Lagarde sieht anhaltend trübe Konjunktur - Inflation ist noch zu hoch

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Frankfurt/Berlin (Reuters) - Jüngste Konjunkturdaten signalisieren nach Worten von EZB-Präsidentin Christine Lagarde eine anhaltend schwache Wirtschaft im Euro-Raum.

Eine geringere Exportnachfrage und die schwierigere Finanzierungssituation bremsten das Wachstum im zu Ende gehenden Sommerquartal, sagte die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) am Montag im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments. Sie bekräftigte, dass die EZB die Zinsen so lange wie nötig hoch halten werde, um die Inflation zurückzudrängen. "Die Inflation geht weiter zurück. Es wird jedoch nach wie vor erwartet, dass sie zu lange zu hoch bleiben wird", sagte die Französin.

Mittelfristig peilt die Notenbank eine Jahresteuerung von zwei Prozent an. Davon ist sie momentan aber immer noch weit entfernt: Im August lag die Inflation im Euro-Raum bei 5,2 Prozent. Im Kampf gegen die Teuerung hatte die EZB jüngst die Zinsen das zehnte Mal in Folge erhöht. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geschäftsbanken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, stieg damit von 3,75 auf 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion 1999. Lagarde bekräftigte vor dem Parlamentsausschuss, mit der Entscheidung habe die Euro-Notenbank nach derzeitiger Einschätzung ausreichend dazu beigetragen, die Inflation zeitnah auf das Zielniveau zurückzuführen.

Nach der jüngsten Zinserhöhung spekulieren die Finanzmärkte darauf, das Ende der Fahnenstange könnte erreicht sein. Zugleich hatte Lagarde einen eher düsteren Konjunkturausblick gegeben und einen Aufschwung nicht vor 2024 in Aussicht gestellt.

In der sinkenden Geldmenge sieht EZB-Direktorin Isabel Schnabel derzeit noch kein Signal für Entspannung bei der Inflation in der Euro-Zone. Die aktuell ungewöhnliche Entwicklung sei "wahrscheinlich kein Vorbote einer tiefen Rezession, sondern spiegelt vielmehr eine erhebliche Umschichtung der Portfolios nach einer langen Periode niedriger Zinsen wider", sagte sie bei einem Vortrag in Regensburg. "Daher gibt es noch keine Entwarnung für das Inflationsproblem."

Die Geldmenge M1 - zu der Bargeld und Einlagen auf Girokonten zählen - schrumpfte im Juli um mehr als neun Prozent zum Vorjahreszeitraum. Je weniger kurzfristig verfügbares Geld es gibt, desto geringer ist ökonomischen Lehrbüchern zufolge normalerweise die Inflationsgefahr. Viel frei verfügbares Geld kann hingegen rasch in den Konsum gesteckt werden und damit die Preise potenziell nach oben treiben. Angesichts steigender Zinsen schichten viele Sparer ihr Geld derzeit um.

(Bericht von Balazs Koranyi, Klaus Lauer und Rene Wagner; redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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