Physik-Nobelpreis geht an KI-Grundlagenforscher

Stockholm/Frankfurt (Reuters) - Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr an den US-Physiker John Hopfield und den britisch-kanadischen Informatiker Geoffrey Hinton.
Sie werden damit für "grundlegende Entdeckungen und Erfindungen, die maschinelles Lernen mit künstlichen neuronalen Netzen ermöglichen", ausgezeichnet, wie das Nobelkomitee am Dienstag in Stockholm mitteilte. Hopfield und Hinton hätten Methoden entwickelt, die die Grundlage für das heutige leistungsstarke maschinelle Lernen bildeten. Das maschinelle Lernen auf Grundlage künstlicher neuronaler Netze revolutioniere derzeit die Wissenschaft, die Technik und das tägliche Leben.
"Die Arbeit der Preisträger war bereits von größtem Nutzen. In der Physik nutzen wir künstliche neuronale Netzwerke in den verschiedensten Bereichen, etwa bei der Entwicklung neuer Materialien mit spezifischen Eigenschaften", erklärte die Vorsitzende des Physik-Nobelkomitees, Ellen Moons. Der 91-jährige Hopfield erfand ein nach ihm benanntes Netzwerk, das eine Methode zur Speicherung und Wiederherstellung von Mustern verwendet. Hinton (76) verwendete das Hopfield-Netz als Grundlage für ein neues Netz, das eine andere Methode verwendet: die Boltzmann-Maschine. Diese kann lernen, charakteristische Elemente in einem bestimmten Datentyp zu erkennen. Mit ihr können Bilder klassifiziert oder neue Beispiele für die Art von Mustern erstellt werden, für die sie trainiert wurde.
"Hinton baute auf dieser Arbeit auf und trug dazu bei, die derzeitige explosionsartige Entwicklung des maschinellen Lernens einzuleiten", erklärte das Nobelkomitee. Hinton, ein Pionier der künstlichen Intelligenz, verließ Google im Jahr 2023 und sagte, er habe dies getan, um frei über die Gefahren der Technologie sprechen zu können, nachdem er erkannt habe, dass Computer viel früher als von ihm und anderen Experten erwartet intelligenter als Menschen werden könnten.
"Obwohl maschinelles Lernen enorme Vorteile hat, hat seine schnelle Entwicklung auch Bedenken hinsichtlich unserer Zukunft aufkommen lassen", sagte Moons. "Die Menschheit trägt gemeinsam die Verantwortung, diese neue Technologie auf sichere und ethische Weise zum größtmöglichen Nutzen der Menschheit einzusetzen." Hopfield war Professor an der Universität Princeton in den USA, Hinton ist emeritierter Professor an der Universität von Toronto in Kanada.
Der Nobelpreis gilt international als eine der wichtigsten wissenschaftlichen Auszeichnungen. Im vergangenen Jahr waren die Forscher Pierre Agostini, Ferenc Krausz und Anne L’Huillier für ihre experimentellen Methoden zur Erzeugung von "Attosekunden-Lichtimpulsen" ausgezeichnet worden. Als bekanntester Träger des Physik-Nobelpreises gilt Albert Einstein, der ihn für seine Arbeit zum fotoelektrischen Effekt erhielt.
(Bericht von Niklas Pollard und Patricia Weiß, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)