China-Exporte wachsen nicht mehr so schnell - Hemmfaktor Handelsschranken

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Peking/Berlin (Reuters) - Chinas Exporteure sind schlechter als erwartet in die zweite Jahreshälfte gestartet.

Ihre Ausfuhren wuchsen im Juli um 7,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten amtlichen Daten hervorgeht. Dies war das langsamste Tempo binnen drei Monaten. Im Juni hatte es noch zu einem Plus von 8,6 Prozent gereicht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einer Beschleunigung auf 9,7 Prozent gerechnet. "Angesichts der sich verlangsamenden Auslandsnachfrage und neuer Zölle werden die Exporte in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 einem größeren Druck ausgesetzt sein", sagt ING-Ökonom Lynn Song voraus.

Die USA hatten bereits im Mai angekündigt, die Zölle auf eine Reihe chinesischer Produkte ab August zu erhöhen - darunter E-Autos, Halbleiter und Solarzellen. Die Volksrepublik exportiert Industriegüter in großen Stückzahlen. Dies hat im Westen Kritik ausgelöst, dass sich der Wirtschaftsriese mit staatlichen Subventionen Vorteile im internationalen Handel verschaffe. In der EU gelten vorläufige Strafzölle auf subventionierte Elektro-Autos aus China.

Die Abschwächung der Exporte Chinas im Juli komme angesichts der starken Dynamik im Monat nicht ganz überraschend, meint LBBW-Experte Sandro Pannagl: "Dabei zeigen sich auch klare regionale Unterschiede. Während die Ausfuhren in Richtung Europa und USA weiterhin robustes Wachstum aufwiesen, war die Dynamik der Ausfuhren in den asiatischen Raum schwächer als zuletzt." Der Ökonom verweist darauf, dass auch immer mehr Schwellenländer mit Sorge auf die chinesische Exportentwicklung blicken und mit Handelsrestriktionen reagieren: So versuche nun auch Indonesien mit Zöllen auf eine Reihe von Textilprodukten das heimische Gewerbe zu schützen, das sich vor allem durch chinesische Importe zunehmend unter Druck gesetzt fühle.

IMPORTE ZIEHEN WIEDER AN

Die Importe Chinas legten im Juli um 7,2 Prozent zu, nachdem sie im Juni noch um 2,3 Prozent zurückgegangen waren. Damit wurden auch die Erwartungen der Analysten deutlich übertroffen, die nur von einem Anstieg um 3,5 Prozent ausgegangen waren. Das Importplus geht nicht zuletzt auf die stärkere Nachfrage nach Halbleitern zurück. Tech-Konzerne wie Huawei und Baidu sowie Start-ups haben den Kauf von Speicher-Halbleitern mit hoher Bandbreite erhöht, um sich in Erwartung von US-Beschränkungen für den Export der Chips nach China einzudecken. Viele Manager fürchteten eine weitere Drosselung der US-Chip-Exporte, sagte ANZ-Analyst Xing Zhaopeng. Er geht davon aus, "dass sich sowohl die Importe als auch die Exporte im dritten Quartal abschwächen werden".

Chinas Importe aus Russland sind unterdessen im Juli nach zwei Monaten des Rückgangs wieder gestiegen, obwohl US-Sanktionen gegen Banken den bilateralen Handelszahlungsverkehr erschweren. Laut den Angaben der Zollverwaltung legten die Importe aus Russland im Vergleich zum Vorjahr in Yuan berechnet um 4,5 Prozent zu. Im Juni und Mai hatte es Rückgänge von 6,7 beziehungsweise 2,2 Prozent gegeben. Die wegen des Ukraine-Krieges eingeführten Sanktionen des Westens verbieten die Lieferung von für zivile und überdies auch militärische Zwecke geeignete Güter nach Russland.

Chinas Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal um 4,7 Prozent. Sie blieb damit hinter den Erwartungen zurück. Peking könnte deshalb die von einer Immobilienkrise und einer Konsumflaute gebeutelte Wirtschaft weiter stützen. Die Regierung hat für das gesamte Jahr ein Wachstumsziel von rund fünf Prozent ausgegeben.

(Bericht von Liz Lee and Ellen Zhang, geschrieben von Reinhard Becker und Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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