Autozulieferer Schaeffler prescht mit Angebot für Vitesco vor

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(Neu: Reaktion Vitesco, Aussagen von Rosenfeld, Analysten, Aktien)

- von Christina Amann und Alexander Hübner

München (Reuters) - Der fränkische Autozulieferer Schaeffler greift nach dem Antriebs-Spezialisten Vitesco und will damit zu einem der führenden Anbieter von Teilen für Elektrofahrzeuge werden.

"Wir werden einen führenden Zulieferer schaffen können, der erhebliches Wachstumspotenzial mit sich bringt", sagte Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld am Montag in Herzogenaurach. "Schaeffler und Vitesco sind zusammen stärker", betonte der Manager. Die Schaeffler AG bietet 91 Euro je Vitesco-Aktie, 21 Prozent mehr als den Schlusskurs vom Freitag. Insgesamt wird die vor zwei Jahren von Continental abgespaltene Vitesco dabei mit 3,64 Milliarden Euro bewertet.

Mit Vitesco selbst war der Schritt vorher nicht abgestimmt. Rosenfeld begründete dies damit, dass es Überlappungen im Aufsichtsrat gebe. Inzwischen habe er mit Vitesco-Chef Andreas Wolf gesprochen. Vitesco erklärte, Vorstand und Aufsichtsrat prüften alle Informationen sorgfältig und entschieden dann über die nächsten Schritte.

An der Börse schnellte die Vitesco-Aktie um ein Fünftel nach oben, während Schaeffler-Papiere zeitweise mit zehn Prozent so stark verloren wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. RoboMarkets-Experte Jürgen Molnar sagte, für die Schaeffler-Aktionäre dürfte der Zusammenschluss auf lange Sicht ein gutes Geschäft sein, dank der Synergieeffekte von 600 Millionen Euro.

SCHAEFFLER RICHTET GESCHÄFT AUF VIER SPARTEN AUS

"Mit dem Unternehmenszusammenschluss wird eine führende 'Motion Technology Company' mit vier fokussierten Sparten und einem Umsatz von ungefähr 25 Milliarden Euro geschaffen", hieß es in der Schaeffler-Mitteilung. "Dazu gehört ein erstklassiger E-Mobilitäts-Anbieter mit erheblichem Wachstumspotential." Die Angebote der beiden Unternehmen ergänzten sich gut. Zudem sei die Firmenkultur ähnlich. Gemeinsam hätten beide Firmen 120.000 Mitarbeiter. Zunächst soll die Übernahme aber bis zu 665 Millionen Euro kosten. Entlassungen seien nicht geplant, betonte Rosenfeld.

Dem Manager zufolge soll der Zusammenschluss in drei Schritten erfolgen. Der erste ist das Übernahmeangebot, das bis Mitte Dezember laufen soll, sagte Rosenfeld. Die Eigentümerfamilie Schaeffler hält seit der Abspaltung bereits knapp 50 Prozent an Vitesco. Sie hat zugesagt, ihre Vitesco-Aktien zunächst zu behalten. Im zweiten Schritt würden die Schaeffler-Vorzugsaktien in Stammaktien getauscht. Derzeit hält die Familie alle Stimmrechte; mit der Umwandlung der börsennotierten Vorzüge werden ihr die übrigen Aktionäre gleichgestellt. "Für meine Mutter und mich als Familiengesellschafter ist die Abgabe von Stimmrechten ein einschneidender Schritt", sagte Aufsichtsratschef Georg Schaeffler. Die Familie ist mit 46 Prozent zugleich größter Anteilseigner von Continental.

Am Ende könnten alle verbliebenen Vitesco-Papiere in Aktien der fusionierten "neuen" Schaeffler umgetauscht werden. Bei der Familie Schaeffler lägen dann rund 70 Prozent der Anteile, sagte Rosenfeld. Es werde erwartet, dass das Unternehmen dann in den Mittelwerteindex MDax aufgenommen wird. Finanziert werden soll die Übernahme zunächst über einen Brückenkredit von Bank of America, BNP Paribas und Citigroup. Eine Kapitalerhöhung sei nicht nötig, sagte Rosenfeld.

(Bericht von Alexander Hübner und Christina Amann; redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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