Präsident in Belarus erwägt Begnadigung des zum Tode verurteilten Deutschen

Moskau (Reuters) - Der in Belarus zum Tode verurteilte Deutsche Rico K. kann darauf hoffen, dass das Urteil nicht vollstreckt wird. Staatspräsident Alexander Lukaschenko denke über eine Begnadigung nach, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur BelTA am Dienstag.
"Wir hoffen auf einen Akt der Menschlichkeit des Staatsoberhauptes", zitierte BelTA Wladimir Gorbach, den Anwalt des Verurteilten. Die Behörden werfen dem Deutschen unter anderem Terrorismus vor.
Die Nachrichtenagentur veröffentlichte außerdem ein Foto Lukaschenkos an einem Tisch mit fünf Personen, zu denen der Verteidiger Gorbach und ein Staatsanwalt gehörten. "Das Schwierigste am Schicksal eines Präsidenten sind Fälle wie dieser, bei denen es um außergewöhnliche Strafen geht", zitierte BelTA Lukaschenko. "Aber es muss eine Entscheidung getroffen werden."
Belarussischen Medienberichten zufolge hat K. zugegeben, im Auftrag des ukrainischen Sicherheitsdienstes SBU militärische Anlagen fotografiert zu haben. Außerdem habe er einen Rucksack erhalten, den er an einem Bahnhof südöstlich von Minsk auf den Gleisen abgestellt habe. Der Rucksack explodierte noch vor der Ankunft eines Zuges, niemand wurde verletzt.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bezeichnete Belarus' Umgang mit dem Gefangenen als "unerträglich". Die Bundesregierung werde alles tun, um den deutschen Staatsangehörigen bestmöglich zu unterstützen. Belarussischen Medienberichten zufolge laufen im Hintergrund Verhandlungen über das Schicksal von Rico K. Denkbar wäre ein Austausch, da auch Belarus' enger Verbündeter Russland mit dem Westen über solche Maßnahmen verhandelt. So soll der in Russland wegen Spionage inhaftierte US-Journalist Evan Gershkovich gegen den in Deutschland einsitzenden "Tiergartenmörder" Wadim Krasikow ausgetauscht werden.
(Bericht von Reuters; geschrieben von Hakan Ersen.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)