zu reduzieren, sagte ein Sprecher des Finanzministeriums unter Christian Lindner (FDP) am Mittwoch. "Dazu ist weiterhin vorgesehen, dass der Bund bis Ende 2023 gegenüber der Europäischen Kommission eine Ausstiegsstrategie vorlegen wird." Mit dem Staatseinstieg sollte Uniper stabilisiert werden, um die Energieversorgung abzusichern. "Für die Versorgung der Bevölkerung mit Gas und Strom hat Uniper SE derzeit eine zentrale Bedeutung", sagte der Ministeriumssprecher.

(Bericht von Christoph Steitz und Christian Krämer; Geschrieben von Alexander Hübner. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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