Habeck lässt Interesse an Grünen-Kanzlerkandidatur erkennen
Berlin (Reuters) - Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat Interesse an der Kanzlerkandidatur für die Grünen 2025 erkennen lassen, sieht in seiner Partei aber noch Klärungsbedarf.
"Ich möchte mich gerne in die Verantwortung nehmen lassen", sagte der Vizekanzler dem Nachrichtenportal "Politico" in einem am Donnerstag veröffentlichten Gespräch. Für die Grünen gelte es, Vertrauen aufzubauen, miteinander dem Land ein Angebot zu machen und wieder da anzusetzen, wo sie 2020 und 2021 gewesen seien: "Und darüber werden wir noch ein bisschen reden müssen, dass wir wissen, wie wir es genau machen, dann melden wir uns."
Habeck ließ damit erstmals seit der Verzichtserklärung von Außenministerin Annalena Baerbock am 10. Juli öffentlich Bereitschaft zur Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl 2025 erkennen. Parteiintern wird ohnehin fest davon ausgegangen, dass Habeck die Grünen in die Wahl führt. Zunächst soll nach Angaben aus der Partei aber sichergestellt werden, dass Programm und Kandidat aufeinander abgestimmt sind.
"EINWECHSELUNG BEI 4:0 GEGEN DICH"
"Es ist jetzt nicht so, und das ist ja der Unterschied zu 2021, dass man sagt, oh, da ist ein Feld bereitet, bitte lass mich den Elfmeter schießen", sagte Habeck. "Sondern du wirst eingewechselt, und es steht 4 zu 0 gegen dich. Und wenn man sagt, jetzt drehe ich das Spiel um, dann müssen alle ihre Laufwege kennen. Und davon hängt sehr vieles ab."
Es sei "eine komplett andere Situation" als bei der Bundestagswahl 2021. Damals hätten die Grünen Rückenwind gehabt. "Alle wollten mit uns regieren. Die Umfragen waren stabil bei 20 Prozent und darüber", sagte Habeck. Derzeit sehen Umfragen die Grünen bundesweit bei elf bis 13 Prozent. "Wir sind jetzt unten und wir müssen uns wieder hocharbeiten."
Als Ziel gab Habeck aus, "Probleme mit konkreten Antworten mit möglichst einer breiten gesellschaftlichen Mehrheit zu lösen". Für die Grünen bedeute dies zu sagen, "wir hören zu, wir verstehen, wir lernen, wir sind bereit, unsere Positionen zu korrigieren". Andere dürften sich aber auch nicht in ihren Positionen eingraben. "Lasst uns versuchen, was hinzubekommen", sagte Habeck. "Das will ich gerne tun." Diese Idee unterscheide sich von allen anderen Parteien. Die programmatische Idee etwa der Union sei: "Wir wickeln das alles wieder ab."
(Bericht von Holger Hansen, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)