BOJ will Anleihenkäufe verringern - Zinsen bleiben aber unverändert

Tokyo (Reuters) - Die japanische Zentralbank will bald einen weiteren Schritt zur Loslösung von ihrer jahrelangen ultralockeren Geldpolitik gehen.
Zwar ließen die Währungshüter um Notenbank-Chef Kazuo Ueda am Freitag die Leitzinsen unverändert. Sie kündigten aber an, im Juli einen detaillierten Plan zur Verringerung ihrer umfangreichen Anleihenkäufe vorzulegen. Ein Abbau ihrer umgerechnet fast fünf Billionen Dollar schweren Bilanz ist für die Währungshüter ein zentraler Baustein für die Normalisierung der Geldpolitik.
Die Börsen reagierten prompt: Der Leitindex Nikkei rückte zeitweise um 0,2 Prozent auf 38.814 Zähler vor, der breiter gefasste Topix legte um 0,5 Prozent zu. Die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen büßte leicht ein, während der Yen zum Dollar zeitweise auf das tiefste Niveau seit mehr als einem Monat absackte.
"Bei der Verringerung der Anleihekäufe ist es wichtig, Flexibilität zu bewahren, um die Marktstabilität zu gewährleisten, und dies in einer vorhersehbaren Form", sagte Notenbankchef Ueda nach dem Zinsbeschluss. "Der Umfang der Reduzierung wird wahrscheinlich erheblich sein", kündigte er an. Das genaue Tempo, der Rahmen und das Ausmaß werde noch festgelegt. Dabei werde man auch auf die Sichtweise von Marktteilnehmern achten. Wie von Volkswirten erwartet, ließ die Bank von Japan (BOJ) ihre Zielspanne von 0,0 bis 0,1 Prozent für die kurzfristigen Zinsen unverändert. Die Entscheidung fiel einstimmig.
Die Yen-Wächter wollen zwar vorerst weiterhin Staatsanleihen im Umfang von rund sechs Billionen Yen - das sind umgerechnet rund 36 Milliarden Euro - pro Monat erwerben. Sie stellten aber in Aussicht, auf ihrer nächsten Zinssitzung im Juli einen genauen Plan zur Verringerung ihrer Anleihenkäufe in den nächsten ein bis zwei Jahren vorzulegen. Die BOJ hatte im März einen historischen Ausstieg aus ihrem massiven Stützungsprogramm für die Wirtschaft gewagt und erstmals seit 17 Jahren die Zinsen erhöht. Sie vollzog damit als letzte große Zentralbank weltweit die Zinswende nach oben. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat nach einer aggressiven Zinserhöhungsserie bereits wieder umgeschaltet und unlängst erstmals seit 2019 die Zinsen gesenkt. Die US-Notenbank Federal Reserve befindet sich ebenfalls in Wartestellung für eine Abkehr von ihrer Hochzinspolitik.
EXPERTEN ERWARTEN VORSICHTIGE GANGART
Viele Marktteilnehmer hatten damit gerechnet, dass die BOJ ihre Bondkäufe drosseln wird. Dass sie zunächst keine Details nannte, wird von manchen als Zeichen dafür gewertet, dass sie nur sehr langsam von ihrer ultralockeren Geldpolitik abrücken wird. Die Entscheidung deute darauf hin, dass die BOJ bei der Reduzierung ihrer Anleihenkäufe sehr vorsichtig vorgeht, was bedeute, dass sie bei der Anhebung ihrer Zinssätze ebenso verfahren werde, sagte Takayuki Miyajima, Volkswirt bei der Sony Financial Group. "Es ist unwahrscheinlicher geworden, dass die BOJ die Zinsen im Juli erhöhen wird." Aus Sicht von Shoki Omori, Chefstratege bei Mizuho Securities, sorgte womöglich der Blick auf die Wirtschaft für Zurückhaltung. "Es ist möglich, dass die BOJ sich Sorgen um die Realwirtschaft gemacht hat und deshalb nicht zu schnell straffen wollte," so der Experte.
Viele Börsianer gehen davon aus, dass die BOJ die Zinssätze in diesem Jahr erneut anheben wird. Über den Zeitpunkt sind sie allerdings uneins. Im Mittelpunkt steht aktuell die Frage, ob die jüngste konjunkturelle Schwäche, insbesondere im Konsumsektor, den Zeitpunkt der nächsten Zinserhöhung beeinflussen wird. Zudem gibt es Zweifel an der Einschätzung der BOJ, dass eine robuste Nachfrage im Inland die Inflation auf Kurs in Richtung der Notenbank-Zielmarke von zwei Prozent halten wird.
(Bericht von Leika Kihara und Makiko Yamazaki, geschrieben von Frank Siebelt, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)