Bundesregierung und Industrie - Aufschwung lässt auf sich warten

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Berlin (Reuters) - Bundesregierung und Industrie erwarten keinen schnellen Aufstieg aus dem Konjunkturtal.

"Insgesamt deuten die aktuellen Konjunkturindikatoren noch keine nachhaltige Belebung in den kommenden Monaten an", heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Bundeswirtschaftsministeriums. Die Entwicklung dürfte damit auch im laufenden dritten Quartal "nur sehr schwach bleiben und voraussichtlich erst um die Jahreswende an Fahrt gewinnen". Die deutsche Wirtschaft ist bereits drei Quartale in Folge nicht mehr gewachsen, weil steigende Zinsen, maue Weltkonjunktur und hohe Inflation belasten.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) geht deshalb davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen wird. Die jüngsten Stimmungsindikatoren signalisierten, dass die Erholung noch etwas dauere, heißt es im aktuellen Konjunkturbericht des BDI. "Nicht nur die aktuelle Stimmung in den Unternehmen ist im Keller. Auch auf mittlere Frist ist noch keine Besserung in Sicht."

KONSUMAUFSCHWUNG ERWARTET

Das Ministerium macht aber auch Lichtblicke aus - etwa die kräftigen Lohnerhöhungen, zu denen der gestiegene Mindestlohn, bessere Tarifabschlüsse sowie steuerfreie Inflationsausgleichsprämien beigetragen haben. Das ließ die Kaufkraft zuletzt wachsen. "Dieser Trend dürfte sich bei nachlassender Inflationsdynamik auch im weiteren Jahresverlauf fortsetzen und zu einer schrittweisen Erholung des privaten Konsums führen." Die außenwirtschaftlichen Perspektiven sehen deutlich ungünstiger aus: "Die globale Wirtschaft hat zuletzt an Dynamik verloren", hieß es. Vor allem die wirtschaftliche Abschwächung des wichtigsten Handelspartners China habe zuletzt ihre Spuren hinterlassen. Für die kommenden Monate sei daher noch keine Trendwende zu erwarten.

Auch der BDI blickt mittlerweile pessimistischer auf den Außenhandel. Preisbereinigt dürften die Exporte im laufenden Jahr um 0,5 Prozent fallen. "Die deutsche Wirtschaft partizipiert nicht mehr so stark vom Welthandel wie vor Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine", hieß es dazu. Zwar nähmen die Lieferengpässe ab, ausbleibende Aufträge entwickelten sich aber immer häufiger zum Produktionshindernis Nummer eins.

Die deutsche Wirtschaft dürfte dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge dieses Jahr als einzige große Industrienation nicht wachsen, sondern schrumpfen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck warnte jüngst davor, trotz der aktuellen Schwäche den Standort Deutschland schlechtzureden.

(Bericht von Rene Wagner und Christian Krämer,; redigiert von Sabine Wollrab, Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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