Behörden gehen nach Schüssen in München von terroristischem Anschlag aus

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- von Alexander Ratz und Rene Wagner

Berlin/Wien (Reuters) - Nahe dem israelischen Generalkonsulat und dem NS-Dokumentationszentrum in München hat die Polizei am Jahrestag des Olympia-Attentats von 1972 einen bewaffneten Angreifer getötet.

Der Mann gab den Sicherheitsbehörden zufolge am Donnerstagmorgen gegen 09.00 Uhr mehrere Schüsse ab. Daraufhin hätten auch die Beamten geschossen und den Mann getötet. Bei ihm handelt es sich nach Polizeiangaben um einen 18-Jährigen mit österreichischer Staatsangehörigkeit. Die Polizei München teilte am Nachmittag mit, aktuell werde von einem terroristischen Anschlag auch mit Bezug zum Generalkonsulat Israels ausgegangen.

Der Schütze war in Österreich den Behörden als mutmaßlicher Islamist bekannt. Das Innenministerium in Wien bestätigte entsprechende Medienberichte. Der 18-Jährige war 2023 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung angezeigt worden. Weitere Details wollte ein Sprecher nicht nennen.

Zu den Motiven des Täters wollte sich die Polizei zunächst nicht äußern. Sie verwies auf die laufenden Ermittlungen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sprach von einem "schlimmen Verdacht". Womöglich gebe es einen Zusammenhang zwischen der Tat und dem Gedenktag an das Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft bei den Sommerspielen in München am 05. September 1972. Glücklicherweise sei der Schütze "rasch ausgeschaltet" worden, sagte Söder.

Laut Polizei waren fünf Polizisten an dem Schusswechsel mit dem Verdächtigen beteiligt gewesen. Einsatzkräfte seien nicht verletzt worden. Den Polizeiangaben zufolge benutzte der Täter eine Langwaffe, bei der es sich um eine Repetierwaffe älteren Baujahrs handeln soll. Auf Fotos war eine Art Bajonett zu sehen. Laut "Bild" und "Spiegel" wurde gegen den Mann 2023 wegen des Verbreitens von Propaganda der Extremistenorganisation "Islamischer Staat" ermittelt, das Verfahren wurde aber eingestellt.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach von einem "schwerwiegenden Vorfall". Man sei mit den Einsatzkräften in Kontakt, wolle aber nicht spekulieren. "Der Schutz israelischer Einrichtungen hat oberste Priorität", sagte Faeser während einer Pressekonferenz in Berlin. Am 05. September 1972 hatte ein palästinensisches Extremistenkommando mit Namen "Schwarzer September" das israelische Olympia-Team angegriffen. Elf israelische Olympiateilnehmer wurden getötet. Auch ein deutscher Polizist und fünf der acht Attentäter starben.

Von dem Vorfall am Donnerstag zeigte sich die jüdische Gemeinde schockiert. "Auch uns erreichen die Nachrichten aus #München", schrieb der Zentralrat der Juden auf X. "Uns stockt der Atem. Bleiben Sie bitte sicher!" Das Generalkonsulat in München war nach Angaben des israelischen Außenministeriums wegen einer Gedenkfeier anlässlich des Jahrestags des Olympia-Attentats zum Zeitpunkt der Schüsse geschlossen. Niemand vom Personal sei bei dem Vorfall verletzt worden.

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter forderte die Bundesregierung auf, den Sicherheitskräften mehr Möglichkeiten zur Verbrechensbekämpfung einzuräumen. Konkret nannte der SPD-Politiker die Vorratsdatenspeicherung, mehr Videoüberwachung und anlasslose Personenkontrollen. Er forderte, "endlich einen rechtlichen Rahmen zu geben, damit wir den Bürgerinnen und Bürgern Sicherheit garantieren können". Die Vielzahl der Attentate und Anschläge der vergangenen Tage und Wochen "machen einfach ein Umdenken in der Bundesregierung notwendig". Alles andere wolle er nicht akzeptieren.

(Mitarbeit: Alexandra Schwarz-Görlich und Klaus Lauer. Redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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